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Burgenlandkreis Burgenlandkreis: Freiwillige suchen Helfer

Von Holger Zimmer 26.03.2012, 18:17

Burgwerben/MZ. - Das Geräusch der Reibebretter klingt aus einem der hinteren Räume. Hier, im Erdgeschoss des Burgwerbener Rittergutes, sind Lothar Wallenburger (59) und Horst Eifert (61) beim Verputzen der alten Wände. Letzterer schaut eher skeptisch, als Claus Hentzschel sagt, dass die Räume für ein kleines Museum möglichst noch in diesem Jahr fertig werden sollen.

Es ist jenes Engagement der Burgwerbener, von dem Ortsbürgermeister Hubert Schmoranzer (parteilos) gern spricht. Und Hentzschel äußert: "Hier kann man sich einbringen und etwas Gutes für Geist und Körper tun." So wie Jens Lämmerhirt. Der 33-jährige Maler und Lackierer ist alleinerziehend und arbeitslos. "Ist doch besser, man sitzt nicht zu Hause rum und hat was zu tun." Der Burgwerbener hofft natürlich, dass er bald wieder einen Job findet. Doch bis dahin kratzt er die alte Schlämmkreide von Wänden und Decken und will außerdem beim Malern zufassen.

Die Hoffnung haben auch Eifert und Wallenburger nie aufgegeben. Denn für sie geht es um Punkte für die Rentenkasse. Lothar Wallenburger ist zwar eigentlich Schweißer, hat aber über zwei Jahre in DDR-Zeiten an seinem Haus gebaut. "Damals hat man Sand und Zement mischen müssen. Heute kriegt man alles fertig und Mühe, um Fliesen zu bekommen, hat man auch nicht mehr." Seit einem Arbeitsunfall ist er gesundheitlich gehandicapt, hat manche Reha-Maßnahme auf dem zweiten Arbeitsmarkt hinter sich und Sportplatz sowie Gemeindehof mit gepflastert. Sogar Hausmeister in der Freien evangelischen Schule war er, doch was Dauerhaftes wurde daraus nicht. Horst Eifert war auf Montage, als ihn die Pleite seiner Firma ereilte. Seitdem hat er Maßnahmen bei der Beschäftigungsgesellschaft Kösa und dem Christlichen Jugenddorfwerk hinter sich. Nun also arbeiten die Männer unentgeltlich, weil es mit Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen (ABM) schlecht aussieht. "Dabei wäre das hier eine gute Maßnahme", sagt Eifert und zeigt auf die Räume ringsum. Drei-, viermal in der Woche fassen sie mit zu, drei Stunden jeweils. Beide sind sie von Boto Schneider angesprochen worden, ob sie nicht helfen wollten.

Da werden seit Monaten Heizungsrohre entfernt, Stemmarbeiten durchgeführt und Durchbrüche verschlossen. Und die schwerste Arbeit steht ihnen noch bevor: Dort, wo der Putz von den Kreuzgratgewölben abzufallen droht, soll nicht wieder neu verputzt werden. Wahrscheinlich werden die Steine mit einem flachen "Goldband", wie der Fachmann sagt, abgedeckt. An anderen Stellen sollen sie nur verfugt werden und sichtbar bleiben. Acht Räume und eine Toilette gilt es fertigzustellen. Warum er hier mitarbeitet? Die Frage beantwortet Horst Eifert so: "Ich will helfen und schön wäre, wenn uns noch andere Senioren unterstützen könnten." Lothar Wallenburger fügt an: "Für mich wäre es nichts, auf der Couch zu liegen. Ich bin schon früh bei einem Minijob als Hausmeister unterwegs und auch mein Hund muss dreimal am Tag raus."

Dass Menschen ihre Fähigkeiten in einem solchen Projekt für die Gemeinschaft einbringen, freut Claus Hentzschel. Er hat Elektromonteur gelernt und genießt als promovierter Mediziner seinen Ruhestand. Er engagiert sich auch in der Kirchengemeinde und hat jene Zeit erlebt, als das alte Pfarrhaus über eine ABM zum Dorfgemeinschaftshaus ausgebaut wurde. Noch heute ist er des Lobes voll über jene, die damals viel geschaffen haben. Nun verweist er auf das alte Rittergut, das mal ein Touristenmagnet am Saale-Radwanderweg werden könnte. Und er schwärmt von dem ältesten Teil des Bauwerks mit den Kreuzgratgewölben und von den Kellern, die von der Hofseite über eine Treppe zu erreichen sind, auf der Saaleseite aber faktisch zu ebener Erde liegen. "Ein Dorfmuseum hat doch heute fast jeder Ort und auch wir wollen natürlich darstellen, wie die Leute früher gewohnt haben."

Darüber hinaus aber hat Burgwerben Pfunde, mit denen der Ort wuchern kann: Seit Jahrhunderten wird hier Wein angebaut. Das Herrschergeschlecht der Askanier ist mit dem Dorf verbunden, Preußenkönig Friedrich II. hat hier nach der Schlacht bei Roßbach übernachtet und der Philosoph Carl Heinrich Heydenreich hat in dem Dorf gelebt.