Zerstört im Bauernkrieg Hat ein Bodendenkmalpfleger den Standort der Mallerbacher Kapelle nahe Allstedt entdeckt?
Bodendenkmalpfleger Frank Philippczyk hat den möglichen Standort des im Bauernkrieg zerstörten Wallfahrtsortes ausfindig gemacht. Wie das gelungen ist und wann dort gegraben werden soll.

Allstedt/MZ. - Man schreibt den März 1524 – in Allstedt ist seit rund einem Jahr ein gewisser Thomas Müntzer Pfarrer. Der predigt auf deutsch, so dass jeder es verstehen kann. Und er sagt: Die Obrigkeit handelt gegen Gottes Plan einer christlichen Gemeinschaft, wenn sie ihre Untertanen mit zu hohen Abgaben erdrückt.
Mallerbacher Kapelle in Allstedt wird zum Opfer des Bauernkrieges
Noch ist der Bauernkrieg nicht ausgebrochen, doch es grummelt im Volke. Im März 1524 schlägt der Unmut in offene Gewalt um. Zum Opfer fällt ihr die Mallerbacher Kapelle – eine kleine Wallfahrtskirche nahe Allstedt, die von den Klosternaundorfer Zisterzienserinnen betrieben wird. Aufständische ziehen zu dem Kirchlein und brennen es nieder.
500 Jahre später gibt es nun eine ziemlich heiße Spur, wo die Mallerbacher Kapelle gestanden haben könnte. Bodendenkmalpfleger Frank Philippczyk aus Riestedt hat sich die Gegend nahe den Kirschlöchern unter historisch-geografischen Gesichtspunkten genau angeschaut.
Prospektieren nennen die Archäologen das. „Man schaut sich alte Karten an, die Geologie, Hydrologie, den Verlauf von Wegen durch die Flur“, erklärt Philippczyk. Für ihn stand fest: „Die Wallfahrtskapelle muss gut erreichbar gewesen sein, die Kirche wollte ja Geld verdienen.“
Spuren im Boden sind zu finden
An der von ihm vermuteten Stelle fanden sich auch auf dem Acker Spuren, die nur Bodendenkmalpfleger mit ihrer Erfahrung erkennen: „Kirchen und kirchliche Gebäude waren damals oft die einzigen, die aus Stein gebaut und mit festen Ziegeln gedeckt waren,“ sagt Philippczyk. Kleinste Reste von Mörtelbrocken oder Ziegelbruchstücken, die über die Jahrhunderte unzählige Male mit dem Pflug zerkleinert wurden, sind in der Ackerkrume immer noch zu finden.
Die von Philippczyk ausgemachte Stelle liegt an einer Kreuzung des überregionalen Fernwegs, der von der Unstrut bei Schönewerda nach Norden führt, und einer Ost-West-Verbindung aus Richtung Querfurt.
Geomagnetische Messungen haben bestätigt, dass dort ein steinernes Gebäude stand – in Ost-West-Ausrichtung, wie es für Kirchen typisch ist. „Möglicherweise mit einer Umfassung und ein bis zwei Nebengebäuden“, berichtet Phillippczyk. Metallfunde an der Stelle passten zum späten Mittelalter.
Bei einer so genannten erweiterten Prospektion soll nun im September gegraben werden, um zu klären: Stand an jener Wegkreuzung wirklich eine Kapelle oder handelte es sich eher um ein Einzelgehöft oder eine Herberge?
Nachbau der Kapelle verworfen
„Letzte Sicherheit bringt erst die Grabung“, weiß Philippczyk. Zum Glück ist die Mallerbacher Kapelle wegen des 500-jährigen Bauernkriegsgedenkens in den Fokus gerückt, so dass das Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie sie in seinen Arbeitsplan aufgenommen hat.
Im September sind in der Region ohnehin drei Wochen Ausgrabungsarbeiten am Kloster Kaltenborn bei Emseloh geplant. Bei dieser Gelegenheit werden die Archä-ologen einen Abstecher in die Allstedter Flur machen. Dann könnte sich herausstellen, ob Philippczyk tatsächlich den Standort der Mallerbacher Kapelle ausfindig gemacht hat.
Mit Spannung wird das Ergebnis der Untersuchungen auch bei der Stadt Allstedt erwartet. Spielt doch die Kapelle als Schauplatz der wahrscheinlich ersten gewaltsamen Handlung im Zusammenhang mit dem Bauernkrieg auch eine Rolle im Programm des 500-jährigen Gedenkens.
Der Plan, sie als Nachbau wieder auferstehen zu lassen, ist inzwischen verworfen. Stattdessen soll eine Gedenktafel aufgestellt werden. Im Moment warte man aber erst mal ab, was bei der Untersuchung ans Licht kommt, sagt Bürgermeister Daniel Kirchner (parteilos).