Babys mit Alkoholsyndrom Babys mit Alkoholsyndrom: Viel zu viele Schwangere trinken Alkohol

Weissenfels - Immer mehr Frauen scheinen in der Schwangerschaft regelmäßig Alkohol zu trinken. In Europa konsumieren laut einer Studie bis zu 30 Prozent der schwangeren Frauen Alkohol. Allerdings liegt der Alkoholkonsum in Deutschland weit über dem internationalen Durchschnitt. Es ist deshalb nicht auszuschließen, dass sich die vorhandenen Zahlen als zu konservativ erweisen, so die promovierte Kinderärztin Roswitha Leich, Oberärztin am Weißenfelser Krankenhaus. In Italien weisen acht Babys von 1?000 das Alkoholsyndrom auf. „Warum soll das in Deutschland anders aussehen?“ Im Naumburger Klinikum gebar vor wenigen Wochen eine Frau ein Kind, die während der Geburt eine stark besorgniserregende Alkoholkonzentration im Blut hatte. Und nicht nur das: Bei dem Baby wurde kurz nach der Geburt ein schier unbegreiflicher Promillewert gemessen. Die Kinder kommen allerdings nicht zwangsläufig alkoholisiert zur Welt.
Dass Neugeborene mit körperlichen Auffälligkeiten jedes Jahr geboren werden, kann die langjährig tätige Kinderärztin Roswitha Leich bestätigen. Und das mit verheerenden Folgen: Die Babys sind beispielsweise zu klein, zu leicht, sie haben enge, zusammenstehende Augen, tiefsitzende Ohren und einen zu kleinen Kopf. „Wir betreuen vier Kinder, vier weitere kenne ich, die zu Hause oder bei Pflegeeltern sind“, erklärt Hannelore Nickel vom Förderverein „Salati“, der sich in Weißenfels und in Lützen um 15 Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit unterschiedlichen Behinderungen kümmert. „Diese Kinder können kein normales Leben mehr führen, alles bei ihnen ist anders“, berichtet die 55-Jährige.
Kreislaufprobleme und Wahrnehmungsverzögerungen
Die 14-jährige Simone darf beispielsweise keine Weintrauben essen und auch keine Gummibärchen. Das führt in ihrem Körper aufgrund der Schädigung der Leber zu einer alkoholischen Gärung: Das Mädchen leidet sofort an Übelkeit, Erbrechen, Durchfall und bekommt Kreislaufprobleme. Jana (9) hat die Größe einer Fünfjährigen, hinzu kommt eine Wahrnehmungsverzögerung. „Unser Björn darf nicht mal einen Apfel essen, weil er ansonsten sofort wahnsinnige Bauchschmerzen bekommt, Krämpfe, er wird apathisch“, erzählt Hannelore Nickel. „Und unser Mario, er ist 15 Jahre alt, wiegt ganze 35 Kilogramm und ist zudem Diabetiker. Wir müssen in der Ernährung auf die kleinste Zusammensetzung achten, auf alle Konservierungsstoffe, unbedingt. Ansonsten kommt es bei den Kindern sofort zu unberechenbaren Reaktionen.“ (mz)