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Dom in Allstedt Dom in Allstedt: Sankt Wigberti in Schieflage

Von Beate Thomashausen und Lucas Wölbing 01.10.2015, 08:15
Hier wird schon bald gebaut. Ein 11,90 Meter hohes Haus steht dann vorm Wigbertiturm.
Hier wird schon bald gebaut. Ein 11,90 Meter hohes Haus steht dann vorm Wigbertiturm. Wölbing Lizenz

Allstedt - Der Wigbertiturm in Allstedt steht schief. Nicht erst seit gestern, sondern schon seit Generationen. Inoffiziell soll er sich nach den Bauarbeiten - vor dem Turm wurde ein Wohnhaus abgerissen - noch einmal ein Stück weiter geneigt haben. Von offizieller Seite wird das Gerücht, das in Allstedt die Runde macht, jedoch nicht bestätigt. Auch nicht, dass seit Jahren konstant der Turm und sein Neigungswinkel vermessen werden. Von Bürgermeister Jürgen Richter (CDU) ist auf Anfrage lediglich zu erfahren, dass die Wohnungsgesellschaft, die das Haus vorm Turm abreißen ließ und ein neues Gebäude bauen wird, einen Gutachter bestellt habe. Jedoch werde dieser Gutachter nur den Ist-Zustand im gesamten Umfeld dokumentieren. Das sei gängige Praxis bei jedem Bauvorhaben, um unberechtigte Regressforderungen abwenden zu können.

Ganz unbeobachtet bleibt die Schieflage des Wigbertiturms in Allstedt offenbar doch nicht. „An den Fenstern im Turm haben wir Gipsmarken gesetzt. Risse sind daran nicht zu erkennen“, so Richter und fügte an: „Der Allstedter Dom steht schief. Aber mit dem Schiefen Jacob in Sangerhausen oder dem Kirchturm in Bad Frankenhausen können wir nicht konkurrieren. Dagegen ist die Neigung des Doms wirklich minimal.“

Einladung zum Gespräch

Gespannt ist man indes beim Landkreis Mansfeld-Südharz. Offenbar gibt es aber wohl doch längerfristige Untersuchungen in Allstedt. „Etwas Genaues wissen wir nicht“, sagt Pressesprecher Uwe Gajowski von der Kreisverwaltung. „Unsere Behörde ist auf jeden Fall zu einem Gespräch nach Allstedt eingeladen worden. Ob uns da Untersuchungsergebnisse überreicht werden und wer da untersucht hat, das wissen wir noch nicht. Fakt ist: Im Moment haben wir in keiner Weise einen Grund zu handeln.“

Die Bürgerinitiative „Domblick“ traf sich am Montagvormittag am Wigbertiturm in Allstedt. Vor einem halben Jahr hatte die Initiative eine Petition an den Landtag gerichtet. Der Grund: Die Bürgerinitiative „Domblick“ kämpft gegen das Mietshaus, das die städtische Wohnungsgesellschaft vor dem Wigbertiturm plant.

Kann Bauvorhaben abgewendet werden?

Die Bürger der Initiative wollen weiterhin eine freie Sicht auf den Turm, kritisieren das Unternehmen, eine Tochter der Stadt, für seinen Umgang mit den Anwohnern und äußern Bedenken in baufachlichen Fragen. Doch ob die Abgeordneten jetzt noch an dem Bauvorhaben rütteln können? Immerhin haben Stadtrat und Gesellschafter nach zäher Debatte dafür gestimmt. Archäologen sind vor Ort, die Arbeiten können bald beginnen. Weder die Geschäftsführerin der Wohnungsgesellschaft noch ihr Planer waren zu dem Termin in Allstedt geladen. Nur Manjana Bieling, Bürgermeister Richter und Vertreter der Kreisverwaltung nahmen teil. Alles fand unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt.

Was sich die Konfliktparteien nun erhoffen, wollen sie noch nicht einschätzen. Auch die Pressestelle des Landtages gab noch keinen Kommentar ab. Einzig die Vermittlerrolle der Abgeordneten wurde dort betont. Sie nehmen die Situation in Allstedt nun erneut unter die Lupe. Darüber ist die Bürgerinitiative froh. Manjana Bieling von der Bürgerinitiative meinte nach dem Termin gegenüber der MZ: „So bleibt unser Anliegen Gesprächsthema. Das ist gut so.“ (mz)