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Burgenlandkreis Burgenlandkreis: Einblick in historischen Schätze

Von HEIKE RIEDEL 28.12.2012, 18:59

LÜTZEN/MZ. - Hätte Reinhard Münzberg ein Vermögen wie einst Oskar Planer, er würde es wohl ebenso für seine Sammelleidenschaft einsetzen, wie es der Lützener Kaufmann vor 100 Jahren getan hatte. Gemessen an den Verdienstmöglichkeiten in seinem Leben hat es der 65-jährige Münzberg beachtlich weit gebracht mit seiner Sammlung zu Lützen.

Angefangen hat alles mit einer Postkarte von Lützen, die ihm sein Großvater aus der eigenen Sammlung für den Heimatkundeunterricht in der Schule schenkte. Heute kann Münze, wie ihn damals schon die Mitschüler nannten, mehr als 500 Postkarten von seiner Heimatstadt vorlegen.

Die älteste seiner Karten wurde am 28. Juli 1890 vom Theologiestudenten Jacob Wischlein geschrieben, den ein Ausflug nach Lützen geführt hatte. Die Zeichnung von der Stadt ist über den Adressaten in Nürnberg wieder nach Lützen zurückgekehrt. Früher war Münzberg nämlich eifrig auf Tauschbörsen unterwegs. Sein Geld verdiente er zu DDR-Zeit als Elektriker in Leuna.

Schließt er von den Postkarten zurück, hat die Kleinstadt die besten Jahre im 20. Jahrhundert erlebt, sowohl aus den 20er und 30er Jahren als auch aus DDR-Zeiten kann er schöne Ansichten zeigen. Die Postkartenserie, die 1932 aus Anlass der 300-jährigen Wiederkehr des Todes von Schwedenkönig Gustav II. Adolf herausgegeben wurde, hat der Sammler sowohl in Grau- wie auch in Braundruck.

Nach 1990 hat er sich sogar selbst als Fotograf eingebracht, um seine Stadt von ihren besten Seiten zu präsentieren. Sieben Ansichtskarten mit mehreren markanten Motiven von Lützen hat Münzberg gemeinsam mit dem Schreibwarenhändler Günter Möschler herausgebracht.

Lützen auf Landkarten und Karten von Schlachten, alte Zeitungen und Zeitungsbeiträge, 450 Seiten eine handschriftliche Kopie der katholischen Kirchenchronik, Alt und Neu vergleichende Fotos, Gedenkmedaillen, Bücher.

Im Museum der Stadt hat Münzberg die Breite seines Hobbys schon einmal präsentiert. Zudem tauscht er sich in der Interessengemeinschaft der Lützener Heimatfreunde mit Gleichgesinnten zu Geschichtsthemen aus, leitet seit dem Tod von Günter Stange 2003 deren Arbeit sogar.

Und er ist Mitglied im Verein der Heimat- und Museumsfreunde Lützen, womit er das Museum im Schloss unterstützt. Vor allem schätzt er, dass er dort Zugang zum Archiv und einen noch breiteren Kreis zum Kommunizieren hat. Die Möglichkeiten des Museums richtig schätzen gelernt habe er während einer dreijährigen Arbeitsbeschaffungsmaßnahme dort.

Spätestens seitdem weiß Museumsleiter Maik Reichel nun auch von der Sammelleidenschaft und den Schätzen des Lützeners. Und die werden zum Beispiel interessant für die Öffentlichkeit, wenn 2014 die Ausstellung zu dem 1854 in Lützen geborenen Maler und Illustrator Arthur Langhammer für das Museum vorbereitet wird.

Denn Langhammer ist Münzbergs Sammelschwerpunkt der vergangenen 15 Jahre. Zwar hat er keine Original-Gemälde, doch einen Katalog, in dem steht, wo sie zu finden sind. Im Leipziger Bildermuseum hat Münzberg dazu intensiv recherchiert. 600 Illustrationen von Langhammer finden sich aber zum Beispiel in den drei Bänden "Europäisches Sklavenleben" von Friedrich Wilhelm Hackländer, die Münzbergs sein Eigen nennt.

Sieben Bücher legt er stolz vor. "So komplett sind mir bisher nirgends die Bücher begegnet, alle von Langhammer illustriert", sagt er dazu. Von Bildern, die es im Museum im Original gibt, hat er Kopien. Und er hat den passenden Band Künstlermonographien dazu, "Neu-Dachau" von 1905. Zwei Original-Fotos von Langhammer gehören zu seiner Sammlung.

In mühevoller Kleinarbeit ist der Stammbaum der Familie Langhammer entstanden. In Dörfern der Umgebung bis Schochwitz (Saalekreis) hat Münzberg die Informationen aus Kirchenbüchern zusammengetragen. Gern stellt er sein Wissen der Öffentlichkeit zur Verfügung.