Ein Arzt kommt - die Sorgen bleiben
Allstedt/MZ. - Da Frau Jahn, in deren Praxis ganz besonders viele Patienten aus der Rohnestadt und den umliegenden Dörfern betreut werden, für einen längeren Zeitraum nicht praktizieren kann, war es in Allstedt zu einem ganz akuten Ärztenotstand gekommen (die MZ berichtete). Laut Wenger war es Petra Jahn selbst, die Kontakt mit Geßner aufgenommen und sich um eine Lösung bemüht hat. "Das ist ihr sehr hoch anzurechnen, ebenso wie Herrn Geßner, der sich bereit erklärte zu helfen", so Wenger am Freitag zur Mitteldeutschen Zeitung. Helmut Geßner, der viele Jahrzehnte selbst eine Praxis in Allstedt hatte, war Ende März letzten Jahres in den Ruhestand getreten.
"Für die kassenärztliche Vereinigung ist die Ärzteproblematik in Allstedt deshalb nicht vom Tisch", versicherte Wenger. "Gelöst ist nichts, es wurde lediglich ein kleiner Schritt getan, um die aktuelle Situation zu entspannen."
Ganz genauso sieht das auch der Wolferstedter Pfarrer Rainer Hoffmann bzw. die Kirchenverantwortlichen der Region. Hoffmann hat am Freitag selbst Kontakt mit der kassenärztlichen Vereinigung aufgenommen.
"Für mich ist das ein hochpolitischer Faktor", sagt er im Hinblick auf die Tatsache, dass in der ländlichen Region rings um Allstedt ganz besonders viele ältere Menschen leben, die medizinisch ganz andere Bedürfnisse haben als junge Leute. Hoffmann regte dazu an, auch "quer" zu denken. "Wenn es uns nicht gelingt, einen Arzt nach Allstedt zu bekommen, sollten wir vielleicht versuchen zwei Ärzte für diese Aufgabe zu gewinnen", so der Wolferstedter Pfarrer.
Hoffmann weiß von den Sorgen und Nöten der Menschen in Bezug auf den Ärztemangel gut bescheid. Als Pfarrer ist er vor allem auch sehr oft mit älteren Menschen zusammen. "In den letzten Tagen gibt es in unserer Region eigentlich immer nur das eine Thema: die Ärzte", so Hoffmann. "Vor allem die Rentner sind teilweise ratlos und machen sich große Sorgen um die künftige medizinische Betreuung."
Die sieht in Allstedt schon seit längerer Zeit alles andere als rosig aus. Neben Geßner musste eine weitere Arztpraxis krankheitsbedingt geschlossen werden. Geßner selbst hatte sich um einen Nachfolger bemüht, der allerdings nach MZ-Informationen bei weitem nicht so viele Patienten betreut wie sein Vorgänger. Für die Praxis Seidel in der ehemaligen Poliklinik, wo noch vor Jahren sogar mehrere Ärzte praktizierten, ist wenigstens Licht am Ende des Tunnels. Laut Bürgermeister Jürgen Richter gibt es einen Interessenten, der hat allerdings, so die KV gegenüber der MZ, bislang noch keinen Niederlassungsantrag gestellt.