Vogelgrippe im Landkreis: Vogelgrippe in Mansfeld-Südharz: Züchter halten monatelange Stallpflicht für Tierquälerei

Sangerhausen - Die Helme bei Martinsrieth ohne Gänse? „Das ist durchaus möglich“, sagt Klaus Knorr aus Lengefeld. Er ist der stellvertretende Vorsitzende des Kreisverbandes der Rassegeflügelzüchter. Erst jetzt habe ein Zuchtfreund in Martinsrieth aufgegeben, der mehr als 100 Gänse hielt. Schuld daran, dass immer mehr Geflügelzüchter ihr Hobby aufgeben, sei die Vogelgrippe oder, besser gesagt, die behördlich angeordnete Stallpflicht. Die hält Knorr nämlich in diesem Ausmaß für Tierquälerei.

Anders als große Mastbetriebe, in denen die Tiere ständig unterm Dach leben, haben die Hobbygeflügelzüchter Ställe auf ihren Grundstücken, die für die Hühner, Enten und Gänse zum Übernachten dienen, aber nicht, um sie dort dauerhaft einzusperren. Knorr sagt: „Es ist wohl möglich, kleinere Hühner mal eine Zeit lang nur im Stall zu halten. Aber Enten und Gänse haben doch normalerweise einen ganz anderen Lebensraum. Sie brauchen Wasser. Und sei es, damit die Erpel die Enten befruchten.“

Ständig eingesperrtes Geflügel bedeutet für die Geflügelzüchter, dass sie höhere Futterkosten zu tragen haben, denn selbst gesuchte Beikost entfällt im Stall. Außerdem sei der Aufwand, den Stall sauber zu halten, wesentlich höher in Zeiten der Stallpflicht. „Man kann sich da riesig anstrengen, die Gefahr, dass die Tiere krank werden, steigt mit jedem Tag im Stall. Ungeziefer kann sich verbreiten. Da die Tiere nicht mehr ins Sonnenlicht kommen, leidet auch die Vitaminversorgung.“ Man sehe es den Tieren einfach an, wenn sie monatelang im Stall leben müssen.

Ein Ende der Stallpflicht ist noch nicht in Sicht. Zwar wurde sie im Salzlandkreis teilweise und im Landkreis Harz komplett aufgehoben, für Mansfeld-Südharz gilt sie aber noch. „Wir können auch keine Prognosen abgeben, wie lange es noch dauern wird“, sagte Michaela Heilek, Pressesprecherin. Auf jeden Fall sei der Vogelzug noch nicht beendet, was ein Grund dafür sei, die Stallpflicht weiter aufrechtzuerhalten.

„Ich kann ja verstehen, wenn in einer Gefahrenlage mal für ein paar Wochen Stallpflicht angeordnet wird. Man muss schon vorsichtig sein. Aber ich glaube, so wie es jetzt gehandhabt wird, ist es übertrieben“, findet Knorr. Im Nachbarland Thüringen wurde jetzt die Stallpflicht teilweise aufgehoben. Sie gilt nur noch in den Sperrbezirken. (mz)