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Jagd in Grillenberg Jagd in Grillenberg: Jagen wie einst der Herzog

Von Steffi Rohland 10.11.2013, 20:58
Die Jagdhornbläser verblasen die Strecke wie es in der Fachsprache der Jäger heißt.
Die Jagdhornbläser verblasen die Strecke wie es in der Fachsprache der Jäger heißt. Steffi Rohland Lizenz

Grillenberg/MZ - Der Herzog Christian von Sachsen-Weißenfels besaß wahrscheinlich noch einen Hirschfänger und einen Jagdsäbel - damals Anfang des 18. Jahrhunderts. Den damaligen Steinschlossgewehren mangelte es auch noch an der Präzision der heutigen Jagdwaffen. Dennoch eins ist sicher über die Jahrhunderte gleich geblieben: Die Freude an der Jagd.

Der Landesforstbetrieb Süd und das Biosphärenreservat Karstlandschaft Südharz hatten am Freitagvormittag im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Barocke Residenzgeschichte - 300 Jahre Trinitatiskirche“ zu einer Jagd mit historischem Hintergrund eingeladen. Wie Holger Piegert, Leiter des Biosphärenreservates Karstlandschaft Südharz berichtete, übte von 1710 bis 1736 Herzog Christian im damaligen Amt Sangerhausen die Jagd aus. In seiner Zeit als Prinz (1710-1712) durfte er, entsprechend einem Vertrag mit seinem regierenden Bruder, von dem erlegten Wild „nur zwei Hirsche, vier Tiere, acht Rehe, acht Stück Schwarzwild und alles was zur niederen Jagd gehörte, für sich verwenden“. Die Jäger, die heute zum Beispiel im Staatsforst auf die Pirsch gehen, müssen dafür bezahlen und können das selbst erlegte Wild kaufen. Zum Beispiel kostet ein zwei- bis vierjähriger Hirsch 250 Euro.

Auf dem rund 600 Hektar großen Gelände des Reviers Zollhaus und einem Teil des Reviers Annarode, waren 79 Jäger zur Jagd erschienen. Traditionsgemäß wurde die Gesellschaftsjagd mit Hornsignalen der Stolberger Jagdhornbläser umrahmt.

Dem Revierleiter Bernhard Schidda (56) oblag es nach der Belehrung aufzuzählen, was gejagt werden darf: So waren an diesem Tag Schwarzwild ohne führende Bachen, vom Rehwild Kitze und Ricken, Füchse und Waschbären zum Abschuss freigegeben. Beim Rotwild war achtzugeben, dass keine alten Hirsche erlegt werden. Höchstens Achtender durften geschossen werden. „Wer die überhaupt sieht, hat Glück“, sagte Schidda. Er wies ebenso darauf hin, dass Damwild und Muffel ebenfalls verschont werden. Einen Hinweis gab es noch auf die geschützten Tierarten, wie Luchs und Wildkatze, die im Territorium vorkommen. Zweieinhalb Stunden verrichteten dann die Stöberhunde ihre Arbeit. Nicht jeder Jäger bekam Wild zu Gesicht. Aber das gehört zur Jagd dazu. Selbst Kreisjägermeisterin Margrit Kühne und ihr Mann, der ehemalige Berufsjäger Klaus Kühne, sahen diesmal „nur“ einen Rehbock, der aber entsprechend der Auflage, nicht erlegt wurde. „Man muss auch nicht immer schießen“, sagte Margrit Kühne, „Man kann sich auch am Anblick des Tieres erfreuen.“

Einer der sich seinen Fichtenbruch diesmal verdient hatte, war Ronald Henschel, Mitarbeiter des Landesforstbetriebes Süd. Bevor er selbst auf seinen Ansitz konnte, wies er seine Gruppe der Gastjäger ein. Bei den letzten zwei Jagden hatte er kein Jagdglück. Diesmal hatte ihm Stöberhund Ramses ein Schmaltier vor die Büchse gebracht. Nun hieß es für ihn, das Tier weidgerecht aufbrechen und mit einem Band zu kennzeichnen. „Dazu gehört ein entsprechender Ursprungsschein“, erklärt er. „Damit wird die Herkunft des Tieres nachgewiesen“. Wie die meisten Tiere, gab er seins an den Wildhandel Reise Wippra ab. Die Strecke ergab sechs Schweine, davon ein Keiler und 15 Stück Rehwild. Nachdem die Schützen den Fichtenbruch erhalten hatten, wurde das erlegte Wild verblasen.