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Burgenlandkreis Burgenlandkreis: Schnittstelle am Feldweg

Von andreas richter 21.12.2012, 18:37

Schönburg/MZ. - Eher unscheinbar steht der eingezäunte Flachbau am Schönburger Ortsrand. Ein wenig erinnert der terrakottafarbene Außenanstrich an den Italiener um die Ecke. Doch mit kulinarischen Genüssen oder gar Mittelmeer-Romantik hat der Bau nun weiß Gott nichts zu tun. Eher schon mit Gas und Wärme und dem alltäglich Selbstverständlichen, um das wir uns zumeist keinen allzu großen Kopf machen.

"Hier übernehmen wir das Gas von den Vorlieferanten", erklärt Lutz Holz die Bestimmung des Bauwerks am Feldweg. Der 51-Jährige arbeitet bei der Servicegesellschaft Sachsen-Anhalt Süd mbH, einer Tochter der drei Stadtwerke in Weißenfels, Naumburg und Merseburg. Als Abteilungsleiter Rohr ist der Gasmonteur verantwortlich für das Netz, durch das das Gas zu den Kunden hin verteilt wird. Und auf diesem Weg ist die Übernahmestation, ÜST Schönburg genannt, eine entscheidende Schnittstelle. "Von hier wird das Gas für das gesamte Versorgungsgebiet der Weißenfelser Stadtwerke eingespeist", erklärt Holz. Rund 6 000 Haushalte werden versorgt, plus 27 Großkunden, unter anderem Betriebe der Lebensmittelindustrie.

Dann öffnet Holz die Tür zu einem der Räume von ÜST Schönburg. Darin eine Gasdruck-Mess- und -Regelanlage. Grüne Stahlrohre unterschiedlichen Durchmessers durchziehen auf einer Länge von etwa zwölf Metern den Raum, dazu diverse Mess- und Regelgeräte, Leitungen, Schieber und Ventile. Was der Laie respektvoll zur Kenntnis nimmt, ist für Thomas Jahn Arbeitsalltag. Der 51-Jährige ist der Spezialist für solche Mess- und Regelanlagen. Schritt für Schritt wird der Gasdruck hier herunter gefahren, erklärt er. Um das Gas über die Fernleitungen hierher transportieren zu können, brauche es einen bestimmten Druck. Mit 50 bar kommt es an der Übernahmestation an, am Ende sind es noch zehn bar. Aus physikalischen Gründen wird das Gas zu jeder Zeit vorgewärmt - auch im Hochsommer. Zwei parallele Arbeitsschienen, wie die Fachleute es nennen, durchziehen den Raum. Alles ist doppelt abgesichert, fällt eine Schiene mal aus, gibt es noch die zweite. Und schließlich steht in Weißenfels-Nord sogar eine zweite ähnliche Anlage in Bereitschaft für den Notfall. Jahn muss all das laut erklären, denn die Strömung des Gases verursacht ein unaufhörliches lautes Rauschen. Irgendwann wird der Gang zur Tür hinaus zum Balsam für die Ohren.

In dem ruhigeren kleinen Nachbarraum stehen große Vorratsbehälter. Wieder sorgen die Fachleute, beide seit rund 30 Jahren in der Branche tätig, für Aufklärung. "Damit wird das Gas riechbar gemacht", sagt Lutz Holz. Die Vorratsbehälter sind mit schwefelfreiem Odoriermittel befüllt, das dem Gas beigemengt wird. "Das ist eine wichtige Sicherheitsmaßnahme. Gas ist an sich geruchsneutral, nur durch die Warngerüche kann der Kunde Lecks oder defekte Anlagen schnell bemerken", erklärt Holz weiter.

Schließlich gehören noch ein Elektro- und ein Kesselraum zu ÜST Schönburg. In Letzterem halten drei große orangefarbene Heizkessel den Warmwasserkreislauf zum Vorwärmen des Gases in Gang. Im Elektroraum können die Fachleute den Durchlauf der Rohre ablesen. Der Abteilungsleiter wirft einen kurzen Blick auf die Anzeige: Rund 7 500 Kubikmeter in der Stunde laufen gerade durch die Anlage, ausgelegt ist sie auf bis zu 20 000 Kubikmeter.

Von der Netzleitzentrale in Naumburg aus wird die Übernahmestation überwacht. Mindestens einmal in der Woche sind Fachleute der Servicegesellschaft zur Kontrolle vor Ort, versichern Lutz Holz und Thomas Jahn, die sich seit vielen Jahren kennen, zu DDR-Zeiten im Energiekombinat in Halle gearbeitet haben.

Wenn das Gas die Schnittstelle am Schönburger Ortsrand passiert hat, dann ist sein langer Weg zum Verbraucher allerdings noch nicht zu Ende. "47 Regleranlagen im Stadtnetz sorgen dafür, dass der Druck weiter vermindert wird", berichtet Holz. Schließlich kommt das Gas im Ortsnetz mit einem Druck von 50 Millibar an.