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Mansfeld-Südharz Mansfeld-Südharz: «Hast du Kondome dabei?»

Von RONNY KRAUSE 25.08.2010, 17:05

SANGERHAUSEN. - Neun Monate später liegt sie in den Wehen. Eine tröstende Hand und beruhigende Worte des Freundes? Fehlanzeige. Jugendlicher Leichtsinn mag jetzt der eine oder andere denken.

Die Anzahl der minderjährigen Mütter ist in den letzten Jahren drastisch gestiegen, sagt die Statistik. Teenies werden aus ihrem Alltag herausgerissen und müssen in kürzester Zeit lernen, am Wochenende auf Partys zu verzichten und stattdessen die Verantwortung für ihr eigenes Kind zu übernehmen.

Aus diesem Anlass veranstaltete die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) diese Woche einen "Mitmach-Parcours" zu Aids, Liebe und Sexualität. Schüler der Berufsbildenden Schulen Mansfeld-Südharz, der Sekundarschule "Heinrich Heine", der Sekundarschule "Thomas Müntzer" und der Pestalozzischule konnten sich über die verschiedenen Themen informieren und auch intime und persönliche Fragen an das Fachpersonal vor Ort richten.

Der Parcours wurde in fünf Stationen gegliedert, welche jeweils ein eigenes Themengebiet behandelten. Die Schülergruppen durften ihr Wissen rund um die Themen Aids, Schwangerschaft und Verhütung unter Beweis stellen. Robert Grünewald, Amtsleiter für Familie und Soziales, unterstreicht: "Jeder der möchte, kann sich beim Gesundheitsamt kostenlos untersuchen lassen." In lockerer Atmosphäre wurde ganz offen über die meist peinlich wirkenden Themen gesprochen. Neue Informationen wurden den Jugendlichen auf spielerische Art und Weise, zum Beispiel dem pantomimischen Darstellen von Begriffen wie "Petting" oder "Safer Sex", übermittelt. Isabell Böttcher aus Edersleben lacht zuerst und meint dann: "Ich finde das super hier!"

Anja Krimphove von der BZgA erklärt: "Liebe und Sexualität soll Spaß machen. Bei unserer Veranstaltung geht es nicht darum, die Jugendlichen zu bedrängen und zu fragen 'Na, benutzt du jedes Wochenende auch immer ein Kondom?' oder 'Denkst du auch regelmäßig daran, deine Pille zu nehmen?' Vor allem die älteren Jugendlichen kommen zu dieser Veranstaltung und meinen: "Was wollen die uns denn noch beibringen? Da hätten sie mal zehn Jahre früher kommen müssen!" Die positive Resonanz im Schlussgespräch zeigt aber, dass wir mit Hilfe der Stationsarbeit eine Menge an neuen Informationen vermittlen können und den Jugendlichen dabei auch nicht langweilig wird."

Ines Storch, Gastgeberin und Schulleiterin der Berufsbildenden Schulen Mansfeld-Südharz, zeigt sich überzeugt: "Projekte dieser Art haben für unsere Schüler nur Vorteile. Die Kollegen fragen sogar schon nach, wann die nächste Veranstaltung stattfindet. Man muss sehr zeitig mit den Schülern ins Gespräch kommen. Ich selbst habe in meinen Schulen viele werdende Mütter, die erst 15 beziehungsweise 16 Jahre alt sind. Auf unseren Veranstaltungen können sie sich mit Beratungsstellen in Kontakt setzen und über ihre Ängste und Probleme, auch nach der Schwangerschaft, sprechen. Ich denke, wir befinden uns auf einem guten Weg."