Moltkewarte mit doppelter Bedeutung
LENGEFELD/MZ. - Es ist ein Kompromiss, der Ausflügler auf zwei ganz unterschiedliche Persönlichkeiten der Familie Moltke in der deutschen Geschichte aufmerksam machen soll.
Das Treffen der Mitglieder der Initiative "Erinnern und Gedenken" an der Moltkewarte fand zeitnah zum Geburtstag von Helmuth James Graf von Moltke statt, der am 13. März 1907 geboren und am 23. Januar 1945 in Berlin-Plötzensee hingerichtet wurde. Er gehörte zu den deutschen Widerstandskämpfern, die nach dem Attentat auf Hitler verhaftet und zum Tode verurteilt wurden.
Zwar gehörten die Widerstandskämpfer des 20. Juli auch zum Kreisauer Kreis, den Helmuth James von Moltke an seinem Geburtsort Kreisau / Niederschlesien gegründet hatte, aber er selbst vertrat einen radikalen Pazifismus, der ein Attentat auf Hitler aus christlicher Überzeugung ablehnte.
Die Sangerhäuser Initiative "Erinnern und Gedenken" um Peter Gerlinghoff möchte mit der jährlichen Wanderung zum Aussichtsturm auf dem Großen Schlößchenkopf an diesen Mann erinnern. "Nach wie vor möchten wir für ihn eine Gedenktafel anbringen", sagte Gerlinghoff. Ursprünglich wurde der Aussichtsturm "Moltkewarte" 1903 vom Harzclub-Zweigverein im Andenken an den Generalfeldmarschall Helmuth Karl Bernhard von Moltke (1800-1891) errichtet. Die Sangerhäuser schätzten die Moltkewarte allerdings von Anfang an als stadtnahes Ausflugsziel. Zur DDR-Zeit wurde der Turm zur Friedenswarte umbenannt, das Moltke-Porträt verschwand hinter einem FDJ-Emblem. Man konnte hier in einer Gaststube Kaffee und Kuchen genießen.
Auch der Ausblick vom rund 18 Meter hohen Turm in die Goldene Aue bis hin zum Kyffhäuser und in das Leinetal ließ sich kaum jemand nehmen. Der zunehmende Vandalismus ließ das Gasthaus verschwinden.
Derzeit werden Wanderer im Sommerhalbjahr am Wochenende und an den Feiertagen immer von 14 bis 18 Uhr bewirtet. Dann ist auch das Besteigen des Turmes möglich.