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MZ-Rätselfoto MZ-Rätselfoto: Haus Am Schild 8 in Allstedt war gesucht

Von Jenifer Hochhaus 03.02.2017, 07:00
Das Haus in der Straße Am Schild in Allstedt war das gesuchte Motiv aus der vergangenen Woche. Die Aufnahme entstand um 1960.
Das Haus in der Straße Am Schild in Allstedt war das gesuchte Motiv aus der vergangenen Woche. Die Aufnahme entstand um 1960. Axel Knobloch

Allstedt - Manufaktur, Mode, Maler? Was diese drei Begriffe miteinander zu tun haben? Sie alle sind eng mit dem Rätselfoto der vergangenen Woche verbunden. In dem gesuchten Haus, das sich Am Schild 8 in Allstedt befindet, gab es nämlich in der Vergangenheit zahlreiche Geschäfte. Und da das Traditionsgebäude schon so lange zur Allstedter Historie gehört, gibt es auch viele Anekdoten, Fakten und Geschichten, die die Leser mit dem Haus verbinden.

„Früher das schönste und größte Modegeschäft“

„1863 eröffnete Hermann Kerndl in diesem Haus ein Geschäft ‚Manufaktur und Modewaren’“, beginnt Ritta Hänsel aus der Geschichte des Hauses zu erzählen. Später, so berichtet Gisela Meier quasi weiter, sei das Geschäft von der nächsten Generation übernommen worden: Die Seiberts führten den Laden. Wie die Allstedterin noch weiß, hießen sie Erna und Willy. „Sie führten den Laden bis ins Rentenalter“, erzählt Meier.

Sie verbindet mit dem Haus auch eine ganz persönliche Geschichte. „Das war früher das schönste und größte Modegeschäft. Dort gab es alles, von Baby- über Frauen bis zu Herrenbekleidung“, beschreibt sie. Zum Ende des Zweiten Weltkriegs seien aber auch in Allstedt Plünderungen an der Tagesordnung gewesen. Das Modegeschäft wurde leergeräumt. Als Meier, damals sieben Jahre alt, mit ihrer Mutter vor Ort war, erwartete sie ein schrecklicher Anblick: „Es war vollkommen leer, nur Kleiderbügel lagen auf dem Ladentisch rum.“ Sie habe sich dann damals einen davon genommen, schildert sie.

Anfang 1950 dann, erzählt Karin Tobihn, was sie von einer Anwohnerin erfahren hat, sei das Geschäft ganz groß in Mode gekommen. „Flott gekleidete große Schaufensterpuppen haben direkt zum Bummeln eingeladen“, so Tobihn. „Hier gab es einfach alles.“ An eine Kriminalgeschichte aus der DDR-Zeit habe sich die Anwohnerin noch erinnern können: Einmal sei ganz Allstedt in Aufruhr gewesen, da ein Einbrecher gesucht wurde. Er hatte sich einfach zwischen den Schaufensterpuppen versteckt. Die Polizei habe ihn am Ende aber doch noch verhaften können.

Ehemaliger Besitzer des Hauses flüchtet in den Westen

In der DDR-Zeit war das Geschäft, wie zahlreiche Leser bemerken, nicht mehr im Besitz der Familie. Denn, so verrät Axel Knobloch, der damalige Besitzer Klaus Seibert sei in den Westen geflüchtet. Das Haus wurde von der Handelsorganisation (HO) übernommen. Knobloch weiß das ganz genau, schließlich gehört ihm das Haus heute, und er hat auch das Rätselfoto eingesendet.

Patrick Lange kann sich noch genau an die Umgebung des Geschäfts erinnern: Rechts sei die Nähstube vom Schneidermeister Grohmann gewesen. „Am rechten Bildrand ist die Giebelwand vom großen Geschäftshaus des Fotografen Freese zu sehen.“ Schräg gegenüber habe sich zu DDR-Zeiten das Milchgeschäft der Familie Tausendschön befunden. „Hier konnte man die frische Milch noch mit einer Milchkanne kaufen“, erzählt Lange.

Ebenfalls persönliche Erinnerungen hat Heidi Köner an diese Zeit, kennt das Modegeschäft ganz genau. „Da habe ich 1969 meine Lehre zur Textilfachverkäuferin erlernt“, teilt sie mit. Bis zur Wende war sie dort beschäftigt. Danach ging die HO, wie Gisela Fensterer weiß, in Konkurs.

Nachdem dort in der Zwischenzeit andere Läden eingezogen waren, ist nun der Malermeister Knobloch mit seinem Geschäft vor Ort. Passend zum Malergeschäft hat sich natürlich auch die Fassade verändert. Sie sei ein echter Hingucker geworden, befindet Horst Kundlatsch. Auch Käte Moritz meint: „Es ist schön geworden.“

Ebenfalls richtig lagen Richard Heller, Gitta Haase, Carina Sperling, Wolfgang Fricke, Doris Wilhelm, Walter Pfeifer, Sabine Schmidt, Irmhild Gothe, Angela von Trebra, Detlef Kuhn, Lutz Reinboth, Michael Krüger, Ronald Unger, Ottomar Hundt, Uta Probst und Rainald Klette. Gewonnen hat dieses Mal Gisela Meier. Herzlichen Glückwunsch.

Das ist das neue gesuchte Rätselfoto:

Für das nächste Rätselfoto muss man sich in Sangerhausen umsehen. Einsendeschluss ist Mittwoch, 8. Februar. (mz)

Das Haus in der Straße Am Schild in Allstedt um 1990
Das Haus in der Straße Am Schild in Allstedt um 1990
Axel Knobloch
Das Haus in der Straße Am Schild in Allstedt wie es heute aussieht.
Das Haus in der Straße Am Schild in Allstedt wie es heute aussieht.
Axel Knobloch