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Gewässer- und Deichschau Gewässer- und Deichschau in Sangerhausen: Kritischer Blick auf die Gonna

Von Helga Koch 15.03.2017, 11:00
Jörg Bolze, Günther Meye, Harald Bremer und Ortsbürgermeister Volker Kinne bei der Gewässerschau in Grillenberg
Jörg Bolze, Günther Meye, Harald Bremer und Ortsbürgermeister Volker Kinne bei der Gewässerschau in Grillenberg Maik Schumann

Grillenberg - „Haben alle Stiefel an?“ Jörg Bolze vom Flussbereich Sangerhausen schaut in die Runde und schmunzelt. In Grillenberg, an der kleinen Brücke über die Gonna, startet die diesjährige Gewässer- und Deichschau. Dazu lädt der Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft regelmäßig ein. An der Helme jährlich, an anderen Gewässern alle zwei, drei Jahre. Zwei Tage sind für die Gonna geplant.

Wer will, kann dabei sein. In Grillenberg sind es Ortsbürgermeister Volker Kinne und Harald Bremer, der Vorsitzende vom Harzklub-Zweigverein, außerdem Günther Meye aus Obersdorf. Bolze hat das Protokoll der vorigen Schau mitgebracht, die war 2014.

Landesbetrieb: „Wir kümmern uns um die Unterhaltung und prüfen, wo es Probleme gibt“

Für die Gonna als Gewässer erster Ordnung ist der Landesbetrieb zuständig. „Wir kümmern uns um die Unterhaltung und prüfen, wo es Probleme gibt“, erklärt der Ingenieur. „Unterhaltung heißt aber auch Gewässerentwicklung. Deshalb gibt es Stellen, wo nichts gemacht wird. Das bringt wieder Dynamik ins Gewässer rein.“

Das erste Problem tut sich schon wenige Meter weiter auf: an der „Insel“, auf die Kinne und Bremer zeigen. „Die Anlandung nehmen wir raus“, nickt Bolze. Das sei bereits vor zwei Jahren gemacht worden, aber wieder nötig. 20, maximal 30 Zentimeter tief soll das angeschwemmte Erdreich ausgebaggert werden. Bolze notiert es. Die Grillenberger wissen nur allzu gut, dass solche Stellen in der Gonna harmlos aussehen, aber gefährlich werden können. „Am 13. April 1994 hatten wir Hochwasser“, erinnert sich Bremer.

Ein ganzes Stück weiter hat jemand Gartenabfälle am Ufer entsorgt. „Das fängt mit Katzenstreu an“, sagt Bolze, „dann wird Laub hingekippt. Und beim nächsten Hochwasser hängt alles unten an der Brücke.“ Woanders sind Steine an der Uferbefestigung abgerutscht. Alles wird notiert, teils fotografiert. Noch ein Stückchen weiter liegen zwei Stämme quer im Wasser. „Die müssen unbedingt raus.“ Denn beim nächsten starken Regen könnten Zweige, Gras und Laub hier hängen bleiben, das Wasser stauen und alles ringsherum überschwemmen. Und genau das soll ja verhindert werden.

Grundstückseigentümer sind für Verkehrssicherungspflicht zuständig

„In jungen Jahren haben wir Forellen aus der Gonna geholt“, erzählt der Ortsbürgermeister. „Heute gibt es keine mehr.“ Was kein Wunder ist; fast von jedem Anlieger-Grundstück ragt ein Rohr aus der Uferböschung zur Gonna. 2022 soll im Dorf die Kanalisation gebaut werden, wie Kinne sagt.

Fragen zum Bewuchs gibt es immer wieder. Manche Weiden hätten besser ein Stück weiter oben als direkt unten am Wasser gepflanzt werden sollen, stellt Bolze fest. In einem anderen Bereich, findet Günther Meye, stünden die Erlen zu dicht, ein Teil könnte doch weg. Aber dazu, wirft Claudia Buch von der Unteren Naturschutzbehörde ein, müsste man sich extra mal treffen. Und es sei zu klären, ob die Bäume im Innen- oder Außenbereich stehen. „Die Verkehrssicherungspflicht einzuhalten, ist Sache der Grundstückseigentümer. Erlen sind standortgerechte Gehölze“, gibt Bolze zu bedenken.

Über eine Stunde dauert die Tour bis zum Ortsausgang. Dann geht es weiter in Richtung Obersdorf, Gonna und bis zum Brandrain nach Sangerhausen. Alles in allem acht Kilometer. Wann die einzelnen Problemstellen in Ordnung gebracht werden, hänge von mehreren Faktoren ab, so Bolze. „Ein Teil wird noch dieses Jahr erledigt.“ Da gebe es aber zum Beispiel Brut- und Laichzeiten zu beachten.

Termine zum Gewässerschauen

Gonna: 16. März, 9 Uhr, Sangerhausen, Sohlgleite Brandrain bis Mündung in die Helme;

Helme: 4. April, 9 Uhr, ehemalige Reichsbahnbrücke unterhalb des Auslaufs der Talsperre Kelbra bis Brücke Bennungen; 6. April, 9 Uhr, Brücke Bennungen bis Brücke Martinsrieth; 11. April, 9 Uhr, Brücke Martinsrieth bis Landesgrenze;

Mühlgraben: 30. März, 9 Uhr, Oberröblingen, Wehr Klosterrohrbach (mz)

Der Stamm in der Gonna muss weg.
Der Stamm in der Gonna muss weg.
Helga Koch