Insolventer Fahrrad-Hersteller Insolventer Fahrrad-Hersteller Sangerhausen: Großkunden halten Mifa die Treue

Sangerhausen - Der insolvente Fahrradhersteller Mifa aus Sangerhausen (Mansfeld-Südharz) kann offenbar weiter auf seine Großkunden zählen. Zu diesen gehört seit mehreren Jahren auch die Einzelhandelskette Real-/Metro-Group. „Die Insolvenz hat keine Auswirkungen auf unseren Vertrieb der Räder. Entsprechend laufen unsere Geschäftsbeziehungen davon unbeeinflusst weiter“, sagte Sprecherin Ilka-Nadine Mielke der MZ. Mifa-Bike hatte im vergangenen Jahr nach eigenen Angaben rund 50.000 Fahrräder an die Einzelhandelskette geliefert. Das entspricht einem Achtel der Gesamtproduktion in Sangerhausen von 400.000 Rädern.
Globus sieht sich nach neuen Partnern um: „Wir bedauern, das Unternehmen Mifa als Partner zu verlieren“
Auch der Discounter Norma, das Teleshopping-Unternehmen QVC und die Sportfachkette Decathlon sind Großkunden des Fahrradherstellers. 2016 bestellten sie jeweils Räder im fünfstelligen Bereich, wie die Mifa-Geschäftsführung sagt. QVC habe Aufträge in vergleichbarer Größenordnung auch für das laufende Jahr zugesagt. Norma und Decathlon hätten eine weitere Zusammenarbeit prinzipiell zugesichert.
Kleinere Kunden des Fahrradherstellers wie das Einzelhandelsunternehmen Globus sehen sich derweil schon nach neuen Zulieferern um. „Wir bedauern, das Unternehmen Mifa als Partner zu verlieren und sind bereits auf der Suche nach neuen Lieferanten“, sagte Globus-Sortimentsleiter Joachim Naumann auf MZ-Anfrage. Das Unternehmen, das im Vorjahr rund 250 Mifa-Räder orderte, müsse sich demnach an Vorgaben halten, die die Geschäftsbeziehungen zu einem insolventen Partner regeln. So handele es sich bei der Suche nach neuen Lieferanten um eine Vorsichtmaßnahme, mit der Warenengpässe vermieden werden sollen.
Sollte der Fahrradhersteller eine Pleite abwenden können, würden die Geschäftsbeziehungen zu Globus aufrecht erhalten. Die Mifa-Geschäftsführung zeigt Verständnis für das Verhalten seines Abnehmers. „In so einer Situation ist es völlig normal, dass sich Kunden nach anderen Lieferanten umsehen. Wir sind erst am Anfang des Insolvenzverfahrens und nutzen unsere Kontakte, um sie bei der Stange zu halten“, sagte ein Sprecher von Sanierungsexperte Joachim Voigt-Salus, der derzeit die Geschäftsführung inne hat.
Mifa stellt Insolvenzantrag: Umsätze blieben hinter den Erwartungen zurück
Wenige Tage nach Neujahr hatte Mifa einen Insolvenzantrag am Amtsgericht Halle gestellt. Grund war, dass die Umsätze des Unternehmens zuletzt offenbar deutlich hinter den Erwartungen geblieben waren. Zudem sollen Tilgungsraten für Kredite nicht eingehalten worden sein. Um seinen Fortbestand zu sichern, benötigt der Fahrradhersteller dringend frisches Geld. Dazu laufen Gespräche zwischen der Geschäftsführung, den Banken und der Eigentümerfamilie von Nathusius. Die Eigentümer, die 2014 nach einer ersten Insolvenz wesentliche Teile Mifas übernommen hatten, haben bereits mündlich zugesagt, sich weiter finanziell engagieren zu wollen. Auch die Investitionsbank Sachsen-Anhalt erklärte, dass eine „Sanierung angestrebt wird“. Das Unternehmen benötigt mehrere Millionen Euro, um Aufträge für dieses Jahr vorzufinanzieren.
Derzeit findet der Umzug in einen 17 Millionen Euro teuren Neubau vor den Toren Sangerhausens statt. Spätestens Anfang Februar muss dort die Produktion voll laufen, um im Frühjahr die Kunden bedienen zu können. Monatlich sollen bei Mifa bis zu 50.000 Räder vom Band rollen. (mz)