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Kreiskirchentag in Allstedt Kreiskirchentag in Allstedt: Im Clownskostüm zur Kirche

Von Lucas Wölbing 13.06.2016, 18:00
Kaum zu glauben, dass unter dem Clownskostüm die stellvertretende Superintendentin Steffi Wiegleb steckt - hier bei Pfarrer Michael Schultze.
Kaum zu glauben, dass unter dem Clownskostüm die stellvertretende Superintendentin Steffi Wiegleb steckt - hier bei Pfarrer Michael Schultze. Schumann

Allstedt - Viel Zeit in der Garderobe hat sie sich nicht gelassen: Die Wahl gab es zwischen schlichtem Schwarz und Kunterbunt und Steffi Wiegleb wusste genau, wie sie zum Kreiskirchentag nach Allstedt geht. Rote Nase, gelbe Perücke, glühende Wangen - so sieht sie sich gern: als Clown, der Kinder zum Lachen bringt. Doch die Frau, die sich gerade die übergroßen Schuhe anzieht, kleidet sich sonst eher dunkel in ihren Talar. Denn sie ist Pfarrerin in Kyffhäuserland; ja sogar die stellvertretende Superintendentin. „Manchmal predige ich sogar im Kostüm“, sagt sie lächelnd. „Kirche kann nämlich auch bunt und vielfältig sein.“

Lange Nacht für Allstedts Pfarrer

Doch beim Allstedter Kreiskirchentag ist davon auf den ersten Blick noch nicht viel zu sehen. Eher verhalten läuft der Besucherverkehr auf dem Hof des Schlosses, der Kirchenkreis spricht von nicht ganz 300 Besuchern. Weniger als erwartet. Und doch soll alles bunt sein, meint Allstedts Pfarrer Martin Weber kein bisschen enttäuscht. Hinter ihm liegt eine lange Nacht. Mit Jugendlichen hat er bis spät einen Erlebnisgottesdienst veranstaltet. „Eine sehr interessante Erfahrung“, freut er sich und blickt auf das Markttreiben in der Vorburg.

Blick zu den Nachbarn lohnt sich

Es ist der erste Kreiskirchentag in Allstedt, dem „ansonsten vergessenen Zipfel“ des Kirchenkreises Bad Frankenhausen-Sondershausen. Denn obwohl zu Sachsen-Anhalt gehörend, zählt die Rohnestadt mit ihren Ortsteilen zur thüringischen Landeskirche. Und ein Blick zu den Gläubigen aus dem Nachbarland lohnt sich immer, findet Weber.

Und tatsächlich: Unter dem Zelt aus dem Dörfchen Menteroda zeigt sich die Kirche in ausgelassener Farbenfreude. Schillernde Gewänder, fremde Instrumente und exotische Schnitzereien bestimmen das Bild im Reich von Angelika Stephan. Wenn sie erzählt, dann geht es um eine der intensivsten Partnerschaften, die der Kirchenkreis in den letzten Jahren hervorgebracht hat: um den Kontakt nach Tansania. Die Christen aus Mitteldeutschland finanzieren dort den Bau von Schulen und Kindergärten.

Projekt noch unbekannt

„Einige der Jugendlichen haben wir vom ersten Schreibversuch an begleitet. Jetzt machen die ersten eine Ausbildung“, berichtet Stephan stolz. 50 Euro, das seien für deutsche Verhältnisse nicht viel Geld, sagt sie. Doch schon diese Spende reiche aus, um 30 Kindern einen Monat lang jeden Tag ein Mittagessen zu ermöglichen. „Wir sind nicht viele Helfer“, meint sie. „Aber wir schaffen dort Großes allein mit der Unterstützung unserer Gemeinden.“ Doch gerade im Allstedter Teil des Kirchenkreises sei dieses Projekt noch unbekannt, bedauert sie: „Aber wozu gibt es denn diesen Tag. Da lernen wir uns doch gleich besser kennen.“

Gleich nebenan im Zelt sitzen die Frauen aus Mansfeld-Südharz. Unter ihnen ist auch Karla Jäckel. Zur Kirche in Mittelhausen hat sie erst spät gefunden, erzählt sie. Eigentlich war sie nur auf der Suche nach einer Bastelgruppe: „Die habe ich auch gefunden“, sagt sie. „Und seitdem weiß ich: Unsere Kirche ist ein Treffpunkt. Sie bedeutet für mich Gemeinschaft“. (mz)

Karla Jäckel am Spinnrad
Karla Jäckel am Spinnrad
Schumann