Mifa in Sangerhausen Mifa Sangerhausen: Traditionsfirma entlässt weitere Mitarbeiter

Sangerhausen - Der Aderlass beim insolventen Fahrrad-Hersteller Mifa geht weiter. Das Unternehmen aus Sangerhausen kündigte am Montag an, die Zahl der Mitarbeiter von 240 auf 131 zu verringern. Auf einer Betriebsversammlung begründete Insolvenzverwalter Lucas Flöther den Schritt damit, dass ein Großauftrag nicht abgewickelt werden kann, weil die finanziellen Mittel für den Materialeinkauf fehlen.
Der bisherige Eigentümer, Heinrich von Nathusius, sieht die Entlassungen kritisch, war aber auch nicht bereit, weiteres Geld aufzubringen.
Mifa Sangerhausen: Gespräche mit Investoren kommen gut voran
Nach dem Verlust des Großauftrages für den Discounter Aldi wird nun auch die Produktion für das Handelshaus Metro beträchtlich zurückgefahren. 2016 wurden noch 50.000 Räder an Metro geliefert. „So sehr ich dies auch bedauere, so ist es doch die einzige Möglichkeit, den Fortbestand von Mifa und der verbliebenen Arbeitsplätze zu sichern“, so Flöther weiter.
Vor der Insolvenz im Januar beschäftigte die Firma noch 500 Mitarbeiter und war damit einer der größten Arbeitgeber im Landkreis Mansfeld-Südharz. Anfang März wurde bereits 166 Beschäftigten gekündigt, die in eine Transfergesellschaft wechselten. Oberbürgermeister Ralf Poschmann (CDU) sagte: „Es ist erschreckend, wie aus einer großen Firma ein Kleinstunternehmen gemacht wird. Man kann nur hoffen, dass sich Investoren finden, die das Geschäft auf soliden Füßen wieder aufbauen.“
Im laufenden Verkaufsprozess gibt es noch zwei Interessenten: Nach MZ-Informationen sind das der bisherige Eigentümer, die Unternehmerfamilie von Nathusius aus Haldensleben (Börde), und ein aus der Fahrrad-Branche kommendes Unternehmen. Das will künftig offenbar nur noch hochwertige Markenfahrräder und E-Bikes herstellen. Verwalter und Gläubiger wollen in den kommenden sechs Wochen eine Entscheidung treffen.
Dabei zeichnet sich eine verfahrene Situation ab: Der Unternehmer Heinrich von Nathusius hatte die Mifa Anfang 2015 gerettet, schon damals war die Firma pleite. In der Folge wurden zweistellige Millionenbeträge unter anderem in den Bau eines neuen Werkes investiert. Für die Kredite bürgte von Nathusius teilweise persönlich. Zuletzt gewährte die Familie noch einmal ein sogenanntes Massedarlehen über 3,5 Millionen Euro, damit die Produktion während der Insolvenz weitergeht.
Betroffene Mifa-Mitarbeiter haben Möglichkeit in Transfergesellschaft zu wechseln
Sein Konzept sieht vor, weiter Großaufträge abzuwickeln. „Ich benötige auch mehr Mitarbeiter als nun vorhanden“, sagte von Nathusius der MZ. Er wollte sich weiter aber nicht äußern. Verliert von Nathusius die Mifa, so könnten auf einen Schlag Millionenforderungen von Banken auf ihn und das Mutterunternehmen Ifa, einem Autozulieferer, zukommen. Er dürfte daher großes Interesse haben, die Firma zu behalten. Ein neuer Investor könnte zwar ohne alte Schulden neu starten, müsste sich mit von Nathusius aber über die Miete oder den Kauf des Werkes einigen - ist also auf den bisherigen Eigentümer angewiesen.
Viele Mitarbeiter, nicht nur diejenigen denen gekündigt wurde, suchen sich inzwischen neue Jobs. So hat der Backwaren-Hersteller Aryzta im benachbarten Eisleben 100 Stellen zu besetzen. Auch der Logistiker DHL sucht am Flughafen Leipzig/Halle weitere Mitarbeiter für den Umschlag von Päckchen. „Sehr gerne Ex-Mifa“, wirbt das Unternehmen über das soziale Netzwerk Twitter. (mz)
