Bergung im Kyffhäuserwald Bergung im Kyffhäuserwald: Höhlenforscher müssen Rettungsaktion bezahlen

Kelbra/Sangerhausen - Die illegale Exkursion in ein altes Bergwerk am Kyffhäuser, bei der am Sonntag eine 26-jährige Frau schwer verletzt wurde, wird für die sieben Höhlenforscher teuer. Sie werden den Großeinsatz zu ihrer Rettung höchstwahrscheinlich bezahlen müssen. „Ich gehe davon aus, dass sie in Regress genommen werden und ihnen eine Rechnung präsentiert wird“, sagte Kreissprecher Uwe Gajowski auf Anfrage. In anderen Fällen sei ebenso so verfahren worden.
Zur Höhe der Regressforderungen wollte sich der Sprecher noch nicht äußern. Erst einmal müssten alle Positionen der Feuerwehren und der anderen Rettungskräfte zusammengerechnet werden. Es könnte sich am Ende aber um eine fünfstellige Summe handeln.
Der Schacht an der Rothenburg, in dem das Unglück am vergangenen Sonntag passierte, gehörte zum früheren Flussspatwerk in Rottleberode.
Dort wurde Schwerspat, also Bariumsulfat abgebaut, das damals hauptsächlich als Zuschlagstoff in Hochöfen verwendet wurde. „Mitte der 60er Jahre wurde allerdings die Förderung in Kelbra eingestellt, da sie unrentabel geworden war“, erinnerte sich Alfred Wüstemann, der als Maschineningenieur im Flussspatwerk in Rottleberode arbeitete.
Karl-Heinz Maul aus Kelbra, der unter anderem als Sprenghauer in der Grube an der Rothenburg tätig war, sagte, die Förderung sei bereits im Oktober 1964 eingestellt worden. „Ende März 1965 wurde die Grube dann ganz geschlossen.“ Insgesamt seien in dem Werk bei Kelbra 27 Menschen beschäftigt gewesen.
50 Rettungskräfte an Hilfsaktion beteiligt
Die Höhlenforscher im Alter zwischen 15 und 53 Jahren waren am Sonntag in den alten Schacht nahe der Rothenburg eingestiegen, obwohl Schilder ausdrücklich davor warnen. Kurze Zeit später stürzte eine 26-jährige Hallenserin in dem Hohlraum offenbar 15 Meter fast senkrecht in die Tiefe und verletzte sich schwer. Bei der Frau soll es sich um eine Geologin handeln, die ihre Doktorarbeit über das Gebiet schreibt. Zwei ihrer Begleiter kletterten aus dem Schacht und holten Hilfe. Vier blieben bei der verletzten 26-Jährigen. Bei der anschließenden Hilfsaktion waren etwa 50 Rettungskräfte der Feuerwehr und der Höhenrettungsgruppe des Landkreises sowie ein Rettungshubschrauber im Einsatz.
Die verletzte Frau und die letzten drei ihrer Begleiter konnten erst Stunden später aus dem Hohlraum befreit werden. Die 26-Jährige wurde dann mit den Hubschrauber ins Südharz-Klinikum nach Nordhausen geflogen. Sie soll Rückenverletzungen erlitten haben. Genauere Angaben gibt es weiterhin nicht. Noch am Sonntag ist der Eingang zum Schacht provisorisch abgesperrt worden. „Wir prüfen, ob er verschlossen werden kann“, sagte der Leiter des Thüringer Landesbergamtes, Hartmut Kießling, der Nachrichtenagentur dpa. Das hinge auch davon ab, ob Fledermäuse und andere Tiere die Höhle nutzten. Geprüft werde zudem, ob es weitere Eingänge gebe und wie sie gesichert werden könnten. Kießling: „Das wird nicht in wenigen Tagen abgeschlossen sein.“ Bisher existieren nur Schilder, die darauf hinweisen, dass das Betreten der Anlage verboten ist.
Kein Einzelfall
Die Naturparkverwaltung Kyffhäuser bestätigte, dass es immer wieder Leute gibt, die in den Hohlräumen am Kyffhäuser herumkriechen. Hobbyforscher holten sich Karten aus dem Internet, wo solche Schächte verzeichnet seien, sagte Lutz Koch, Sprecher der Parkverwaltung. „Dabei sind solche Touren mitunter lebensgefährlich.“ Auch der Leiter des Bergamtes nannte das illegale Eindringen in Höhlen und ehemalige Bergwerke unverantwortlich und lebensgefährlich. „Wer dies tut, hat keine Sachkunde, um die Gefahren einschätzen zu können. Es drohen Steinschläge, Abstürze in unbekannte Tiefen, Gase, Wasser und glitschige Steine.“ Für die Retter, die auf engstem Raum mit Ausrüstung und Tragen Verletzte bergen müssen, seien die Gefahren noch höher. Ebenso warnte Erich Hartung, Chef des Schaubergwerks in Wettelrode, davor, in alte Schächte hineinzugehen. „Dass sind sehr unvorsichtige Leute, die so was tun. Ein Bergmann würde das nicht machen“, sagte Hartung, der über 35 Jahre Erfahrung im Bergbau verfügt. Im Vorfeld der unterirdischen Touren, die das Schaubergwerk in Altbergbaugebiete anbiete, würden die Strecken eingehend kontrolliert, um Unglücke zu verhindern.
