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Mansfeld-Südharz Mansfeld-Südharz: Lange Tradition

Von Susann Salzmann 02.07.2012, 16:07

Dietersdorf/MZ. - "Das war eine super Beteiligung", sagte Vereinsvorsitzender Andreas Alig.

Die jüngste Umzugsakteurin war dabei die einjährige Emily, die erstmals als Blumenmädchen agierte. Bei Familie Iwan ist es üblich, schon von kleinauf in die Schützentraditionen eingeführt zu werden. Bereits ihre Mutter Diana war zu ihrer Kindheit Blumenmädchen. Aktuell hält sie den Kreisrekord 60 liegend im Kleinkaliber (KK)-Schießen. "Immer ruhig atmen" und den Wunsch "Gut Schuss" hatte ihr Vater Gisbert Iwan ihr immer mit auf den Weg gegeben. Die Faszination für den Sport liegt im Blut und auch deshalb hält sich Tochter Diana den Tag des Schützenfestes in ihrem einstigen Heimatort immer frei. Vater Gisbert liebt derweil die Herausforderung beim Schießen, die abverlangte Präzision sowie das Suchen des Druckpunktes. Im Sangerhäuser Eschental schloss der heute 56-Jährige erste Bekanntschaft mit dem Schützenwesen. Seine beständige Leidenschaft für den Sport trug mit zu seinem Titel als Landesmeister in der Kategorie Kurzwaffe bei. Für seine Leistungen wurde er vom stellvertretenden Geschäftsführer des Kreissportbundes, Eckert Trocha, mit der bronzenen Ehrennadel ausgezeichnet. "Aber für den Schützenkönig hat es nicht gereicht", sagte er und lächelte. Auch dieses Jahr heimste diesen Titel jemand anderes ein: nämlich Patrick Kaschner, der nun zusammen mit Königin Anja Decker die Schützenregentschaft für ein Jahr fortführt.

Seit acht Jahren hat Andreas Alig nun schon den Vereinsvorsitz inne. Doch am Samstag zum 22. Schützenfest wurde er völlig ahnungslos überrascht: und zwar mit einer der höchsten Auszeichnungen, der Traditionsmedaille in Gold für herausragende Leistungen und Förderung des Brauchtums. "Ich hatte überhaupt keine Ahnung", erzählte er. Rolf Liemann, sein Stellvertreter lächelte. Er hatte schließlich den Antrag für diese Auszeichnung gestellt. Die Entscheidung sei denkbar einfach gewesen, denn Alig leiste ausgezeichnete Sponsorenarbeit und repräsentiert den Verein überregional. "Damit hat er auch dem Land gedient und das muss belohnt werden", sagte Liemann. Und vielleicht schließt sich für Alig in den kommenden Jahren auch die allerhöchste Auszeichnung, das Ehrenkreuz des Landesschützenverbandes der Klasse zwei, an - so ein Kreuz, wie es bereits Liemann am Revers seiner Schützenuniform trägt.

In eine unbeschwerte Zukunft blicken die Schützen trotzdem nicht: Mittlerweile hat der Verein noch 39 Mitglieder, unter denen sich zwei Jugendliche befinden. Das bereitet den Vereinsobersten Sorgen. "Vielleicht existiert der Verein in zehn Jahren nicht mehr, weil es immer weniger Jugend gibt", so Aligs Befürchtungen. Hinzu komme, dass der Altersdurchschnitt im Verein bei etwa 55 Jahren liegt. Aber auch dieses Hemmnis gilt es, zu überwinden. Um bei den Jugendlichen Neugier zu wecken, nehmen die Dietersdorfer Schützen dieses Jahr erstmals am Tag der Vereine teil, der am 7. Oktober stattfindet. Dann erwarten die großen und kleinen Besucher Schieß- und Spielwettbewerbe. In Dietersdorf gibt es neben herausragenden Leistungen bei Landes- und Kreismeisterschaften auch eine schieß- und treffsichere Jugend. So wurde Gina-Marie Dietrich in diesem Jahr Landesjugendprinzessin im Luftgewehrschießen. Justine Dietrich wurde als beste Schützin unter der Jugend gefeiert, während Wicki Mayer sich über den Titel der Kinderkönigin freuen konnte.

Die Tradition ist den Schützen so wichtig, dass sie unzählige Bemühungen nicht scheuen, um die Geschichte der Schützen vollends aufzudecken. Bisher sei die Geschichte der letzten 100 Jahre lediglich bruchstückhaft. "Wir fragen die älteren Leute über die Schützen von früher aus", erzählte Alig. So sei kürzlich auch eine Schützenscheibe von 1938 aufgetaucht. Gesucht werden aber noch viele weitere Ehrenzeichen und die ursprüngliche Fahne. "Wir bitten, dass uns die Bürger helfen, die wertvollen historischen Schätze wiederzufinden", so der Vereinsvorsitzende. Und die Bürger haben eine Passion fürs Schießen, wie die Beteiligung zum Bürgerkönigsschießen, das Simone Hille für sich entschied, zeigte.