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Kunsthandwerk Kunsthandwerk: Mädchen in Marmor bleibt für immer jung

Von Ingrid Semmler 11.07.2003, 16:43

Roßla/MZ. - Obwohl er wusste, das kostet Zeit, viel Zeit. Und in erster Linie hat der junge Steinmetz nun mal als Geschäftsführer den Hut für die Roßlaer Filiale des Familienunternehmens auf: Grabmale und Bauteile wie Stufen, Platten, Fensterbänke aus Naturstein dominieren da die Arbeit. Und auch für seine Meisterausbildung brauchte er Zeit.

Doch die Idee von einem Porträt in Marmor ließ ihn nicht mehr los. Denn aus diesem edlen Stein sollte die Büste sein. "In Sandstein gehört ein kantiger Kopf, in Marmor eine schöne Frau", so Michael Kleffel. Den geeigneten "Kopf" einer schönen Frau mit markanten Gesichtszügen für sein Vorhaben hatte er schnell gefunden: die 17-jährige Bennungerin Natalie Sänger aus seinem Freundeskreis.

Sie musste zwar erst überzeugt werden, saß dann aber rund zehn Stunden, verteilt auf drei Sitzungen, für die Büste Modell. Vorher hatte der 26-jährige Steinmetz Fotos und Skizzen von ihr gemacht.

Jetzt gibt es die junge Frau zweimal: einmal in Wirklichkeit und einmal in Marmor. Die in den edlen Stein gehauene junge Frau schaut versonnen in die Welt. So als versuche sie zu begreifen, dass sie als Abbild der echten deren jugendliche Schönheit als Zeitzeuge bewahrt.

Eigentlich ist die Büste fertig und steht in der Wohnung des angehenden Meisters. Doch manchmal, wenn er sie länger angesehen hatte, entdeckte er doch noch hier und da eine Kleinigkeit, die er nachbesserte. Dabei fanden und finden alle, die die junge Frau kennen, das Ergebnis verblüffend.

Der junge Steinmetz nutzt jede Gelegenheit, um die vielfältigen, vor allem auch die künstlerischen Möglichkeiten seines Berufes für sich zu entdecken. So hat er bereits für die Franckeschen Stiftungen in Halle ein 1,90 Meter mal 1,90 Meter großes Wappen in Sandstein gehauen.

"Das war ein sehr schöner Auftrag", freut er sich noch immer: "Solche Arbeiten gibt es leider viel zu selten." Aber auch für Privatleute hat er schon Wappen angefertigt. Weil die Steinbildhauerei so viel Spaß gemacht hat, wird übrigens auch das Meisterstück von Michael Kleffel eine Frauenbüste sein. Das Modell aus Ton - diesmal ein Frauenkopf mit Hörnern - ist fertig und wurde bereits von der Prüfungskommission akzeptiert.

Auch den Marmor dafür hat er schon aus Italien geholt, aus dem Steinbruch in Laas, der berühmt für seinen Marmor ist. "Am 8. September", so der Roßlaer, "geht es los. Dann müssen wir drei Wochen schwitzen." Als Lohn winkt der Meisterbrief - und eine schöne Frau in Marmor mehr.