Chefarzt geht in Ruhestand Chefarzt geht in Ruhestand: Welche Spuren er an der Asklepios-Klinik hinterlassen hat

Weißenfels - Mit einem kleinen Schnitt kann man viel erreichen. Davon hat Jörgen Bretschneider in den vergangenen Jahrzehnten viele überzeugt. Nun geht der 66-jährige Chefarzt an der Weißenfelser Asklepios-Klinik zum Monatsende in den Ruhestand. Wenn er am Mittwoch im Krankenhaus ab 15 Uhr offiziell verabschiedet wird, dann dürfte es voll werden.
Immerhin gehört Bretschneider fast zum Inventar der Weißenfelser Klinik. Er hat vor allem beim Aufbau der Schlüsselloch-Chirurgie, den Operationen mit geringstmöglichem Eingriff, seine Spuren hinterlassen.
Mehr als 40 Jahre mit der Weißenfelser Klinik verbunden
Mehr als 40 Jahre ist Bretschneider mit der Weißenfelser Klinik verbunden. Mit zwei Unterbrechungen. 1988 versorgte er ein halbes Jahr Verwundete des Bürgerkriegs im afrikanischen Uganda. 1998 dann hat er ein Jahr lang an der Uni in Halle gearbeitet, hat dort die Schlüsselloch-Chirurgie aufgebaut.
„Ich wollte immer operieren“, blickt Bretschneider heute auf sein Berufsleben in jener Klinik zurück, mit der er auf besondere Weise verbunden ist. Nicht nur, dass er 1951 in eben diesem Krankenhaus geboren wurde. Weil sein Vater lange Zeit krank war, gehörten Besuche im Krankenhaus für Jörgen Bretschneider zum Alltag. Nach fünf Jahren Medizinstudium hielt das Leben für den jungen Arzt eine besondere Begebenheit bereit.
„Bei meinem ersten Notarztdienst musste ich meinen eigenen Vater holen“
„Als ich im Herbst 1977 meinen ersten Notarztdienst am Weißenfelser Krankenhaus hatte, musste ich meinen eigenen Vater holen“, erzählt Bretschneider. Die Karriere ließ nicht lange auf sich warten: Mit 33 Jahren wurde er jüngster Oberarzt an der Chirurgie. „Dabei habe ich meinen Chefs viel zu verdanken“, sagt der Weißenfelser und nennt Namen von Medizinern wie Siegfried Hirschfeld und Edmund Gotthardt.
Spätestens mit der Wende ließ Bretschneider das Thema Schlüsselloch-Chirurgie nicht mehr los. Kurzerhand nahm er seinen Jahresurlaub plus vier Wochen unbezahlten Urlaub und ging zur Hospitation an die Uniklinik in Würzburg, einer namhaften Gesundheitseinrichtung in Bayern. „Das war eine spannende Zeit. Die neue OP-Methode wurde damals kontrovers diskutiert“, erinnert sich Bretschneider. Der Weißenfelser Mediziner war schnell überzeugt von den Vorteilen: weniger Schmerzen, kleine Schnitte, die schnell heilen, kürzerer Aufenthalt im Krankenhaus.
Schlüsselloch-Chirurgie gegen anfänglichen Widerstand in Weißenfels aufgebaut
Nach dem Jahr an der Uniklinik in Halle hat er schließlich die Schlüsselloch-Chirurgie gegen anfänglichen Widerstand in Weißenfels aufgebaut. „Es war wichtig, dass Weißenfels hier eine Vorreiter-Rolle einnimmt“, meint der Mediziner heute. 1992 schließlich wurde am Weißenfelser Krankenhaus die erste Gallenblase mit der neuen Methode entfernt, 1996 war es die erste Darm-OP.
Heute werden Gallenblase und Blinddarm zu nahezu hundert Prozent auf diese Art und Weise operiert. Verändert hat sich auch der Charakter der Arbeit der Mediziner. „Wir hatten früher weniger administrativen Stress“, sagt Bretschneider. Heute sei man als Chefarzt mehr denn je auch ökonomischer Leiter einer Klinik.
Workshop von Spezialisten aus Mitteldeutschland ins Leben gerufen
Immer wieder hinterließ Bretschneider in den vergangenen Jahren auch über das Weißenfelser Krankenhaus hinaus seine Spuren. Auf seinem Spezialgebiet etwa, der Proktologie, der Chirurgie des Mastdarms. So hat er einen Workshop von Spezialisten aus Mitteldeutschland ins Leben gerufen. Mittlerweile seit 15 Jahren treffen sie sich einmal im Jahr zum Erfahrungsaustausch.
Nun also ein großer Einschnitt, der Ruhestand. Mehr Zeit für die Familie, zu der in Hamburg zwei Töchter und zwei kleine Enkel gehören. Die Ehefrau praktiziert noch als Kinderärztin. Mehr Zeit auch für Hobbys, Geschichte, Fremdsprachen. Und an die Uni in Halle will er als Gasthörer zurück. (mz)