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ADMV-Classic-Cup ADMV-Classic-Cup: Eine PS-starke Wegbegleiterin

Von Andrea Hamann 26.11.2012, 18:17

Weissenfels/MZ. - Viele Menschen in Weißenfels wissen, was Karsten Guhra ist: Kfz-Meister. Wenige wissen, was er noch ist: ein international erfolgreicher Rennfahrer.

Im ADMV-Classicrenncup Klasse 3 / 2 (250 Kubik) hat er es auf den vierten Platz in der Gesamtwertung geschafft. In der Klasse 2 / 1 (bis 125 Kubik) reichte es für Platz sechs. Karsten Guhra hat diese Erfolge auf seiner olivgrün-weißen MZ HB, Baujahr 1978, eingefahren. Dabei hätte die Maschine ruhig noch sieben Jahre jünger sein können. Modelle, die bis 1985 gebaut wurden, sind beim ADMV-Cup zugelassen.

Immer unter den ersten zehn

Das hat der Mann aber nicht nötig. "Ich bin bei allen zwölf Rennen in die Punktwertung gefahren", sagt er. Das bedeutet, er hat es immer unter die ersten zehn geschafft. Zur Veranschaulichung: durchschnittlich starteten pro Rennen schätzungsweise 42 Teilnehmer aus Deutschland, der Schweiz und anderen Ländern.

Die Rennen wurden unter anderem am Schleizer Dreieck, dem Lausitzring und auf dem Frohburger Dreieck ausgerichtet. Nicht immer lief es glimpflich ab. In Italien warf es ihn von der Maschine. Helm und Kleidung gingen kaputt, Rippen und andere Knochen wurden geprellt. "In der Nacht hat meine Frau mich und meine Helfer meine Sachen zusammengeflickt", erinnert er sich noch gut. Die Maschine blieb größtenteils unversehrt.

Karsten Guhra steht vor dem Fahrzeug. Um die größte Leistung aus der MZ herauszuholen, ist dort Computertechnik fehl am Platz. Guhra muss ganz an den Ursprung der Technik zurück. Er beherrscht sein Handwerk. "Der Basismotor ist von der MZ", sagt er. Er hat ihn aber so umgebaut, dass der Motor eine stärkere Leistung erbringt. Außerdem hat er die Einlasssteuerung verändert - Tuning wird das genannt.

Mittlerweile hat seine Maschine die 50 PS-Leistung erreicht. Das bedeutet, mit bis zu 240 Sachen prescht er über den Asphalt. Dennoch: der Weißenfelser bleibt vernünftig. "Jede Rennstrecke erfordert eine andere Leistung", sagt er. Daher muss auch vor jedem Start die Einstellung genau abgestimmt werden.

Das heißt, das Team um Karsten Guhra muss einschätzen können, welche Mischung des Kraftstoffes der Motor braucht und welche Düse und Zündkerze zum Einsatz kommt. "Da ist das Risiko schon da, das wir einen totalen Bock schießen", sagt er. Aber der Vater einer Tochter kann sich auf seine Erfahrungen verlassen.

Rückblick: Es ist wahrscheinlich der Nachbar, der den Grundstein für Guhras Leidenschaft setzt. "Er hat sich Zeit genommen und ich durfte bei ihm als Kind an dessen Motorrädern herumschrauben", weiß der heute 50-Jährige noch gut. 1976 fängt er an, Rennen zu fahren. Bis 1982 dreht der Weißenfelser erfolgreich seine Runden. Guhra ist so gut, dass er eine Auslandslizenz bekommt.

Nun darf er sogar in sozialistischen Ländern an den Start gehen, die andere nur vom Hörensagen kennen. So weit, so gut. Etwa zur gleichen Zeit stürzt ein Motorradfahrer, der eine baugleiche Maschine fährt, wie der bekannte Weltmeister Toni Mang.

Karsten Guhra weiß noch nicht, dass sich auch sein Leben durch den Sturz ändern wird. Er freundet sich mit einem Österreicher an, der in Leuna arbeitet. In einer Kneipe bietet ihm der Mann die Motorradteile des Verunglückten an. "Ich habe ihm gesagt, dass ich das nie bezahlen kann", erzählt Guhra. Womit er nicht rechnet: Die Familie will kein Geld. Nur das Erbe in Hände übergeben, die etwas sinnvolles damit anfangen können. Da sind sie bei Karsten Guhra an der richtigen Stelle.

Von der Stasi abgefangen

Der Österreicher holt die Teile, wird an der ostdeutschen Grenze von Mitarbeitern der Staatssicherheit abgefangen. "In der Nacht standen sie dann bei mir vor der Tür", sagt Guhra. Er wird abgeführt und verhört. "Es ging aber relativ human über die Bühne", untermauert er. Dennoch: Unverzüglich hat er sich beim Militärdienst zu verpflichten. Ihm werden sämtliche Lizenzen entzogen und es gilt Betretungsverbot auf allen Rennstrecken.

Auf die Arbeit konzentriert

Guhra konzentriert sich jahrelang auf die Arbeit als Kfz-Mechaniker in der technischen Werkstatt des Deutschen Roten Kreuzes in Weißenfels. 2002 wird dieser Bereich ausgegliedert. Das ist für den damals 40-Jährigen die Möglichkeit, selbstständig zu werden. Er nutzt sie. Angst hat er nicht. "Da war schon der richtige Wille da", sagt er heute.

Nach dem Umzug vom DRK in die Langendorfer Straße findet er vor drei Jahren in den Gebäuden der ehemaligen Elektroanlagen / Bau mit seinen Mitarbeitern ein neues Zuhause. "Die Logistik ist perfekt und das Gelände wird gut von den Kunden angenommen", zieht er eine positive Bilanz. Der Erfolg gibt ihm Recht. In diesem Jahr feiert der Mann sein zehnjähriges Jubiläum als Unternehmer. Platz für moderne Testgeräte und Werkzeuge sind genügend vorhanden.

Im hinteren Teil ist außerdem Platz für die oliv-grün-weise MZ. Denn Guhra fährt wieder. Vor vier Jahren 2008 gab es ein Schlüsselerlebnis, welches die alte Leidenschaft in ihm wachrüttelte. "Meine Frau hatte mir Karten für einen Oldtimer-Grand-Prix am Nürburgring geschenkt", erinnert er sich noch gut. Geschwindigkeit, Technik, Fahrerlagerstimmung - diese Mischung packte ihn erneut und ließ nicht mehr los.

Und das ist auch gut so. "2012 war ein erfolgreiches Jahr", sagt er. Trotzdem hat ihn eines nie verlassen: Der Respekt vor der Maschine. "Mich beeindruckt, dass diese Technik der MZ heute noch durchaus mit den modernen Maschinen mithalten kann", sagt er. "Und wenn nach dem Rennen ein junger Bursche kommt, und mir anerkennend auf die Schulter klopft, das ist doch was", gibt er unumwunden zu.