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Sangerhäuser Unternehmen in Not Sangerhäuser Unternehmen in Not: Salux meldet Insolvenz an

Von Karl-Heinz Klarner 06.07.2019, 10:00
Das Firmengelände des Wellplattenproduzenten Salux aus der Luft.
Das Firmengelände des Wellplattenproduzenten Salux aus der Luft. Maik Schumann

Oberröblingen - Der Sangerhäuser Wellplatten-Hersteller Nink Salux GmbH steckt in finanziellen Schwierigkeiten und hat Insolvenz angemeldet. „Wir suchen jetzt nach einem Investor für das wirtschaftlich angeschlagene Unternehmen“, sagte Rechtsanwalt Herbert Feigl, der vom Amtsgericht Halle zum vorläufigen Insolvenzverwalter eingesetzt wurde.

Ob und wie es weitergehe, könne er derzeit noch nicht sagen. „Ich verschaffe mir gerade einen Überblick“, sagte Feigl. Salux-Manager René Geffé wollte sich nicht zur aktuellen Situation äußern.

Vielschichtige Ursachen

Der 80 Mitarbeiter zählende Mittelständler produziert im Sangerhäuser Ortsteil Oberröblingen rund um die Uhr an sieben Tagen in der Woche Wellplatten aus Kunststoff für Dächer und Fassaden. Beliefert werden unter anderem Baumarkt-Ketten und Carport-Hersteller.

Feigl zufolge sind die Ursachen für die Insolvenz vielschichtig. Neben Verbindlichkeiten seien hohe Außenstände für die finanzielle Schieflage verantwortlich. So würden unter anderem die Platten an den Handel geliefert, der müsse aber erst nach 180 Tagen die Waren bezahlen, hieß es.

Dagegen müssten die Rechnungen für die Rohstoffe für die Produktion sofort beglichen werden. Konkrete Zahlen nannte der Insolvenzverwalter nicht. Darüber hinaus belaste die verspätete Übergabe einer neuen Fertigungslinie zusätzlich das Unternehmen.

Geschützte Tierart kostete Zeit und Geld

Wie berichtet, war es beim Neubau einer Produktionshalle zu Verzögerungen gekommen. Auf dem Werksgelände waren streng geschützte Zauneidechsen entdeckt worden. Die Tiere mussten aufgrund des Artenschutzes umgesiedelt werden.

Dafür wurde eigens ein Steingarten angelegt, um den geschützten Tieren optimale Bedingungen zu bieten. Knapp 70.000 Euro wurden dafür ausgegeben. Rund zwei Monate Zeitverzug bescherte der Artenschutz dem Unternehmen bei der insgesamt fünf Millionen Euro teuren Investition.

In diese hatte Firmenchefin Geraldine Travert große Hoffnungen gesetzt. Denn auf der neuen Linie werden Polycarbonat-Hohlkammerplatten produziert, die gegenüber den Platten aus Polyvinylchlorid (PVC) eine längere Haltbarkeit aufweisen.

Jahresumsatz zuletzt gestiegen

Bei der Übergabe der millionenschweren Investition hatte Travert noch betont, dass die Schwierigkeiten aus der Vergangenheit nunmehr Geschichte seien. Sie spielte damit vor allem auf das Jahr 2011 an. Da war ihr Vater und Firmengründer Walter Nink plötzlich gestorben.

Travert hatte die Geschäfte übernommen. Zuletzt sei es dem Unternehmen Schritt für Schritt besser gegangen, betonte sie. Der Jahresumsatz von 30 Millionen Euro sollte mit der neuen Produktion auf 45 Millionen Euro klettern. Zudem spielte man mit dem Gedanken, in den kommenden Jahren eine weitere Produktionsstrecke in der neuen Halle aufzubauen.

Traditionsunternehmen weiterentwickelt

Das Unternehmen hat seinen Ursprung in Sangerhausen und war nach der Wende aus dem VEB Plastverarbeitung hervorgegangen. 1992 übernahm der Unternehmer Walter Nink den traditionsreichen Betrieb und entwickelte ihn als Salux Nink GmbH weiter.

Schon bald wurde der Standort am Brandrain der Kreisstadt zu klein. Es folgte der Umzug nach Oberröblingen und Investitionen im Millionenbereich. (mz)

Eigentümerin Geraldine Travert (rechts) in der neuen Halle.
Eigentümerin Geraldine Travert (rechts) in der neuen Halle.
Schuhmann