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Plastikstreifen statt Grashalme

Von Karl-Heinz Klarner 07.05.2008, 14:55

Sangerhausen/MZ. - "Neben Rückständen von Babywindeln habe ich auch noch Reste von Binden und anderen Abfall gefunden", erzählt Prüfer und zeigt auf die aussortierten Utensilien, die in der Nacht zuvor der Regen freigespült hat.

Prüfers Entsetzen folgt ein Verdacht. Wurde hier illegal Plastikmüll entsorgt, wie im Riestedter Müllskandal? Ein Verdacht, der zumindest nicht ganz unbegründet scheint. Denn die Spur der verunreinigten Deckschicht führt ins Nachbarland. Der von Prüfer beauftragte Landschaftsbauer hatte nach eigenen Angaben das Substrat für den Garten aus dem thüringischen Roßleben geholt.

Hier betreibt die "GHB Gesellschaft zur Herstellung von Bodensubstraten mbH" eine umfangreiche Klärschlamm-, Rechengut- und Sandfangkompostierung. Nach Angaben von Betriebsleiter Frank Biolik werden organische und mineralische Abfälle zu Kompost für den Landschaftsbau aufbereitet, der unter anderem zur Abdeckung von Kalirückstandshalden und bei der Rekultivierung von Industriebrachen eingesetzt wird. Auf solchen Halden sollen auch Plastikabfälle aus Riestedt gelandet sein.

Laut Biolik holen auch Landschaftsbauunternehmen aus der Region Kompost aus der Anlage. Indes schloss der Betriebsleiter aus, dass die Lieferung an Günter Prüfer mit einer offensichtlich sehr hohen Konzentration von Plastikabfällen aus seinem Unternehmen stammt. "Unsere Rückstände werden gesiebt", sagte er.

Für Günter Prüfer spielen die Diskrepanzen im Moment nur noch eine untergeordnete Rolle. Schließlich habe das Ordnungsamt der Stadt Sangerhausen auf seinen Hinweis mit der Bemerkung reagiert, nicht zuständig zu sein. Ganz schnell hat indes der Landschaftsbauer auf die Beschwerde Prüfers reagiert und das Substrat wieder abgeholt. "Das habe ich dann dort abgekippt, wo ich es hergeholt habe", sagte der Unternehmer der MZ. Inzwischen strecken in Prüfers Garten erste Halme ihre Spitzen durch, so dass bald Gras über den Mutterboden gewachsen ist.