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«Dienstuntauglich» ist wie abgestempelt

Von Beate Thomashausen 08.07.2005, 15:25

Lengefeld/MZ. - Aufopferungsvoll kümmerte sie sich um ihn als schwerst behindert in eine Reha-Klinik kam. Erkämpfte mit ihm täglich ein neues Stück Lebensqualität mehr.

Wer den 48-jährigen Lengefelder heute kennen lernt, glaubt nicht, dass er dem Tode näher war als dem Leben, dass er weder laufen, noch sprechen, noch sehen konnte. Zu 50 Prozent behindert gilt Frank Kreikenbaum heute. Er arbeitet am Computer, könnte auch wieder Auto fahren. Er sagt aber, und da ist er wieder durch und durch Polizist: "Das will ich lieber nicht wagen. Das ist mir für die anderen Verkehrsteilnehmer zu riskant." Doch seiner geliebten Arbeit wieder nachzugehen und sei es nur am Computer, das wäre sein sehnlichster Wunsch.

Doch Kreikenbaum wurde im Jahr 2002 in den Ruhestand versetzt. Da war er eigentlich schon wieder heraus aus dem tiefen Loch. Ihn in den Dienst wieder zu integrieren, damit scheint sich die Polizei in Sachsen-Anhalt schwer zu tun. Denn, so Innenminister Klaus Jeziorsky in einem Schreiben aus dem Jahr 2002: "Sofern für Herrn Kreikenbaum ... die allgemeine Dienstunfähigkeit festgestellt werden sollte und mögliche Alternativen des Beamtengesetzes Sachsen-Anhalt... nicht in Betracht kommen, ist eine Versetzung in den Ruhestand die gesetzlich vorgesehene Rechtsfolge nach Beamtengesetz Sachsen-Anhalt." Einen Ermessensspielraum gebe es nicht, heißt es in dem Schreiben weiter.

Das sieht Olaf Sendel, stellvertretender Landesvorsitzender der Deutschen Polizeigewerkschaft (DePolG) anders: "Während man in Sachsen-Anhalt entweder dienstfähig oder eben dienstunfähig ist, gibt es in Bayern und Nordrhein-Westfalen die Möglichkeit der eingeschränkten Dienstfähigkeit und damit der Integration behinderter Polizisten in den Dienst. Im Fall von Frank Kreikenbaum und anderer betroffener Kollegen muss endlich eine politische Entscheidung her. Und dafür wird sich die DePolG auch weiterhin einsetzen."

"Das wäre das Größte, wenn mein Mann nun auch noch wieder jeden Morgen zur Arbeit gehen könnte", sagt Ehefrau Christel Kreikenbaum. "Aber", ergänzt sie, "es betrifft nicht nur ihn Sachsen-Anhalt, sondern eine Reihe anderer Polizisten, die dienstuntauglich geschrieben wurden und gern wieder integriert wären. Das aber wird ihnen verwehrt."