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Kaleidoskop eines Sangerhäuser Lebens

Von Marion Rohland 03.08.2007, 16:06

Sangerhausen/MZ. - "Eine Lesestunde über Rosen und Dornen" - so der Buchtitel - ist aber alles andere als eine weitere Abhandlung über die stacheligen Schönheiten. "Meine Lesestunde ist ein Angebot an Antworten auf Fragen, die sich Menschen stellen, die im Abendschein ihres Lebens stehen." Mit diesen Worten beginnt Bernhard Hecht die Einführung in die Buchpräsentation am Donnerstagabend in der Sankt-Michael-Buchhandlung. Der Autor erläutert zwar seine Beweggründe zum Schreiben der ,Sangerhäuser Verse, Miniaturen und Elegien', aber er liest sie nicht selbst. Das überlässt er Reinhardt O. Cornelius Hahn, Verleger der Hallenser Projekte Verlag Cornelius GmbH.

Für den Autor ist der Verlag ein Ort, an dem sich geschäftliche Interessen und literarische Ansprüche auf gleicher Augenhöhe begegnen.

Für den Verleger Cornelius Hahn ist der Autor Bernhard Hecht ein ewiger Lehrer und ein Poet. Die Lesestunde über Rosen und Dornen ist eigentlich ein 240-seitiger Brief eines alternden Mannes an seinen Urenkel Nils Maximilian. Verbunden mit der Suche nach Sinn und Wahrheit - betrachtet als Rückblende auf das eigene Leben. Verbunden auch mit der Bitte an den Urenkel, in 50 Jahren die Frage zu beantworten, wie es dann mit der Demokratie steht. Zeit scheint für den Urgroßvater im Brief an seinem Urenkel nur dann eine Rolle zu spielen, wenn er sie in Bezug setzen kann zum Leben selbst. So genießt der alternde Mensch den Vorzug, "Zeit zu haben, um Zeit zu haben". Erkenntnisse der alten Philosophen Seneca oder Emanuel Kant sind für den Autor ebenso Quelle gedanklicher Zeitreisen, wie der Kreislauf zwischen den Generationen - der Eigenen, der seines Sohnes. Und der seines Urenkels, der am 201. Tag dieses Jahrtausends geboren wurde. Im Autorengespräch fragt Buchhändlerin Karla Tentrup Klein nach dem Bezug des Buches zu Sangerhausen. Für Bernhard Hecht liegt der Bezug im Leben selbst. Seinem Leben als Sangerhäuser. Im Buch schreibt nicht der Ort die Geschichten, sondern Lebensgeschichten beschreiben den Ort. Der Verleger bestätigt die Wirkung "Ich war beim Lesen der Geschichten in dieser kleinen Stadt. Sie sind das Kaleidoskop eines Sangerhäuser Bürgers." Das Kaleidoskop als Metapher für die Vielfarbigkeit und eine gewisse Symmetrie des Lebens - so kann das Buch wohl verstanden werden. Immer wieder verändert der Autor seinen Blickwinkel: ob in der Erinnerung als U-Bootfunker, ob als Kurpatient oder im Dialog mit seinem Wellensittich. Dabei gewinnen die Geschichten durch das Wahrnehmungsvermögen des Autors. Die scheinbar unscheinbaren Augenblicke leben auf, werden zu philosophischen Geschichten, ebenso wie zu kindlich erzählten Märchen. Bernhard Hecht steht noch immer um sechs Uhr auf. Sein Lieblingsplatz ist der Schreibtisch. Auf die Bitte seiner Frau, mit 82 Jahren aufzuhören mit dem Schreiben, hat er nur die schlichte Antwort: "Tut mir leid, das kann ich nicht. Für mich ist das Schreiben eine Lebensaufgabe. Weiter nichts."

"Eine Lesestunde über Rosen und Dornen", Autor: Bernhard Hecht, 240 Seiten, 12,50 Euro, Projekte Verlag Cornelius GmbH