Heimatverein Helbra Heimatverein Helbra: Gesteine erzählen Geschichte
Helbra/MZ. - Die Arbeit im Steingarten, der neben dem ehemaligen Helbraer Gemeindeamt entsteht, bedeutet Annerose Joseph (57) aus Möllendorf eine ganze Menge.
"Es macht Spaß", sagt sie, während sie die Grünanlage pflegt. "Ich sehe was, ich lerne was", so die Maschinen- und Anlagenfahrerin, die bis 1990 im Walzwerk Hettstedt tätig war und seither im Rahmen von ABM ihre Vielseitigkeit unter Beweis gestellt hat. "Von den verschiedenen Steinsorten habe ich doch noch nie etwas gehört", bekennt sie freimütig.
Es sind durchweg Steine aus der Mansfelder Bergbauregion, wie der Geologe Dr. Günter Jankowski betont, der auf die Besonderheit des Vorhabens des Helbraer Heimatvereins hinweist, das bis zur 850-Jahr-Feier der Gemeinde Helbra im nächsten Jahr zum Abschluss gebracht werden soll. "Hauptanliegen ist die Schaffung eines Zentrums der Mansfelder Berg- und Hüttenindustrie", sagte er.
Es gehe darum, solche Gesteine aus dem Mansfelder Bergbau zu präsentieren, "die in die internationale Bergbaugeschichte eingegangen sind", so der Heimatforscher unter Hinweis auf zahlreiche Sponsoren, ohne deren Hilfe das Projekt nicht bewerkstelligt werden könnte.
Im Garten haben 26 verschiedene Gesteine Platz gefunden, teils zu quaderähnlichen Gebilden gemauert, teils sind sie von so beachtlicher Größe, dass sie als Einzelstücke Eindruck hinterlassen. Das Lapidarium, wie eine Sammlung von Steindenkmälern genannt wird, ist praktisch komplett, es fehlen lediglich erklärende Namensschilder.
In den benachbarten Räumen und auf dem Hof gibt es hingegen noch jede Menge Arbeit. Das künftige Hofpflaster soll nach Möglichkeit Beispiele aller Pflasterprodukte zeigen, die einst auf der Helbraer Hütte gegossen worden sind. "Es gab etwa 220 Sorten, vom Kleinpflaster bis zum Seeteigstein", so Jankowski und fügte erläuternd hinzu, dass der Seeteigstein einst in Holland beim Deichbau Verwendung fand. Er ist so schwer, dass er sich unmöglich mit der Hand bewältigen lässt.
Zwischen Hof, Ausstellungsraum und Steingarten mauert Klaus Vetter (57) aus Hettstedt einen Eingang in Form eines Stollens. Für den Maurer, der bis zur Wende im Walzwerk Hettstedt gearbeitet hat und froh darüber ist, bis Jahresende bei der GSG einen Broterwerb gefunden zu haben, eine reizvolle Aufgabe. Zwölf Jahre war er beim Schornsteinbau Stuttgart tätig, hat Woche für Woche 600 Kilometer bis zur Arbeit zurückgelegt. Was ihm das kommende Jahr bringen wird, weiß er nicht. "Ich hoffe, dass es weitergeht", sagte er vorsichtig.