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Ritzgerode Ritzgerode: Mit Kremser zur Untermühle

Von Ursula Schabert 20.05.2002, 16:45

Ritzgerode/MZ. - Mühlentag am Montag in Ritzgerode: "Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit..." Richard Ermischs Stimme klingt leicht angeschlagen. "Ich weiß nicht, wie viele Führungen es heute bisher waren. Ich bin schon ganz heiser", sagt der Inhaber der Untermühle bei Ritzgerode und wischt sich den Schweiß von der Stirn.

Immer wieder drücken ihm Menschen die Hand, äußern sich begeistert oder stellen noch eine Frage. Der Mühlentag ist für Richard Ermisch wie der Heiligabend für einen Landpfarrer - einmal im Jahr ist das Gebäude viel zu klein für die Besucherschar. In diesem Jahr war die Wassermühle, die 1046 erstmals urkundlich erwähnt wird, besonders begehrtes Ausflugsziel, denn die beiden anderen Mühlen im Mansfelder Land, Polleben und Vatterode, hatten kein Programm angeboten.

Viele Familien spazierten den idyllischen Weg zur Untermühle, andere ließen sich mit dem Kremser kutschieren. Aber es herrschte auch reger Autoverkehr zu dem Gelände, wo ein Festzelt aufgebaut war und die Wippraer Blasmusikanten aufspielten. Nach der Führung durch die voll funktionsfähige Mühle, die noch bis 1972 in Betrieb war, sahen sich die meisten noch die Ausstellung mit Exponaten aus dem Tilkeröder Bergbau an. In diesem Revier wurden von etwa 1762 bis 1855 Eisenerze abgebaut, es war der einzige Fundort von anhaltischem Gold. Von der Untermühle führt ein herrlicher Wanderweg durch dieses Gebiet, wie sich überhaupt etliche Wanderwege in unmittelbarer Nähe kreuzen. Mit Rucksack und Wanderstock kamen am Montag indessen nur einige Besucher, die meisten waren eher auf Kurzspaziergänge eingestellt. Für das leibliche Wohl sorgte die Gaststätte "Einetal" aus Ritzgerode, auch die Bäckerei Otto aus Hermerode hatte Großeinsatz.

Seit 1890 ist die Mühle, die schon 1561 in der Mansfelder Chronik von Cyriakus Spangenberg erwähnt wurde, im Besitz der Familie Ermisch, 1921 wurde die Inneneinrichtung erneuert. Bis 1972 wurden hier täglich 20 Zentner Roggen- und Weizenmehl gemahlen und Schrot für die Tierhaltung geliefert. 1981 wurde die Mühle in die Kreis-Denkmalliste aufgenommen. Und man hat den Eindruck, dass das Interesse an diesem technischen Denkmal von Jahr zu Jahr wächst. Zu besichtigen ist sie übrigens nicht nur am Mühlentag.