Abriss auf Kosten des Bürgers Abriss auf Kosten des Bürgers: Warum sich die Stadt erneut um Schrottimmobilien kümmert

Weissenfels - Im Eckhaus an der Merseburger Straße Höhe Hospitalstraße sind einst viele Weißenfelser ein- und ausgegangen. Kein Wunder - befand sich dort doch bis zur Wende eine Verkaufsstelle für Lebensmittel. In den Neunzigern war es dann zwischenzeitlich Anlaufstelle für Bedürftige, die von der Tafel versorgt worden sind. Heute ist das Gebäude, das schon mehrere Jahre leer stand, ein Stück Weißenfelser Geschichte.
Schrottimmobilien: Sanierung beider Häuser wäre nicht mehr in Frage gekommen
Innerhalb von zwei Tagen hat ein Bagger die Ruine zu großen Teilen abgerissen. Nicht der Eigentümer des Gebäudes, sondern die Stadt ist aktiv geworden - um Fußgänger zu schützen. „Die Bausubstanz war durch Wassereintritt so stark zerstört, dass im Inneren bereits Decken eingestürzt sind“, berichtet Stadtsprecherin Katharina Vokoun.
Neben dem Eckhaus verschwindet auch noch das Nachbargebäude in der Hospitalstraße. Eine Sanierung beider Häuser wäre nicht mehr in Frage gekommen, heißt es seitens der Stadt. Die hatte den Eigentümer schon 2017 aufgefordert, beide Immobilien aufgrund einer nicht mehr gewährleisteten Standsicherheit zurückzubauen.
Schrottimmobilien werden im Stadthaushalt eingeplant
Der ließ die Gebäude daraufhin notsichern, baute in der Merseburger Straße zwei Etagen zurück und setzte Notanker ein. Doch ein von der Behörde geforderter Witterungsschutz ist von ihm nie errichtet worden. Beim Nachbargebäude war das Dach laut der Stadtverwaltung eine illegale Konstruktion und undicht. Die so seit anderthalb Jahren eindringende Feuchtigkeit setzte dem ohnehin maroden Gebäuden zusätzlich zu. „Der Abriss war die einzige Möglichkeit“, bekräftigt die Stadtsprecherin.
Einen Betrag im niedrigen sechsstelligen Bereich soll der Abriss kosten. Das wäre ein großer Teil der 300.000 Euro, die jedes Jahr für solche Schrottimmobilien im Stadthaushalt eingeplant sind und für die letztlich der Steuerzahler aufkommt. In der Verwaltung schätzt man, dass fünf Prozent der Häuser im Stadtgebiet Sorgenkinder sind. Das entspricht bis zu 500 Gebäuden. Die für das Problem eingestellte Mitarbeiterin ist schon mit der Betreuung von 100 Objekten voll ausgelastet, heißt es.
Schrottimmobilien finden sich nicht nur in der Weißenfelser Neustadt
Ein Problem ist, dass die Eigentümer vieler Häuser häufig wechseln. So soll auch das Objekt in der Merseburger Straße seit 2017 mehrfach den Besitzer gewechselt haben. In wie vielen Fällen die Stadt ihre Auslagen für Notsicherungen oder Abrisse zurück erhält, bleibt unklar. „Genaue Zahlen haben wir nicht. Es ist aber leider ein sehr geringer Anteil“, sagt Katharina Vokoun.
Die Schrottimmobilien finden sich nicht nur in der Weißenfelser Neustadt. Erst am Dienstag kam es in der kleinen Deichstraße in einem unbewohnten Mehrfamilienhaus zu einem Deckeneinsturz. Dem Besitzer habe die Stadt zur Gefahrenabwehr nun eine kurze Frist gesetzt, heißt es. (mz)