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Sekundarschule Abberode Sekundarschule Abberode: Schmetterlinge locken zum Lernen

Von Roman Haeusgen 09.08.2002, 16:10

Abberode/MZ. - Das erste Wochenende nach Schulbeginn hatte Olaf Graf fast ausschließlich am häuslichen Computer verbracht. Der 36-Jährige wollte wissen, was die Mädchen und Jungen der Sekundarschule Abberode vom Lernen halten und wie sie das Niveau ihrer Lehreinrichtung einschätzen. Dazu hatte der stellvertretende Schulleiter immerhin 170 Fragebogen auszuwerten. Mit dieser Aktion wollten die Lehrer ihren Schülern den Auftakt zum neuen Jahr ein wenig auflockern.

"Der recht hochsommerliche Beginn des neuen Schuljahres sollte erfreulich sein und dennoch Arbeitsatmosphäre erzeugen", so Graf zu dem originellen Auftakt in Abberode, der freilich einzuordnen ist auf einem Weg, der dort schon länger beschritten wird. Die Lehrer wollen die Qualität des Lehrens und des Lernens verbessern, betonte er. Sie bedienen sich deshalb verschiedener Methoden, die sie zum Teil selbst entwickelt haben.

Dazu gehört unter anderem der so genannte Lernmethodenhefter, eine Sammlung praktischer Erkenntnisse zu Verfahrensweisen im Unterricht und auch zur Persönlichkeit jedes Schülers selbst. Der Hefter wird von den Mädchen und Jungen in der fünften Klasse angelegt und begleitet sie bis zum Abschluss der zehnten. Zum Beispiel testet jedes Kind, jeder Jugendliche für sich selbst, auf welche Weise Lehrstoff am besten angenommen wird. Sei es übers Hören, übers Sehen, übers Schreiben oder Sprechen - das Ergebnis des Testes wird im Methodenhefter festgehalten. Auch Vorgehensweisen der Lehrer in ihrem jeweiligen Unterricht werden im Methodenhefter, zu dem es übrigens ein Doppel im Lehrerzimmer gibt, festgehalten. Dem Hefter hatte übrigens die dritte Frage im Fragebogen gegolten. Ob er weiter beibehalten werden solle? Rund 70 Prozent der Schüler sprachen sich dafür aus, wie Grafs Computergrafiken zur Auswertung zeigen.

Die Erkenntnis eines Schülers hinsichtlich seines Persönlichkeitsprofils spiele freilich auch eine Rolle bei der Erledigung der Hausaufgaben. "Die Schüler sollen selbst wissen, auf welche Weise sie ihre Aufgaben am wirkungsvollsten erledigen können", beschreibt Graf. Und über dieses Bewusstsein werden die Kinder und Jugendlichen dazu angehalten, für ihre Aufgaben "Rituale", so Graf, zu entwickeln - Rituale, die ihnen Erfolg und Befriedigung verinnerlichen helfen. "Wir leben heute in einer reizüberfluteten Welt, jeder muss für sich selbst entscheiden, welche Kanäle mache ich auf, was ist für mich wichtig und was weniger", so Graf.

Zu den Vorgehensweisen für ihre Art von Stoffvermittlung seien die Lehrer über Analysen und nach Gesprächen mit den Eltern gekommen, wie das auch Lehrerin Carola Huth bestätigt. Es sei eine Tendenz zu nachlassendem Lerneifer festzustellen gewesen, meinen beide. Problem sei auch, dass nach der sechsten Klasse "die Zugpferde fehlen", so Frau Huth - jene Schüler nämlich, die zum Gymnasium gewechselt sind. Es gehe den Lehrern also generell darum, die Motivation zum Lernen zu stärken. Das Lernen solle gelernt werden, wie es in Abberode heißt. Für den Nutzen fleißigen Lernens propagieren die Lehrer gern das Bild von der "Raupe Nimmersatt", die sich durch alles hindurch frisst. Eines Tages verpuppt sich die wohlgenährte Raupe und schließlich wachsen ihr dann Flügel. Als schöner Schmetterling flattert sie davon. Das Bild haben die Mädchen und Jungen umgesetzt in selbst gebastelte Papierschmetterlinge, mit denen sie den Eingang ihrer Schule schmückten.