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Bestattungskultur Bestattungskultur: Gräber sollen pflegeleichter und ästhetischer werden

Von Petra Wozny 20.10.2015, 05:00
Steinmetzmeister Wolfram Zech stellte bereits im vergangenen Jahr verschiedene pflegeleichte Urnengrabgestaltungen vor.
Steinmetzmeister Wolfram Zech stellte bereits im vergangenen Jahr verschiedene pflegeleichte Urnengrabgestaltungen vor.  Foto/Archiv: Michael Thomé Lizenz

Hohenmölsen - Auf Hohenmölsens Friedhof ist jede Menge Platz. Platz für anders gestaltete Gräber als sie derzeit üblich sind. Denn bei Bestattungen liegen gegenwärtig die graue Urnenwand und die grüne Wiese im Trend. 2013 wurden hier 164 Bestattungen vorgenommen, davon 159 Urnen- und fünf Erdbestattungen. Von den 159 Urnen wurden 67 auf der grünen Wiese und 32 in der Urnenwand beigesetzt. Etwa zwei Drittel der Hinterbliebenen wünschen sich die Anonymität der Beisetzung.

Die Ursache, warum Menschen die namenlose Bestattung, die Urnenwand oder gar eine Beisetzung außerhalb des Friedhofes bevorzugen, kennen Bürgermeister Andy Haugk (parteilos) und Amtsleiterin Birgit Rutkowski nur zu gut. „Die Familien wohnen nicht mehr so eng zusammen. Sie haben keine Zeit, auf den Friedhof zum Trauern zu gehen“, ist von Rutkowski zu hören. Ältere Menschen möchten den Hinterbliebenen keine Arbeit mit ihrem Tod machen und darum pflegeleicht bestattet werden.

Neue Friedhofskultur

Doch die bislang bevorzugten Varianten - grüne Wiese oder ein Fach in der Urnenwand, würden auch Probleme bereiten. „Trotz dieser angestrebten Anonymität suchen die Angehörigen die Nähe“, schildert die Amtsleiterin. Blumen würden mitten auf der grünen Wiese niedergelegt, eben dort, wo die Urne des Toten vermutet wird. „Andere stecken Blumen in die Ritzen der Urnenwand, was auch kein Bild gibt“, schildert Rutkowski. „Das kann nicht die Friedhofskultur sein, die wir anstreben“, fügt der Bürgermeister an und erinnert an den ersten offenen Friedhofstag, der im vergangenen Jahr in Hohenmölsen weiterreichende Angebote unterbreitete.

So drei Varianten von so genannten pflegeleichten Gräbern. Der Hohenmölsener Steinmetzmeister Wolfram Zech hatte dafür Beispiele offeriert, wie anspruchsvolle Urnengräber aussehen können. Die erste mit vier Kissensteinen, eine weitere mit Liegesteinen und eine mit einer Stele. Eingefasst sind sie mit Granitborden und belegt mit Kiesel oder Rindenmulch.

Das Vorhaben der Stadt ist nun, auf den Friedhöfen von Granschütz, Taucha und Hohenmölsen derartige Urnengräber anzubieten. Dafür würde die Stadt mit 20.000 Euro in Vorkasse gehen, um das Material einkaufen zu können. Rutkowsi setzt im Vergleich dazu den Kauf einer Urnenwand entgegen, der liegt bei 30.000 Euro.

Steigende Materialkosten

Mehrere Gründe haben die Verwaltung bewogen, den vorgenannten Schritt zu gehen. Der Wunsch nach mehr Ästhetik zum einen, zum anderen aber auch, dass die private Beschaffung der Materialien bis zu einem Vierteljahr dauert - die Stadt dies aber durch die Mengenbestellung besser koordinieren könnte. Trotz allem steigen für die Angehörigen die Kosten. Lagen sie bei einem Urnengrab bislang bei 464,30 Euro - das beinhaltet die Grabfläche und die Unterhaltung, würden sie in der neuen Gestaltung bei 1 344,30 Euro liegen. Nun sind Materialkosten mit drin. Zahlreiche Nachfragen nach einer pflegeleichten Bestattung liegen dennoch der Stadt bereits vor.

In der jüngsten Sitzung des Stadtrats kam das geplante Vorhaben nicht so gut an. Peter Storch (CDU) plädierte im Grunde zwar für eine „ansehnliche Bestattung“ hält aber die dafür aufzuwendenden Kosten für nicht unerheblich. „Dieser Preis ist nicht zu erklären.“ Bernd Hoffmann (CDU) sieht keinen Sinn darin, dass „sich das die Stadt auf den Tisch zieht“. Lieferschwierigkeiten könne er nicht gelten machen. Zudem vermutet er eine Bevormundung des Bürgers, ihm die Bestattungsform förmlich vorzuschreiben.

Eine gute Absicht in Richtung einer moderneren Bestattungskultur, die jedoch im Stadtratsbeschluss offensichtlich nicht so präzise formuliert wurde. Nun wird in den kommenden Wochen noch einmal in den Ausschüssen diskutiert: Was wird künftig auf den Friedhöfen der Einheitsgemeinde Trend, wenn man weg will von grauen Wänden und grünen Wiesen? (mz)