Schwarze Szene Schwarze Szene: Aufregung um Grufti-Disko
Ritzgerode/MZ. - Aufregung in Ritzgerode. Sozusagen in letzter Minute hat der Gemeinderat der kleinen Vorharzgemeinde eine Veranstaltung verhindert, die den Einwohnern des Ortes alles andere als geheuer vorkommt. Eine für Samstagabend geplante Disko für die so genannte Grufti-Szene wurde schlichtweg untersagt. "Wir wollen Frieden in unserem Dorf", erklärte Bürgermeister Rainer Stedtler dazu gegenüber der MZ.
"Darkeside Dancenigth" - unter diesem Titel sollte im Saal der Ritzgeröder Dorfgaststätte eine Tanznacht für die "dunkle Seite" starten. Diskotheker Gunnar Schützendübe bestätigt, dass es sich um eine Veranstaltung für jene Szene handeln sollte, die "zu den Gruftis tendiert. Schon vor einiger Zeit habe er dies mit dem Gaststätten-Betreiber, Ingo Klimm, besprochen. Wie Schützendübe glaubt, wäre wohl mit 30 bis 50 Gästen zu rechnen gewesen, die nicht nur aus der Region selbst stammen, sondern auch aus Bernburg, Querfurt, Sangerhausen und anderen Orten angereist wären. Entsprechende Werbung war gemacht worden - auch im Internet.
Um so größer ist seine Verärgerung über die Absage. Abgesehen von finanziellen Verlusten und den verstimmten Gruftis, die umsonst anreisen, nimmt der aus Quenstedt stammende Hobby-Diskotheker vor allem Anstoß an der Haltung, die seiner Ansicht nach hinter der Absage steckt. "Die Leute haben ein gewaltiges Vorurteil gegenüber dieser Szene, das ist ihr Problem."
Dabei ist sich Schützendübe ganz sicher, dass die sogenannten Wave-Gotiker "harmlos" seien. Dabei verweist er auf seine zehnjährige Erfahrung: Schützendübe war einst auch Organisator einer Reihe von Grufti-Treffs im ehemaligen "Volkshaus" in Großörner. Und aus einem weiteren Grund ist er verärgert: Die Wave-Gotiker suchen nämlich nach einem neuen Szene-Treff. Denn in Wolferstedt bei Allstedt "ist jetzt Schluss", so Schützendübe. Deshalb habe er mit Gastwirt Klimm gleich über eine ganze Riehe von Diskos gesprochen. "Ritzgerode ist so ein schönes ruhiges Dorf", sagt der Quenstedter im Hinblick auf die von denWavern geliebte Abgeschiedenheit.
Und genau da beißen sich die Interessen, wie Bürgermeister Stedtler deutlich macht. "Unser Ort hat einen guten Ruf", sagt er und verweist unter anderem auf das Mühlenfest, das gerade erst veranstaltet worden ist. Eben das solle nicht gefährdet werden. "Wir haben nichts gegen diese Leute, doch wir befürchten, dass sie andere, vielleicht Glatzen, anziehen, und dass es dann bei uns zu Schlägereien kommt." Abgesagt worden sei die Diskothek ganz einfach deshalb, "weil sie nicht angemeldet war", so Stedtler. Gastwirt Klimm äußerte dazu lediglich: "Wenn der Bürgermeister sagt, die Disko war nicht angemeldet, dann stimmt das so."
Als "nicht gewaltbereit" gelten die Gruftis übrigens auch bei der Polizei, wie der Hettstedter Revierchef, Heinz Klockow, gegenüber der MZ bestätigte. Trotzdem solle Ritzgerode Samstagabend "verstärkt bestreift" werden.