Altmeister beschert Figaros
Weißenfels/MZ. - Vorfreude kurz vor den Weihnachtsferien: Mit Kämmen aus Schildpatt für Hochsteckfrisuren, feinen Kunstdrucken unter Glas und alten Fachbüchern überrascht Jürgen Riesebeck aus Naumburg zukünftige Figaros in den Berufsbildenden Schulen (BBS) in Weißenfels.
"So etwas handwerklich Schönes gibt es heute gar nicht mehr", staunt Juliane Philipp. An den Kämmen kann sich die 19-jährige Weißenfelserin nicht satt sehen. Mit Christin Spaniel aus ihrer Klasse bewundert die Friseurin im ersten Ausbildungsjahr die kunstvoll gedrehten Locken auf den Bildern. "Das sind modische Frisuren, wie sie die Damen zur Rokoko- und Biedermeierzeit trugen", erklärt Riesebeck schmunzelnd. In seiner Stadt, in der die Kämme vor mehr als hundert Jahren gefertigt wurden, führte der heute 72-Jährige mit seiner Frau in siebenter Generation bis vor drei Jahren ein Friseurgeschäft. "Ich stand bis zu meinem 69. Lebensjahr im Beruf, unser Salon in der Marienstraße 33 bestand immer an der selben Stelle 253 Jahre und war der älteste seiner Art in ganz Deutschland", erzählt der Domstädter stolz. Das sei ihm und seiner Familie von der Handwerkskammer Halle und dem Zentralverband des Deutschen Friseurhandwerks nach umfangreichen Recherchen bestätigt worden.
"Das ist wunderbares Anschauungsmaterial für den Unterricht", freut sich Jutta Bergmann. Der Fachlehrerin für Friseure ist es zu verdanken, dass Riesebeck der Schule einen Teil aus seiner Sammlung zur Verfügung gestellt hat. Seit vielen Jahren bestehe eine enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit.
Bei den Schaustücken handelt es sich nach den Worten des Altmeisters um Arbeiten, die jahrzehntelang sein Geschäft geschmückt hätten. "Ich finde es wichtig, dass sich die Lehrlinge auch mit Geschichte und nicht nur mit Frisurentechnik befassen", erläutert der Rentner das Anliegen seiner Schenkung. Mode gehöre dazu und sei ein Bestandteil der Kulturgeschichte.
