Steinerne Hochzeit in Uftrungen: Steinerne Hochzeit in Uftrungen: Ein langes Leben ohne Streit

Uftrungen - Ganz leicht zu verstehen ist die Frage nicht. Kein Wunder, Richard Fuhrmann ist 89 Jahre alt, sein Gehör nicht mehr das Beste. „Haben Sie sich in ihrem Leben oft mit ihrer Frau gestritten?“, will der MZ-Reporter wissen. Die Antwort kommt blitzschnell: „So gut wie nie. Nein Streit hat es bei uns nicht gegeben“, sagt der Uftrunger. Und seine Inge, mit 86 Jahren nicht viel weniger betagt, fügt hinzu. „Das ist bei uns nicht vorgekommen“, erklärt sie resolut. Und fügt, fast schon entrüstet hinzu: „Bei uns doch nicht. Wir zanken uns nicht, das kommt für uns doch nicht in Frage.“

Gut möglich, dass diese Harmonie einer der Gründe dafür ist, dass die Ehe von Richard und Inge Fuhrmann etwas ganz besonderes ist. Sie feierten die Steinerne Hochzeit. 67 Jahre sind die beiden jetzt mittlerweile verheiratet.

Begonnen hat alles im Jahr 1946. Da lernten sie sich kennen. „Auf dem Schacht in Rottleberode“, erzählt Richard. Seine Frau fügt schmunzelnd hinzu: „Da hab ich schon ein bisschen nachgeholfen.“

Was folgte, waren Jahre, in der es das junge Paar nicht immer einfach hatte. „Es war eine schwere Zeit“, sagt Sohn Fred, der 1948 geboren wurde. Zwölf Jahre später komplettierte Tochter Andrea das Quartett. „Wir haben alle unter einem Dach gewohnt, erst zwei, später dann drei Generationen“, erinnert sich Fred Fuhrmann gern an die längst vergangenen Zeit. Und seine Schwester, die noch heute mit ihrer Familie im Elternhaus wohnt, fügt beim Rückblick auf ihre Kinderjahre hinzu: „Es ist gut gelaufen. Es waren einfach schöne Jahre, die schönste Zeit unseres Lebens.“

Die Steinerne Hochzeit wird im Allgemeinen nach 67 und einem halben Jahr gefeiert. In manchen Regionen aber auch nach genau 67 Jahren. Sie ist ziemlich selten.

Im Verzeichnis der Ehe-Jubiläen gibt es nur noch zwei Feiern, die danach folgen. Das sind die Gnadenhochzeit (nach 70 Jahren) und die Kronjuwelenhochzeit, die nach 75 Jahren ansteht.

Weitaus geläufiger, weil viel öfter gefeiert, sind da schon die Silberhochzeit (25 Jahre), die Goldene Hochzeit (50 Jahre) sowie die Diamantene Hochzeit, die nach 60 Ehejahren ansteht.

Während Inge Fuhrmann in der LPG arbeitet, war Richard „auf dem Schacht“ in Rottleberode. Und in der Freizeit? Da ging es in den Garten, in die eigene Kirschplantage. Noch heute gehört der Garten zum Tagwerk dazu. „Wir sind immer noch gerne draußen, ein bisschen in Bewegung“, sagt Inge. „Für meinen Vater ist die Gartengemeinschaft heute noch wichtig. Da gehört es auch dazu, dass er mit seinen Freunden zwei oder dreimal in der Woche ein gemütliches Bierchen trinkt“, verrät Fred Fuhrmann. Und macht seinem Vater ein großes Kompliment: „Er ist ganz einfach ein ehrlicher Mensch.“

Diese Ehrlichkeit war es auch, die mit dazu beitrug, dass Richard Fuhrmann im Uftrunger Sport eine beachtliche Rolle spielte. Erst im Turnverein, dann bei den Fußballern. Dass er dabei eine gute Figur abgab, zeigen die Bilder, die auf der Feier der Steinernen Hochzeit ihre Runde machen. Sie zeigen Richard Fuhrmann als Vorturner. „Wir haben damals auf dem Saal geturnt, alles hat sich da abgespielt. Auch das gemütliche Beisammensein, das hat ganz einfach dazugehört“, erinnert er sich.

Und seine Frau fügt hinzu: „Wenn die vom Turnen nach Hause kamen, waren sie fix und fertig.“ Später dann, als das mit dem Turnen nicht mehr so lief in Uftrungen, zog es Richard zum Fußball. Auch da hinterließ er Spuren, war viele Jahre in verantwortlicher Funktion tätig. Unter seiner Anleitung wurden viele Arbeitseinsätze durchgeführt. „Wir haben viel geschaffen“, sagt er nur kurz.

Mittlerweile nimmt ihn seine Inge in den Arm. Viel gäbe es noch zu erzählen. Von der gemeinsamen Zeit, von den zwei Kindern, vier Enkeln und zwei Urenkeln.

Doch jetzt gibt es wichtigeres: Ein Küsschen für ihren Richard. Und die Gewissheit, dass auch in den hoffentlich noch vielen gemeinsamen Jahren kein Streit das Leben schwer macht. (mz)