Battlefield-Pub in Weißenfels Battlefield-Pub in Weißenfels: Viel Kultur in der "guten Stube"

Weißenfels/MZ - „Mein Lieblingsplatz?“ Uwe Brückner überlegt. „Die Stadthalle vielleicht, die so viel für den Sport in Weißenfels gebracht hat.“ Aber er sagt dann doch, dass mit dem Pub „Battlefield“ im Geleitshaus ein Traum für ihn in Erfüllung gegangen sei. „Denn eine Kulturkneipe war das, was ich immer machen wollte.“
Er war Lokschlosser und Lokführer, konnte nach der Wende, als er Sozialarbeiter wurde, endlich studieren und hat gleichzeitig den Live-Club mit aufgebaut. Musik war sein Ding, denn mit Musik kann man Menschen zusammenbringen, deeskalierend wirken und unterhalten. Damals hat er mit Gleichgesinnten die Rockband „Deep Purple“ in den Schlosshof geholt, Fans sogar aus dem Ausland angelockt und über 4 000 Menschen glücklich gemacht.
Inzwischen gibt es bei Brückner seit siebeneinhalb Jahren neben der Kultur Guinness und Whisky. Warum es ausgerechnet ein Irish-Pub sein musste? Der 55-Jährige erzählt von einer Fahrradtour kurz nach der Wende durch Irland. In jener Zeit vor dem wirtschaftlichen Aufschwung waren die Leute dort hilfsbereit und warmherzig. Lebensfreude und die geschichtliche Tragik spiegeln sich in der Musik wider. „Da hatte ich schnell mein Herz an Irland verloren“, sagt er. Es sei also naheliegend gewesen, ein Stück der grünen Insel an die Saale zu holen.
„Garlic & Onions“ habe als erste Truppe bei ihm gespielt. Später etablierte er mit Freunden eine Session, denn auch das zwanglose und lustige Musizieren hatte ihn in Irland begeistert. Und inzwischen sind unzählige Bands bei ihm aufgetreten: deutsche, die das Keltische mögen, schottische und eben irische, wie am Mittwochabend „Keeva“ mit Tola Custy, Gerry Paul, Fynn Johansen und Alan Doherty, mit dem er im kommenden Jahr ein Folk-Festival auf der Schloss-Terrasse organisieren will.
Seit der Gründung hat Brückner nach eigenen Hochrechnungen mehr als 300 Musik-Veranstaltungen, Filmabende und Lesungen angeboten. Die Gästezahl dürfte die vom Deep-Purple-Konzert längst getoppt haben und sich im fünfstelligen Bereich bewegen. Das damit verbundene Risiko habe sich im überschaubaren Rahmen gehalten und sich das „Battlefield“ zu einer angesagten Adresse für LiveMusik entwickelt, die es fast wöchentlich gebe. Die urige Atmosphäre mit Dudelsack und Harfe, keltischem Kreuz und saloppen Sprüchen an den Wänden mag dazu beigetragen haben, dass der Arbeitsplatz Brückners Lieblingsort ist.
Einer, wo er auch bei ausverkauftem Haus mal die Seele baumeln lassen kann. Angesichts seines rührigen Teams - auch die Familie hilft tatkräftig mit - kann er hier der von ihm geliebten Musik zuhören, die Gäste in seiner „Wohnstube“ begrüßen und mit seinen vielen Bekannten schwatzen. Und er betont: „Ich bin ein kommunikativer Typ, da wäre Lokführer auf Dauer nichts gewesen.“
Und Brückner wäre nicht er selbst, wenn er nicht die Messlatte immer ein Stück höher legen würde. Mit „Deep Purple“ hat es angefangen und mit dem Comedian Olaf Schubert ist es weitergegangen, seit Jahren im Dezember im vollen Kulturhaussaal. Auch Konstantin Wecker hat er bereits nach Weißenfels geholt. Darüber hinaus gehört Uwe Brückner mit dem Goldschmied Jens Fischer zu den Organisatoren der Höfischen Weihnacht in inzwischen 20 Höfen der Stadt. In diesem Jahr ist die Wein-Nacht dazugekommen und den rührigen Klosterverein unterstützt er mit einem Dixieland-Festival.
Auch angesichts des umfangreichen Kulturhaus-Programms sagt er: „Wir haben kulturell eine gute Quantität in der Stadt erreicht, bestenfalls ließe sich an der Qualität arbeiten. Aber es ist faktisch für jeden etwas dabei.“ Inzwischen ist das Geleitshaus zum Lieblingsort für viele geworden und Brückner möchte künftig auch das Gustav-Adolf-Museum für Buchlesungen und anderes nutzen, um es stärker in den Blickpunkt zu rücken.