1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Sangerhausen
  6. >
  7. Hubertusmesse in Friedeburg: Hubertusmesse in Friedeburg: Pfarrer wollte Rock tauschen

Hubertusmesse in Friedeburg Hubertusmesse in Friedeburg: Pfarrer wollte Rock tauschen

Von Ursula Schabert 05.11.2001, 18:14

Friedeburg/MZ. - Zweige mit grünen und bunten Blättern, Efeuranken, Herbstlaub auch auf dem Fußboden - die Friedeburger Bonifatiuskirche bot ein festliches Bild. "Das ist des Jägers Ehrenschild, dass er beschützt und hegt sein Wild: Weidmännisch jagt, wie sich''s gehört, den Schöpfer im Geschöpfe ehrt." Dieser Satz war auf grünem Untergrund an der Wand hinter der Kanzel zu lesen. Der Jägergottesdienst mit der Hubertusmesse von Reinhard Stief hatte Gäste auch aus den Nachbarkreisen angelockt, die Kirche war auch auf den Emporen und bis in die letzte Reihe besetzt, als Bläser und Falkner Einzug hielten.

Schon im Freien hatten die Jagdhornbläser Heiligenthal bei wunderbarem Herbstwetter am Feuer Begrüßung und Hegewaldfanfare gespielt, in der Kirche folgte dann der "Einzug der Bläser". Die Satztechnik für die Hubertusmesse ist orientiert an den traditionellen französischen Vorbildern. Der Komponist konnte feststellen, dass seit dem 19. Jahrhundert die Melodien der Hauptteile der Messe immer die gleichen waren. Die Hubertusmesse hat in Deutschland nicht die alte Tradition wie in Belgien und Frankreich, die politische Entwicklung zum preußisch geprägten Kaiserreich und die andere konfessionelle Zusammensetzung der deutschen Jäger verhinderten das.

Erst nach dem Zweiten Weltkrieg, nachdem sich im Westen die deutsch-französische Freundschaft festigte, traten Parforcehorngruppen mit Hubertusmessen dort auf. In original französischer Form und Blastechnik (Parforcehörner in D gestimmt, ohne Lederwicklung, mit einem scharfrandigem Mundstück) hat sich die Hubertusmesse in Deutschland nicht durchsetzen können. Die Messe von Reinhard Stief, die es auch in einer Fassung für evangelische Gottesdienste gibt, wurde 1965 am Hubertustag vom Kurpfälzer Jagdhornbläserkreis Heidelberg und der Naturhornbläsergruppe Münster zum ersten Mal jeweils mit deutschen Parforcehörnern in Es aufgeführt. Sie kann aber auch mit Jadventilhörnern in B geblasen werden. In unserer Region erklang sie in evangelischen Gottesdiensten erst kürzlich durch die Heiligenthaler Bläser erstmalig.

Pfarrer Uwe Jauch machte in seiner Predigt keinen Hehl daraus, dass er den schwarzen Rock gerne mit dem grünen tauscht - und seine Betrachtungen zum Thema Verantwortung für die Bewahrung der Schöpfung (Predigttext war die Geschichte von der Sintflut und der Arche Noah) verrieten den Insider auch im Bereich Hege und Jagd. Mitgestaltet wurde der Jägergottesdienst auch vom Kirchenchor Friedeburg. Pfarrer Jauch, der übrigens auch in der Freiwilligen Feuerwehr aktiv ist, bewies seine Vielseitigkeit auch als Chorleiter. Die Gemeindelieder "Großer Gott, wir loben dich" und "Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehren" begleiteten die Heiligenthaler Bläser ebenso souverän wie sie die schwierige Messe spielten.

Nach dem Gottesdienst zog ein Großteil der Gäste noch ins Gasthaus "Zum Alten Stammer", wo bei Kaffee, Kuchen und Bier Gelegenheit zu Begegnung und Gespräch war. Die Kreisjägerschaft war stark vertreten - und hier war dann Raum für das, wofür die Jäger auch bekannt sind, die Pflege des legendären Jägerlateins.