Edeka Edeka: Pläne für Großmarkt in der Oststraße sind vom Tisch

Sangerhausen - An der Sangerhäuser Oststraße wird es keinen neuen Lebensmittel-Großmarkt der Edeka-Gruppe geben. Der Investor verfolgt das umstrittene Projekt nicht mehr. Ein entsprechendes Schreiben ist im Rathaus eingegangen, bestätigte die Stadtverwaltung auf Anfrage.
Gebaut wird an der Oststraße neben dem Obi-Baumarkt aber trotzdem: Dort errichten Arbeiter gerade die Grundmauern eines sogenannten Fachmarktzentrums für das der Investor bereits seit längerem eine Baugenehmigung besitzt: Es wird über insgesamt 3 525 Quadratmeter Verkaufsfläche verfügen. Entstehen sollen nun ein Lebensmitteldiscounter, ein Modemarkt sowie Geschäfte für Drogeriewaren, Tiernahrung, Schuhe und Getränke. In knapp zwölf Monaten sollen die Sangerhäuser dort einkaufen gehen können. „Wir rechnen mit einer Eröffnung der Läden in der zweiten Hälfte des kommenden Jahres“, hatte Architektin Anja Geissler kürzlich mitgeteilt. Sie betreut das Vorhaben für die GVG-Projektentwicklungsgesellschaft aus Berlin.
Die GVG hatte lange die andere Variante mit einem großen Lebensmittelmarkt der Edeka-Gruppe, einem Lebensmitteldiscounter und einem Drogeriemarkt favorisiert. Dazu war aber ein aufwendiges Genehmigungsverfahren nötig, da der Edeka-Markt mit seinen geplanten 1 600 Quadratmetern Verkaufsfläche unter den Oberbegriff großflächiger Einzelhandel fällt. Während die Stadtverwaltung das Projekt kritisch sah, wurde die Firma von der Mehrheit des Sangerhäuser Stadtrates unterstützt. Auch sie war für die Variante mit dem großen Lebensmittelmarkt. Bert Mrozik, Fraktionschef der Bürgerinitiative Ortsteile Sangerhausen, sagte damals zum Beispiel, mit dem Edeka-Supermarkt könne ein „wesentlich verbessertes Qualitätsniveau“ geschaffen werden. Der Markt sei für die Ortsteile wichtig, da er direkt an der Zufahrtsstraße nach Sangerhausen liege.
Warum die GVG jetzt einen Schwenk vollzogen hat, ist unklar. Geissler war trotz mehrfacher Versuche nicht zu erreichen. In der Absage der Firma an die Stadtverwaltung soll von Widerständen und angekündigten Klagen der Wettbewerber die Rede sein, denen der Investor aus dem Weg gehen wolle. Bisher hatte die GVG immer darauf verwiesen, dass mit der Edeka-Variante die Verkaufsfläche an der Oststraße gegenüber dem Fachmarktzentrum, das jetzt gebaut wird, um 400 Quadratmeter verkleinert worden wäre. Zudem habe das Fachmarktzentrum aufgrund der Schuh- und Modesortimente sehr wohl Auswirkungen auf die Innenstadt. Mit dem anderen Projekt wären die Händler des Zentrums dagegen vor neuer Konkurrenz geschützt worden, so der Investor.
Allerdings hatten die Industrie- und Handelskammer Halle-Dessau und der Landkreis Mansfeld-Südharz den großflächigen Einzelhandel kritisiert. Tenor: In Sangerhausen gebe es bereits ohne den neuen großen Lebensmittelmarkt deutlich mehr Handelsflächen als im Durchschnitt der Bundesrepublik. Im letzten Handelsatlas der Industrie- und Handelskammer (IHK), der im Jahr 2013 vorgestellt wurde, war bemängelt worden, dass die Verkaufsflächen in Sangerhausen in den letzten Jahren um 24,4 Prozent zugenommen hätten. Gleichzeitig habe die Kreisstadt rund 13 Prozent ihrer Einwohner verloren, und die Kaufkraft sei unterdurchschnittlich.
Klaus Peche, Innenstadthändler und Fraktionschef der Bürgerinitiative Sangerhausen, die sich vehement gegen den neue Handelsflächen ausgesprochen hatte, nannte das Aus für den Großmarkt gestern einen Teilerfolg. Er sei froh, dass der großflächige Einzelhandel an der Oststraße nicht komme.
Allerdings seien auch die kleineren Märkte, die jetzt gebaut werden, nicht gut für die Innenstadt. Dort stehen bekanntlich zum Teil seit Jahren eine ganze Reihe Geschäfte leer. Darunter ist auch der Großteil des Citycenters. Der Besitzer findet nach eigenen Angaben keine neuen Mieter, da in Frage kommende Handelsketten bereits an der Peripherie der Kreisstadt vertreten seien. Peche sagte weiter: Sangerhausen brauche Arbeitsplätze und keine weiteren Einzelhandelsflächen. Allerdings habe der Investor eine gültige Baugenehmigung, so dass gegen das Vorhaben rechtlich nichts zu machen sei. (mz)
Die GVG hat eine Webcam geschaltet, auf der der Baufortschritt am Fachmarktzentrum zu sehen ist. Bilder unter http://gvg-mbh.de/live-webcams.html