Tochter ist jetzt Chefin Generationenwechsel bei einem der ersten privaten Pflegedienste im Raum Sangerhausen
Ina Vollmann hat den Pflegedienst in Niederröblingen von ihren Eltern übernommen. Warum sie beruflich nochmal umgesattelt hat.

Niederröblingen/MZ. - Generationenwechsel beim Pflegedienst Vollmann in Niederröblingen: Gabriele Vollmann, die sich hier 1991 mit einem der ersten privaten Pflegedienste im Kreis Sangerhausen als Ein-Frau-Unternehmen selbstständig gemacht und ihn in den vergangenen Jahrzehnten auf ein Team von 29 Leuten erweitert hatte, ist im verdienten Ruhestand. Das Unternehmen hat sie an ihre Tochter Ina Vollmann übergeben.
Die 41-Jährige hatte nach dem Abitur eigentlich ganz andere berufliche Pläne gehabt. Sie studierte Lehramt für Förderschulen und legte auch das erste Staatsexamen ab. Doch als zu Hause in der Familie allmählich die Frage aufkam, ob sie sich vorstellen könnte, den Pflegedienst später mal zu übernehmen, sattelte Vollmann nochmal um. „Es war meine eigene Entscheidung, da hat mich keiner gedrängt“, betont sie. Es schien ihr einfach eine vernünftige Lösung.
Junge Chefin im Pflegedienst Niederröblingen: „Ich wollte mich nicht nur um das Betriebswirtschaftliche kümmern“
Und so begann sie mit 27 Jahren nochmal eine ganz neue Ausbildung zur Altenpflegerin. Denn eins war für sie gleich klar: „Ich wollte mich nicht nur um das Betriebswirtschaftliche kümmern. Ich wollte schon auch die Arbeit an sich beherrschen.“ Dass sie als Chefin und ihre stellvertretende Pflegedienstleiterin Kerstin Wiegand regelmäßig auch mit raus zu den Patienten fahren ist in Niederröblingen normal. „Ich mache das auch gern“, sagt Vollmann.
Was ihre Eltern aufgebaut haben, das nimmt sie ganz bewusst wahr. „Ich weiß das wirklich zu schätzen“, sagt sie. Mit Respekt ist sie an die Aufgabe herangegangen. Im Unternehmen hatte sie schon seit dem Start ihrer Ausbildung mitgearbeitet. Mit der zusätzlichen Qualifikation zur Pflegedienstleiterin erwarb Vollmann dann auch die nötigen Voraussetzungen für das Personalmanagement und die Abrechnung.
Bürokratie in der Pflege: Jeden Monat Berge von Papier an alle Kostenträger
Wobei gerade letztere es in sich hat, wie sie und Wiegand übereinstimmend sagen. Ausufernde Dokumentationspflichten fressen viele Stunden Arbeit und auch im Jahr 2025 müssen noch Berge von Papier an die Kostenträger verschickt werden.
Dass es viele verschiedene Kranken- und Pflegekassen gibt, macht die Sache auch nicht einfacher. Manche unterscheiden zum Beispiel bei der Wundversorgung nochmal in chronische und akute Wunden, andere nicht. „Da musst du dann jedes Mal erst überlegen, wie rechnest du das denn jetzt ab?“, sagt Vollmann.
Generationenwechsel im Pflegedienst: „Wir wollen uns das Menschliche bewahren“
Sie hofft auf die Digitalisierung, die jetzt auch bei der Abrechnung von Pflegeleistungen greifen soll. Auch wenn das erst mal mit Kosten verbunden ist. Allein der elektronische Heilberufeausweis, den man als Voraussetzung für den Zugriff auf die digitale Infrastruktur braucht, kostet 500 Euro.
Bei all der Bürokratie wollen die Niederröblinger aber das Wichtigste nicht aus den Augen verlieren. „Wir wollen uns das Menschliche bewahren“, sagt Ina Vollmann. Man habe inzwischen Patienten der zweiten Generation, bei denen schon die Eltern vom Dienst aus Niederröblingen gepflegt wurden.
Die Zeit für ein paar Worte zwischendurch, die muss einfach da sein, sind die Frauen sich einig. Auch wenn der Schwerpunkt nach wie vor auf Pflegeleistungen und der häuslichen Krankenpflege liegt und nicht auf Hauswirtschaft und Alltagsbegleitung.