Führung in Tillleda Führung in Tillleda: Naturfreunde erobern Pfalz

TILLEDA/MZ - Die Helme, ausgezeichnet als Flusslandschaft des Jahres 2012/2013, bescherte der Königspfalz und dem Kirsch-Café im Streuobstzentrum in Tilleda am Samstag zahlreiche Besucher. Eine Reisegruppe der Naturfreunde aus Göttingen und Hildesheim hatten den historischen Boden zum Ausflugsziel erwählt. Die Naturfreunde Deutschlands und der deutsche Anglerverband hatten die Helme zur Flusslandschaft des Jahres auserkoren. „Nun wollen wir die Region kennenlernen“, sagte Helmut Nebel, Vorsitzender der Naturfreunde Göttingen. „Wenn die Flusslandschaft des Jahres schon fast direkt vor unserer Haustür liegt, kann man sie ja auch mal besuchen.“
Als fachlich sehr interessiertes Publikum folgten sie dem betreuenden Pfalzarchäologen Michael Dapper auf einer rund zweistündigen Führung in die Baugeschichte der Königspfalz und anderer Burganlagen. Als Premiere hatte Dapper für seine Gäste sogar eine Computergrafik zu bieten, die das Aussehen einiger Pfalzgebäude zeigte. Bei seinem Gang über das Gelände zog er immer wieder neue Bilder erhaltener Burgenteile aus Europa und darüber hinaus zum Vergleich heran. Somit konnten sich die Besucher ein besseres Bild über die zum Teil erhaltenen, beziehungsweise in den vergangenen Jahren baulich nachempfundenen Anlagenteile der einstigen Königspfalz machen.
Das fängt schon bei dem beeindruckenden Torhaus im Eingangsbereich an. Seine Erläuterung zu diesem Bauwerk untermalte Michael Dapper mit den Beschreibungen von Burgtoren in Chroniken aus ganz Deutschland und erklärte detailliert deren Verteidigungsaufgaben. „So berichtete ein Mönch aus Sankt Gallen im 10. Jahrhundert über einen Ritter, der sich im Torbereich auf verschiedene Weise zwölf Gegnern zum Kampf stellt“, sagte Dapper.
Mit Begeisterung berichtete er, wie Ausgrabungsfunde oftmals die schriftlichen Quellen belegen. So kennt man anhand verschiedener Quellen den Aufbau der Tore, mit Torketten, Schlössern und Beschlägen. „Es war keinesfalls nur ein Bretterverschlag“, ist Dapper überzeugt. Zumindest konnten sich die reisenden Ottonen-Könige mit ihrem Gefolge hinter dem Zangentor der Pfalz in Tilleda in Sicherheit wähnen. Die mehrwöchigen Aufenthalte wurden den Herrschern auch hier sicher so angenehm wie möglich gemacht, hat man doch in einem der Gebäudeteile der Hauptburg sogar eine Fußbodenheizung nachgewiesen. Ob der damals schon vorhandene Estrichfußboden ein Schmuckfußboden war, kann heute leider nicht mehr festgestellt werden. Auf alle Fälle wurden auf den erhaltenen Teilen noch Ritzungen festgestellt.
„Toll, wie das hier alles so erhalten wird“, sagte Elli Harrigfeld aus Hildesheim, die den Ausführungen interessiert gefolgt war. Niclas Lüttkopf (10), der mit seinem Vater aus Jechaburg bei Sondershausen über den Kyffhäuserberg gekommen war, fand die Führung hochinteressant und spannend. In der Schmiede konnten sie noch ein langwieriges Rätsel lösen. „Wir haben zu Hause auch noch einen solchen Schleifstein mit Kurbel“, sagte Uwe Lüttkopf. Wir konnten uns nie erklären, wie das funktioniert haben soll. Aber dieser Aufbau erklärt alles.“