Vor 65 Jahren Vor 65 Jahren: Auf dem Thomas-Münzer-Schacht startet der Abbau von Kupfererz

Sangerhausen - „Im Juni 1951 begann auf dem Thomas-Münzer-Schacht im Nordfeld der erste Abbau“, schrieb der Bergbauforscher Thilo Ziegler (1937-2014) in seinem Buch „Unser Thomas“. „Die Flügel eins und zwei wurden angehauen.“
Beginn der Kupfererzförderung aus dem Thomas-Müntzer-Schacht
Das war der Beginn der planmäßigen Förderung von Kupfererz aus der neuen Schachtanlage auf dem Brühl. Die Einfahrt und Förderung erfolgten zunächst noch über den Röhrigschacht in Wettelrode. Das hatte seinen Grund darin, dass der Durchschlag, die Herstellung der Verbindungsstrecke zwischen den beiden Schächten, noch nicht fertiggestellt war.
Der Autor Thilo Ziegler erlernte von 1952 bis 1955 den Beruf des Bergmanns. Das letzte Jahr arbeitete er bereits auf dem Thomas-Münzer-Schacht.
Das Abteufen des Schachtes auf dem Brühl begann mit dem ersten Spatenstich im Juni 1944. Mit Kriegsende ruhten alle Arbeiten und wurden erst 1947 wieder aufgenommen. Am 22. Oktober 1949 wurde in 461 Meter Tiefe das Kupferschieferflöz erreicht. Im Juni 1953 war mit 686 Metern die Endteufe erreicht.
Die Förderung wurde am 10. August 1990 beendet und die Schachtröhre 1992/93 verfüllt. Am Schachtdeckel erinnert eine Infotafel an die Leistung der Bergleute. (hno)
„Abgebaut wurde in Huntestreben“, so Ziegler. „Das war damals das einzige bekannte Abbauverfahren. Die körperliche Belastung war durch die Zwangshaltung sehr groß.“ Die Strebe waren nur etwa 80 Zentimeter hoch und zwei Meter breit. Um an das Erz heran zu kommen, wurde zunächst das darüber liegende taube Gestein mit Handbohrhämmern abgebohrt, die Löcher mit Sprengstoff gefüllt und „abgeschossen“.
Der Abtransport erfolgte mit kleinen Hunten. Es diente zum Auffüllen (Versatz) in den bereits abgebauten Streben und was zu viel war, musste nach Übertage gefördert werden. Das bis zu 30 Zentimeter mächtige Flöz gewannen die Bergleute mit Presslufthämmern und transportierten es ebenfalls in Hunten ab. Den Schacht verließ es in Förderwagen. Dazu musste es noch auf sogenannten Sturzbühnen umgefüllt werden.
Knochenarbeit im Knien, Sitzen oder Liegen
Außer den Häuern gab es noch die Füller und Treckejungen. Eine Schicht dauerte acht Stunden. Gearbeitet wurde im Knien, Sitzen oder Liegen, es muss eine Knochenarbeit gewesen sein. Abgerechnet wurde nach Leistung. Im Flügel eins arbeiteten nach Ziegler die Brigaden Karl Gießler, Otto Hennemann, Heinz Siebahn und Ernst Wagner. Im Flügel zwei wurden die Brigaden von Otto Goltz, Otto Higeist, August Kunert, Willi Stockmann und Heinrich Walther eingesetzt.
Am 9. August 1951 erfolgte der Durchschlag zwischen den beiden Schächten. Damit war die Wetter- und Fluchtwegverbindung drei Wochen vorfristig hergestellt. Mehrere Bergleute bekamen dafür in einer Feierstunde mit dem damaligen Minister für Erzbergbau und Hüttenwesen Fritz Selbmann hohe Auszeichnungen als „Held der Arbeit“ und „Verdienter Aktivist“ verliehen.
Am 9. September 1951 wurde die Förderung über den Münzer-Schacht aufgenommen und ab Oktober zusätzlich der Flügel drei angehauen. In seinem Buch lässt Ziegler den damaligen Brigadeleiter Heinz Schönemann zu Wort kommen. Er berichtet, „dass sie in ihrem Streb Glück hatten und vom Salzwasser verschont blieben. In den anderen Streben stand dagegen am Montag das Wasser bis in Höhe des Auffahrtsbleches“. Die Presslufthämmer und Bohrmaschinen mussten jeweils am Schichtbeginn in der „Mimickerbude“ abgeholt und am Ende wieder abgegeben werden: „Es war ein täglicher Wettlauf um die besten Geräte.“
Am 7. November 1951 kamen neue Abbaue in der zweiten Sohle dazu. Sie waren bis zu 80 Meter lang. „Der Abbaudruck ist immer noch zu schwach“, kommentierte Ziegler die Gewinnungsarbeiten. Damit war der Gebirgsdruck gemeint, der das Flöz mürbe machte.
Bis zum Jahresende 1951 wurden mit 9.595 Quadratmetern fast ein Hektar Kupferschiefererz abgebaut. Das entsprach einer Masse von 10.795 Tonnen, woraus 156,8 Tonnen Kupfer gewonnen wurden. Die Belegschaftsstärke auf dem Schacht betrug 978. (mz)
