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Kostspieliges Erbe  Kostspieliges Erbe : Sicherung von Altbauten wird für Weißenfels teuer

Von Alexander Kempf 29.01.2018, 11:14
In Weißenfels ist manche Tür notgesichert. Gerade im Zentrum stehen mehrere alte Gebäude leer und warten auf einen zweiten Frühling.
In Weißenfels ist manche Tür notgesichert. Gerade im Zentrum stehen mehrere alte Gebäude leer und warten auf einen zweiten Frühling. Peter Lisker

Weißenfels - Für die Untere Bauaufsichtsbehörde der Stadt Weißenfels beginnt dieses Jahr, wie das vergangene endete. In drei Fällen wurden mit dem Erlass einer bauaufsichtlichen Verfügung Hausbesitzer verpflichtet, ihre verfallenden Häuser zumindest so zu sichern, dass davon keine Gefahr ausgeht. „Zudem werden gegenwärtig sechs weitere Anhörungsschreiben vorbereitet“, teilt die Weißenfelser Pressesprecherin Katharina Vokoun auf Nachfrage mit.

So reich die Saalestadt mit denkmalgeschützten Bauten gesegnet ist, so reichhaltig sind die Probleme mit vielen dieser Gebäude.

Sicherung von Altbauten: 113.000 Euro allein im letzten Jahr ausgegeben

Allein im vergangenen Jahr hat Weißenfels Notsicherungen in Höhe von 113.000 Euro vorgenommen, informiert die Pressesprecherin.

Die Kosten macht die Verwaltung bei den Hauseigentümern zwar geltend und fordert sie zurück. Doch das Prozedere bindet Personal und Kraft.

Mit der Diplomverwaltungswirtin Heidi Eichardt hat die Saalestadt vor geraumer Zeit eigens eine Mitarbeiterin eingestellt, die sich des Themas annimmt. Sie hat gut zu tun.

Alte Häuser in Weißenfels: Besitzer wechseln häufig

Auch weil einige Häuser in Weißenfels offenbar innerhalb kurzer Zeit immer wieder den Besitzer wechseln. Eine Aufgabe von Heidi Eichardt ist darum auch, die zuständigen Ansprechpartner sprich Eigentümer der Immobilien ausfindig zu machen. Nur in äußerst akuten Gefahrensituationen geht die Stadt tatsächlich in Vorleistung und lässt notsichern.

In der Naumburger Straße ist im Dezember vergangenen Jahres beispielsweise der baufällige Balkon eines Gründerzeithauses zurückgebaut worden.

Sicherung von Altbauten: In 19 Fällen waren Besitzer nicht greifbar

Zusammengerechnet hat es 2017 ganze 19 Fälle gegeben, in denen die Hausbesitzer nicht rechtzeitig greifbar gewesen sind. Die Bandbreite der Maßnahmen reicht vom Verschließen einzelner Türen und Fenster über das Abschlagen von Putzschollen bis hin zum Abbruch eines gesamten Gebäudes. Außerdem müssen bei solchen Arbeiten zuweilen auch Straßen gesperrt werden.

Sicherung von Altbauten: Manchmal haben die Besitzer selbst reagiert

In zwei Dutzend Fällen haben die Gebäudebesitzer im vergangenen Jahr nach Hinweisen der Unteren Bauaufsichtsbehörde selbst reagiert und Gefahren gebannt. Grundsätzlich müsse den Eigentümern eine angemessene Frist zur selbstständigen Veranlassung der Sicherungsarbeiten gegeben werden, erläutert die Stadtsprecherin.

Dank der zusätzlichen Arbeitskraft kann sich die Stadtverwaltung des Problems nun viel intensiver annehmen als zuvor, erklärt Pressesprecherin Katharina Vokoun: „Das wird dank Heidi Eichardt nun nicht mehr nur ’nebenbei’ gemacht, sondern den Fällen wird hartnäckiger nachgegangen.“

Problem von „Schrottimmobilien“ in Weißenfels wird nicht kleiner

Mehr Druck auf die Hausbesitzer braucht es, um Fußgänger zu schützen und die Chance zu wahren, die Gebäude vor dem Einsturz zu bewahren. „Das Problem Schrottimmobilien wird logischerweise nicht kleiner, sondern größer, je mehr Zeit vergeht“, stellt Katharina Vokoun fest.

Allein deshalb sei es richtig und wichtig gewesen, dass die zusätzliche Stelle in der Abteilung Bauaufsicht geschaffen wurde.

Nach Schätzungen der Stadt gibt es in Weißenfels rund 450 Schrottimmobilien. Ein Schwerpunkt ist neben der Naumburger Straße etwa die Klosterstraße, wo zuletzt der Großvermieter WVW das Dach eines Hauses notsichern ließ.

Doch nicht oft ist der Eigentümer einer Schrottimmobilie so leicht zu ermitteln. Die Besitzer sind über den ganzen Globus verteilt. Sie kommen teils aus Südafrika, Irland, Tschechien oder dem arabischen Raum. (mz)