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Mordfall in Sangerhausen Mordfall in Sangerhausen: Äußerst gruseliges Szenario

Von Frank Schedwill 05.09.2013, 11:27
In diesem Kleingarten in Sangerhausen sollen Teile der Leiche des Mannes vergraben worden sein.
In diesem Kleingarten in Sangerhausen sollen Teile der Leiche des Mannes vergraben worden sein. Kandel Lizenz

Sangerhausen/MZ - Rätselraten um das Tatmotiv: Hat Geld im mutmaßlichen Mordfall des Sangerhäusers Manfred F. eine große Rolle gespielt? Polizei und Staatsanwaltschaft halten sich zwar offiziell bedeckt, Ermittler bestätigen aber, dass die unter Tatverdacht stehende Ehefrau Gisela F. weiter eine Teilrente ihres Mannes kassierte, der als Bergmann gearbeitet hatte. Dabei handelt es sich nach MZ-Recherchen um etwa 1 000 Euro im Monat. Der Haftbefehl gegen sie wurde vom Sangerhäuser Amtsgericht wegen Totschlags in Tatmehrheit mit Betrug ausgestellt. Die Polizei ermittelt weiter wegen Mordes gegen die Frau. Sie sitzt mittlerweile in der Untersuchungshaftanstalt Halle.

Die Ermittlungen in dem Fall werden vom Fachkommissariat zwei (FK 2) der Polizeidirektion Sachsen-Anhalt Süd in Halle geführt. Es ist für Schwerkriminalität zuständig. Die Ermittler kümmern sich unter anderem um Gewaltverbrechen, ungeklärte Todesfälle und auch um die Ursachenermittlung bei Großbränden.  (fs)

Ehefrau hat Tat gestanden

Die 60-jährige Gisela F. soll ihren Ehemann Manfred F., der jetzt 69 Jahre alt wäre, in ihrer Wohnung in der Sangerhäuser Otto-Grotewohl-Straße umgebracht und dort auch zerteilt haben. Dann hat sie ihn offenbar auf zwei ihrer Gartengrundstücke in der wenige Hundert Meter entfernten Gartenanlage „Bergfrieden“ vergraben. Ermittler von Polizei und Staatsanwaltschaft hatten die Leichenteile dort am Mittwoch entdeckt. Insgesamt elf Plastiksäcke mit menschlichen Überresten wurden bei dem Großeinsatz abtransportiert. F. hat die Tat gestanden. Kripoleute sprechen von einem „äußerst gruseligen Szenario“, das sich erst in der Wohnung und später in dem Garten abgespielt habe, ohne näher ins Detail gehen zu wollen. Auch die Staatsanwaltschaft schweigt zum genauen Tathergang. Allerdings waren die Polizisten nach MZ-Informationen am Mittwoch nicht zum ersten Mal in der Gartenanlage. Bereits im Frühjahr, als eine Tochter der Familie Anzeige erstattete, sahen sich Beamten die Gärten der 60-Jährigen an. Sie suchten nach Stellen, an denen sich die Erde gesetzt hatte.

Tochter ging zur Polizei

Die Bestätigung, dass die gefundenen Leichenteile wirklich von F.s Ehemann Manfred F. stammen, steht bisher noch aus. „Die gerichtsmedizinische Untersuchung dauert an“, sagte die zuständige Oberstaatsanwältin Heike Geyer.

Manfred F. war im September 2009 verschwunden. Der frühere Bergmann, der ein Alkoholproblem gehabt haben soll, zog damals angeblich zu seinem Bruder nach Oberwiesenthal im Erzgebirge. So erzählt es Gisela F.. Die gesamte Familie glaubte das offenbar. Bis auf eine in Sömmerda lebende Tochter, die die Ermittlungen letztendlich ins Rollen brachte.

Eine andere Tochter der Familie reagierte sichtlich geschockt, als sie erfuhr, dass ihre Mutter ihren Vater getötet haben soll. „Ich hatte keinen Grund an den Worten meiner Mutter zu zweifeln“, sagte die junge Frau unter Tränen der MZ. Sie habe fest geglaubt, dass ihr Vater umgezogen sei.

Gewalt in der Ehe?

Und: Während in Sangerhausen der Mann als alkoholkrank und mitunter gewalttätig beschrieben wird, heißt es in Rottleberode, Gisela F. sei immer wieder gegen ihn handgreiflich geworden. In dem Ort hatte das Paar lange gelebt.

In der Gartenanlage fiel in den vergangenen Wochen auf, dass Gisela F. auf einmal stark abgenommen hatte. „Ich habe schon gedacht, dass sie vielleicht irgendwas stark belastet“, sagt einer ihrer Nachbarn. „Aber so etwas hat ihr hier niemand zugetraut.“