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Extremsport in Sangerhausen Extremsport in Sangerhausen: Haldenrekord ist getoppt

Von Steffi Rohland 23.08.2015, 15:15
Axel Richter in Siegerpose. Er ist neuer Rekordhalter. 30 Mal bewältigte er den Aufstieg zur Hohen Linde in Sangerhausen.
Axel Richter in Siegerpose. Er ist neuer Rekordhalter. 30 Mal bewältigte er den Aufstieg zur Hohen Linde in Sangerhausen. Steffi Rohland Lizenz

Sangerhausen - Der Haldenrekord von Sangerhausen ist getoppt. 30 Mal stand Axel Richter (40) am Sonntag auf dem Gipfel der 144 Meter hohen Abraumhalde „Hohe Linde“. Seinem Kontrahenten und bisheriger Rekordhalter, Andre Becker (33), reichten 22 Aufstiege. „Es ist eben alles eine reine Kopfsache“, sagt Axel Richter. „Ich bin stolz auf meine Leistung. Mein Maximalziel habe ich erreicht.“ Mal sehen, wann jemand diesen Rekord angreift.

„Mein persönliches Ziel war einmal die Höhe der Zugspitze zu laufen, das habe ich geschafft“, sagt Becker. „Außerdem bin ich heute zum 100. Mal oben gewesen.“ Ein bisschen Bange war ihm dann nur vor dem Aufstehen am Montagmorgen. „Das wird wieder sehr wehtun“, sagte er.

Vorsprung vor dem Start

Der Emseloher sah den Wettbewerb ziemlich locker: Da er schon mit dem Laufen begann, als die Kumpel des Vereins der Mansfelder Bergarbeiter Sangerhausen die Strecke absicherten, hatte er vor dem Start von Axel Richter bereits vier Runden Vorsprung. Der Extremsportler aus Sangerhausen akzeptierte es. Er lief mit Nordic-Walking-Stöcken immer an der Kante entlang. Hier war weniger Geröll, als in der Mitte, was besonders den Abstieg erschwerte. Nach mehreren Ermahnungen durch das verantwortliche Haldenpersonal, ging auch er mit entsprechendem Abstand seinen Weg. „Wir belehren hier alle, die auf die Halde gehen“, sagte Erich Hartung, Chef des Erlebniszentrums Bergbau Röhrigschacht Wettelrode. „Da muss auch er sich dran halten.“

Auch die erschwerten Bedingungen ließen Axel Richter, der ein bisschen an Arnold Schwarzenegger erinnert, nicht aufgeben. Im Gegenteil es stachelte noch einmal an. Um die Mittagszeit kam er im rund viertelstündlichen Zeitabstand auf den Gipfel, wo er das Eisengestell antippte, umdrehte um gleich wieder hinabzusteigen. Auf diese Art knackte er um 12:33 Uhr den bestehenden Haldenrekord. Um nicht aus dem Rhythmus zu kommen, gönnte er sich auch nach diesem Moment keine Pause, sondern ging gleich wieder hinunter.

Unterdessen kam ihm sein Kontrahent André Becker mit einem Beutel mit Essen für die Kumpel entgegen, die oben auf dem Berg die Stempel verteilten. Wilfried Malzer und Jürgen Dybiona hatten alle Hände voll zu tun, die 1250 Haldenpässe zu stempeln. Da kam ihnen der Essenbote gerade recht.

Wenige bemerken Duell

Nur wenige Haldenbezwinger bekamen etwas von dem Duell der beiden mit. Die meisten hatten beim Auf- und Abstieg mit sich zu tun. Lothar Hörning, der Axel Richter zweimal begleitete, sagte: „Es ist bemerkenswert, wer hier hoch geht. Egal ob einmal oder mehrmals, Kinder oder Ältere. Sie haben nicht nur den Berg bezwungen. Sie haben auch sich selbst bezwungen.“

Manche lässt die Halde auch nicht wieder los, wie den ehemaligen erblindeten Bergmann Wilhelm Dörr. Er war nach der Wende in Begleitung seines Sohnes Thomas zum 19. Mal auf der Haldenspitze. „Man kommt von der Freundin einfach nicht weg“, sagt Dörr schmunzelnd, der von 1957 bis 1986 fast täglich die Halde erklommen hat. (mz)