MZ-Rätselfoto der Lokalredaktion Sangerhausen MZ-Rätselfoto der Lokalredaktion Sangerhausen: Heiliger Jakobus aus Riethnordhausen

Riethnordhausen - Wer jede Woche auf der Suche nach dem MZ-Rätselfoto durch den Landkreis fährt, der macht die ein oder andere nette Bekanntschaft. Manchmal ist dann auch ein ganz bestimmter Herr mit von der Partie: „Kommissar Zufall“. Den kennt Rätselfreundin Karin Tobihn zur Genüge. Erst in dieser Woche hat er ihr wieder geholfen. Gesucht war ein Wappen mit rundgezogener Schrift über einem Türbogen. Das Internet half nicht, Frau Tobihn und ihr Mann mussten allerdings an einer Baustellenampel warten und sahen plötzlich, was sie suchten: „In Riethnordhausen steht das gesuchte Dorfgemeinschaftshaus und über dem Türbogen ist das Ortswappen mit dem heiligen Jakobus“, schreibt sie. Doch in dem Gebäude war nicht immer der Treffpunkt der Riethnordhäuser untergebracht. In den 60er und 70er Jahren gab es dort eine Schenke, die einer Familie Gebauer gehörte. „Dahin hatte mein Mann einen guten Draht“, erzählt Tobihn weiter. „In jungen Jahren war er mit einer Motorradgang unterwegs, hat dort Halt gemacht. Es gab gutes Essen und ein Platz war ihnen immer sicher, denn Wirtstochter Rosi gehörte zur Gang.“
Auch Achim Duttke war hier schon zu Gast. Und wo er einst gut gegessen hat, fährt er wie so viele andere Auswärtige, heute nur noch vorbei. Durch die Straßensperrung zwischen Oberröblingen und Edersleben, seien ja, wie er schreibt, viele Leute gezwungen, die Umleitung über Riethnordhausen zu nehmen. „Da das Haus aber direkt an einer Kreuzung liegt, muss man meist auf wichtigeres achten“, findet der Gonnaer. Trotzdem ist ihm bei seinem Zwischenstopp ein kleines Detail aufgefallen. „An der Fassade befindet sich etwa zehn Meter links vom Hauseingang eine interessante Infotafel auf der zu lesen ist: ,Geburtshaus der Dr. Friedrich H. Wölfert.’“
Wer dieser Mann war, das weiß Horst Ramm aus Riestedt. Friedrich Hermann Wölfert wurde hier 1850 geboren und gilt als Begründer der Motorluftfahrt. Wenn es allerdings um die Figur geht, die das Ortswappen am Haus schmückt, hat Herr Ramm etwas anderes herausgefunden als andere Rätselfreunde. „Der Beschützer des Hauses soll der heilige Bartholomäus sein“, berichtet er. „Nach christlicher Auffassung war das ein jünger Jesu und der Schutzpatron vieler Handwerker.“
Ähnlich klingt auch die Geschichte, die sich gleich in mehreren Einsendungen findet. Hier trägt der Heilige allerdings den Namen Jacobus. Der gehörte aber ebenfalls zu den zwölf Jüngern von Jesus Christus.
Dass gerade dieser Heilige das Dorfgemeinschaftshaus von Riethnordhausen ziert, passt gut zu dem kleinen Ortsteil der Goldenen Aue. Immerhin steht hier eine Jacobikirche. „Die heutige Kirche wurde im 16. Jahrhundert erbaut“, weiß Käthe Moritz, die nach eigenen Angaben 15 Gespräche führte, bis sie die Lösung des Rätsels fand. Wie so viele Ratefreunde kam sie nicht an Friedrich Wölfert vorbei.
„Berühmt wurde er durch seinen Aufstieg mit dem durch den Ottomotor angetriebenen Luftschiff am 10. August 1888“, hat Irmhild Gothe herausgefunden. Und bei ihren Recherchen ist sie auf eine weitere, interessante Person gestoßen. Zwar kein Sohn des Ortes, aber immerhin ist er bei Heimatforschern nicht unbekannt: Friedrich Schmidt, der Sangerhäuser Stadtchronist, war hier von 1882 bis 1890 Lehrer. Er war der zweite an der Dorfschule. Über all das hat sich Frau Gothe genauso informiert wie über die Entwicklung der Feuerwehr und die Schmalspurbahn an der Grenze der Gemarkung.
Vieles konnte sie auch in einer Broschüre nachlesen. „Zur 400-Jahrfeier der Ortskirche im Jahr 1929 gab die Kirchgemeinde diese Festbroschüre heraus, die die Geschichte sehr anschaulich darstellt.“ Was in den Jahrzehnten danach passierte, wissen andere Teilnehmer dieser Rätselrunde.
So war das Dorfgemeinschaftshaus nicht immer als solches bekannt. „In der DDR hießen auch die noch so kleinen ,Kulturhaus’“, erzählt Wolfgang Fricke. In der Zeit, von der er spricht, wurde das Gebäude zugleich als Wahllokal genutzt. Das ist noch heute so.
Ein Foto von 1981 hat allerdings Andreas Leißner, ein gebürtiger Riethnordhäuser, entdeckt. Im Archiv des örtlichen Angelvereins. Es zeigt, wie die Mitglieder sich geschlossen am Lokal einfinden, bevor sie zum gemeinsamen Arbeitseinsatz aufbrechen. Das Dorfgemeinschaftshaus war eben damals wie heute ein beliebter Treffpunkt.
Und auf diesen sind in dieser Woche wieder zahlreiche Teilnehmer aufmerksam geworden. Die richtige Antwort wussten auch I. Stößel, Ronald Unger, Angelika Theil, Marcel Franke, Günter Burghardt, Petra Leißner, Gerhard David und Lena Rudolf. Außerdem kamen richtige Einsendungen von Frank Hundt, Ottomar Hundt, Silvio Rahaus, Hans-Joachim Kuhnt, Christa Brötzmann, Roswitha Kundlatsch, Detlef Kuhn, Walter Pfeifer, Michael Krüger und Gunnar Hoffmann.
Die 15 Euro gehen in dieser Woche an Alexandra Drechsel. Herzlichen Glückwunsch.
Einsendungen für die nächste Raterunde können per Post an die Lokalredaktion der Mitteldeutschen Zeitung, Grauengasse 1c in 06526 Sangerhausen, geschickt werden. Die Teilnahme ist auch per Mail möglich. Einfach eine Nachricht an [email protected] senden und dabei sein. (mz)


