Fragwürdige Spurensicherung nach Todesfall Fragwürdige Spurensicherung nach Todesfall in Berga: Empörung über Smiley am Tatort - Motorradfahrer gestorben

Berga - Die Zeichnung erinnert an ein Strichmännchen. Als Kopf ist eine Art Smiley zu sehen, der scheinbar lacht. Doch das Strichmännchen hat kein Kind gemalt, sondern die Polizei. Mit der Kreideskizze haben die Beamten am Samstag in Berga festgehalten, wie der Motorradfahrer auf dem Asphalt lag, der in einem Gewerbegebiet an der Sangerhäuser Straße verunglückt war.
Der Mann wurde bei dem Unfall so schwer verletzt, dass er kurz darauf im Nordhäuser Südharz-Klinikum starb.
Unverständnis bei Einwohnern
Der 30-Jährige hatte nach Angaben der Polizeiinspektion Halle bei Fahrübungen das nicht zugelassene Motorrad auf das Hinterrad gerissen. Dann war er gegen 16.25 Uhr gegen die geschlossene Schranke eines Autohauses geprallt, das sich auf dem Gelände befindet.
Einwohner von Berga, die sich am Wochenende die Unfallstelle ansahen, zeigten sich in mehreren Anrufen in der MZ-Redaktion entsetzt über die Kreidezeichnung. „Was soll das?“, fragten sie.
Das Bild sei makaber und respektlos, lautete der einhellige Tenor. Man könne ja fast meinen, die Polizei freue sich, dass der Mann verunglückt sei. Seinen Namen wollte von den Anrufern aber niemand in der Zeitung lesen.
Schranke deutlich zu erkennen
Auch Sebastian Grund, Juniorchef des Autohauses, dem die Schranke gehört, hält die „Skizze mit dem Strichmännchen für missglückt“, wie er sich diplomatisch ausdrückt. Als er am Samstag Bilder davon auf dem Handy gesehen habe, habe er gedacht das könne gar nicht sein, sagt der 39-Jährige.
Immerhin sei bei dem Unfall ein Mensch ums Leben gekommen. „Wir sind in Gedanken bei seinen Angehörigen“, betont Grund.
Die Schranke auf dem Autohausgelände habe die Versicherung vor etwa zwei Jahren gefordert, nachdem es dort immer wieder Pkw-Diebstähle gegeben hatte. Warum der Motorradfahrer die Schranke nicht gesehen hat, ist unklar. Denn eigentlich ist sie mit gelb-schwarzen Warnaufklebern und roten Reflektoren versehen.
Polizei will Konsequenzen ziehen
In Berga wird vermutet, dass der Mann bei seinen Fahrversuchen eventuell von der tiefstehenden Sonne geblendet war. Grund hat nun gleich am Montagmorgen einen Lehrling beauftragt, die umstrittenen Kreidebilder auf seinem Gelände zu entfernen.
Die MZ wollte von der Polizei wissen, wieso die Spuren des Unfalls auf diese Art und Weise dokumentiert wurden. Ulrike Diener, die Sprecherin der Polizeiinspektion Halle, entschuldigte sich in einer E-Mail indirekt für ihre Kollegen.
„Um eine beweissichere und aussagekräftige Dokumentation erstellen zu können, wird die Lage der Person, von Gegenständen oder Spuren mittels Kreide skizziert“, schrieb sie in einer E-Mail. Die Erarbeitung der Skizze sollte natürlich sensibel erfolgen. Diener: „Wir werden dies intern auswerten und die Kollegen generell dahingehend sensibilisieren.“(mz)