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Seit 1946 feiert Klasse Treffen am Karfreitag

Von Detlef Liedmann 25.03.2005, 19:24

Eisleben/MZ. - Irene Rost, welche die Treffen gemeinsam mit Inge Dammer organisiert, erklärt es so: "Einige aus unserer Klasse haben damals die Heimat Richtung Westen verlassen. Aber Ostern haben sie ihre Eltern und Verwandten besucht. Und da bot sich der Karfreitag für das Treffen regelrecht an." Langweilig werde es nie. "Wir haben uns immer was zu erzählen. Besonders in der heutigen Zeit", sagt Herta Wiese aus Wormsleben, die beim Schulabschluss 1945 noch Fischer hieß. Warum sie in Eisleben zur Schule gegangen ist? Ganz einfach. "Die Mittelschule war ja eine weiterführende Schule mit dem Abschluss der zehnten Klasse. Gemeinsam angefangen haben wir in der fünften Klasse." Und zwar am damaligen Mittelschulplatz, der heute Carl-Rühlemann-Platz heißt.

Für jene Schülerinnen der reinen Mädchenklasse, die über aus umliegenden Orten zur Schule kamen, war dies in den letzten Kriegsjahren nicht ganz ungefährlich. "Die Tiefflieger haben auf alles geschossen, was sich bewegt", erinnert sich Ruth Burghardt, die damals noch Hilpert hieß. Im Sommer ist sie Tag für Tag mit dem Fahrrad von Wimmelburg nach Eisleben gefahren. Im Winter wurde gelaufen, "weil die Busse alle für die Kriegstransporte gebraucht wurden." Nach dem Krieg gab es für die jungen Frauen einen schweren Neuanfang. Sigrid Bretschke, damals noch Werfel, wurde Kindergärtnerin. "Ich habe 40 Jahre im Beruf gearbeitet", erzählte sie am Freitag mit Stolz. Irene Rost hat in einem Büro des Mansfeld Kombinates Arbeit gefunden. Herta Wiese war Finanzbuchhalterin im Volkseigenen Gut.

Dass der Zusammenhalt heute noch da ist, erstaunt schon. Vielleicht liegt es aber auch an der besonderen Mentalität des Mansfelders an sich. Johanna Koch, geborene Gensow, hat mit ihrem Mann die DDR 1958 verlassen. "Wir haben es nicht mehr ausgehalten. Mein Mann war Schriftsetzer und wurde eingesperrt." Heute lebt sie in Hürth bei Köln. "Aber eine Rheinländerin bin ich nie geworden. Im Herzen bin ich Mansfelderin geblieben", machte sie keinen Hehl.

Und eigentlich war das Treffen der ehemaligen Schülerinnen am Freitag auch gar nicht das 60., sondern wahrscheinlich schon das 120. Denn auch sonst treffen sie sich oft bei Kaffee und Kuchen. Und am Karfreitag 2006 garantiert wieder.