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Lose Ziegel, bröckelnder Putz  Lose Ziegel, bröckelnder Putz : Weißenfelser Schrottimmobilie macht Schulweg zum Risiko

Von Meike Ruppe-Schmidt 16.01.2019, 07:00
Das Eckhaus nahe der Neustadtschule sorgt seit langem für Ärger.
Das Eckhaus nahe der Neustadtschule sorgt seit langem für Ärger. Peter Lisker

Weißenfels - Eisiger Wind pfeift über die Dächer. Immer wieder schaut Christian Ehrentraud besorgt nach oben. Was er dort sieht, lässt bei dem Hausmeister der Weißenfelser Neustadtschule alle Alarmglocken schrillen: Ziegel, die nur noch lose auf dem Dach liegen, teilweise schon in der Dachrinne hängen. Sie bilden eine Gefahr für Leib und Leben - gerade bei der jetzigen stürmischen Witterung. „Da kann jeden Moment einer runterfallen“, sagt Ehrentraud. „Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis hier etwas passiert.“

Marodes Eckhaus auf Schulweg: Putz bröckelt von der Fassade

Seit langem schon macht ihm das marode Eckhaus zwischen der Novalisstraße und der Fritz-Schellbach-Straße Sorgen. Es liegt schräg gegenüber der Neustadtschule und damit direkt auf dem Schulweg vieler Kinder.

Laut Ehrentraud steht es schon seit der Wende leer. Der Putz bröckelt von der Fassade, große Flächen des roten Ziegelsteinmauerwerks liegen frei. Die Fensterscheiben sind eingeschlagen. Nur notdürftig schützen Sperrholzplatten vor eindringender Nässe. „Aufgrund des schlimmen Zustands gab es bereits vor etwa zwei Jahren eine Begehung von Seiten der Stadt“, erinnert sich Ehrentraud. „Daraufhin wurde das Haus mit einer Absperrung umzäunt.“

Marodes Eckhaus in Weißenfels: Schüler müssen hier auf der Straße laufen

Getan hat sich seitdem laut Ehrentraud nicht viel. Von Seiten der Stadt erfuhr die MZ, dass sich das Grundstück und das Gebäude in Privateigentum befinden. „Die Stadt hat deshalb zunächst nur eingeschränkte Handhabe“, sagt Pressesprecherin Katrin Vokoun. „Wir müssen uns an bestimmte Verfahrensweisen halten - die leider oft langwierig sind.“

Zum Leidwesen der Schüler: „Seit der Zaun aufgestellt wurde, müssen hier alle auf die Straße ausweichen“, klagt Hausmeister Christian Ehrentraud. „Auch unsere Schüler, wenn sie zum Schulgarten oder in die Turnhalle in der Wielandstraße gehen.“ Denn einen Fußweg auf der anderen Seite der Fritz-Schellbach-Straße gibt es nicht. Und der Fußweg in der Novalisstraße endet unmittelbar auf Höhe des Hauses. Somit leben die Kinder seitdem in der Gefahr, von einem unachtsamen Autofahrer übersehen zu werden.

„Eine Bekannte hätte hier vor Kurzem beinahe jemanden überfahren.“

Auf dieses Risiko weist auch Kristin Scharf hin, die als Sozialarbeiterin an der Schule tätig ist. Wenn sie die Kinder auf ihrem Weg in den Schulgarten begleitet, ist sie besonders aufmerksam. „Hier fahren Autos um die Ecke, die Straße ist schlecht einzusehen“, erzählt sie. „Eine Bekannte hätte hier vor Kurzem beinahe jemanden überfahren.“

Und nun auch noch die Gefahr vom Dach. „Seit das Sturmtief Friederike im letzten Januar gewütet hat, haben sich die Dachziegel komplett gelockert“, sagt Hausmeister Ehrentraud. „Die Sicherheit des Schulwegs ist meiner Meinung nach schon längst nicht mehr gewährleistet.“

Hauseigentümer per Verfügung verpflichtet, Haus zu sichern

Ganz abgesehen von der Optik, welche die Ruine aufweist. „Für mich ist sie ein Schandfleck. Umso mehr, da sie sich auch noch direkt gegenüber einer Kunstgalerie befindet. Was sollen Besucher denken, die hier herkommen?“

Laut Stadtverwaltung ist es inzwischen immerhin gelungen, den Eigentümer zu ermitteln. „Nachdem dieser auf erste Hinweise nicht reagierte, wurde im August 2018 eine bauaufsichtliche Verfügung erlassen und ihm schriftlich zugestellt“, so Vokoun.

Nach der einmonatigen Widerspruchsfrist sei diese dann Mitte September 2018 rechtskräftig und unanfechtbar geworden. „In der Verfügung wird der Eigentümer dazu verpflichtet, verschiedene Maßnahmen zur Sicherung seines Gebäudes vorzunehmen. Beispielsweise muss er kaputte Dachziegel entfernen, beschädigte Stellen sanieren, die Dachentwässerung erneuern, Fenster verschließen und lockeren Putz entfernen.“ Außerdem soll ein Nebengebäude in der Fritz-Schellbach-Straße, das zu dem Grundstück gehört, abgerissen werden.

Handelt der Eigentümer nicht, greift die Stadt ein

„Sollte der Eigentümer bis zum 18. Januar 2019 der Verfügung nicht nachkommen, wird die Stadt Weißenfels eine Ersatzmaßnahme anordnen“, kündigt Vokoun an. „Konkret heißt das: Wir werden eine Firma beauftragen, welche die oben genannten Maßnahmen durchführt. Die Kosten werden dem Eigentümer dann in Rechnung gestellt.“

Generell gehe man das Problem der Schrottimmobilien inzwischen hartnäckig an. „In der Unteren Bauaufsichtsbehörde wurde extra dafür eine Stelle geschaffen. Es geht darum, Hausbesitzer zu ermitteln und in die Pflicht zu nehmen. Denn das Problem der Schrottimmobilien wird nicht kleiner sondern größer, je mehr Zeit vergeht.“

Hausmeister Christian Ehrentraud und die Schüler der Neustadtschule können jetzt nur hoffen, dass es für die Ruine in der Novalisstraße schnell eine Lösung gibt. (mz)

Ziegel hängen schon in der Rinne.
Ziegel hängen schon in der Rinne.
Peter Lisker