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Dramatische Rettung am Kyffhäuser Dramatische Rettung am Kyffhäuser: Höhlenforscherin aus Halle stürzt 15 Meter in die Tiefe

Von FRANK SCHEDWILL UND RALF KANDEL 17.05.2015, 10:33
Schilder warnen eindringlich vor dem Betreten der alten Schachtanlage. Die sieben Hobbyforscher störte das offenbar nicht.
Schilder warnen eindringlich vor dem Betreten der alten Schachtanlage. Die sieben Hobbyforscher störte das offenbar nicht. Ralf Kandel Lizenz

Kelbra - Dramatische Szenen im Kyffhäuserwald: Ein Großaufgebot an Einsatzkräften hat am Sonntag zwischen Kelbra und der Rothenburg eine schwer verletzte Hobbyforscherin gerettet, die in einem alten Flussspat-Schacht verunglückt und dabei 15 Meter in die Tiefe gestürzt war. Erst nach Stunden konnten die 26-jährige Frau und drei ihrer Begleiter aus dem Hohlraum befreit werden.

Laut Polizei war die Hallenserin am Morgen mit sechs anderen Personen im Alter zwischen 15 und 53 Jahren in die Höhle eingestiegen. Die Teilnehmer der Exkursion stammen aus dem Harzkreis, Halle und Mansfeld-Südharz. Dabei warnen Schilder eindringlich vor dem Betreten der Anlage. Die Begehung sei auch nicht bei den zuständigen Behörden angemeldet gewesen, sagte ein Sprecher der Landeseinsatzzentrale der Polizei in Erfurt. Nach 60 bis 70 Metern in dem unterirdischen Schacht sei die Frau dann fast senkrecht abgestürzt. Sie soll zuvor auf einen morschen Balken getreten haben, heißt es.

Der Notruf ging um 10.50 Uhr bei der Leitstelle in Sangerhausen und dem Polizeirevier Mansfeld-Südharz ein. Kurze Zeit später machte sich ein Großaufgebot an Einsatzkräften, darunter die Kelbraer Feuerwehr und die Höhenrettungsgruppe des Landkreises, auf den Weg in das nur schwer zugängliche Gelände. Es liegt direkt an der Landesgrenze zwischen Sachsen-Anhalt und Thüringen. Ein Notarzt, der mit einem Rettungshubschrauber eingeflogen wurde, versuchte, die Frau soweit zu stabilisieren, dass sie transportiert werden konnte.

Gegen 14.35 Uhr konnte die Verletzte dann aus der Höhle geholt werden. Nach MZ-Informationen gestaltete sich die Bergung auch deshalb schwierig, weil die Helfer mit der Trage zwei Engstellen in dem Schacht passieren mussten. Die Frau wurde dann mit dem Hubschrauber ins Klinikum nach Nordhausen geflogen. Zu ihren genauen Verletzungen ist nichts näheres bekannt. Gegen 16.30 Uhr hatten die Einsatzkräfte dann auch die letzten drei Begleiter der Frau befreit, die bis dahin in dem Hohlraum ausharren mussten. Die Polizei warnte eindringlich davor, derartige Höhlen zu betreten. Sie hat das Thüringer Landesbergamt von dem Vorfall informiert. Noch im Laufe des Sonntagabends sollte der Eingang des Schachtes provisorisch mit einer Betonplatte verschlossen werden. Für die Zukunft ist geplant, den Zugang dauerhaft zu verschließen.

Im Kyffhäusergebirge gibt es etwa 60 Höhlen. Die größte Höhle ist die Numburghöhle bei Auleben. Sie gilt mit einer Länge von etwa 1 750 Metern zugleich als zweitgrößte Höhle Thüringens.

Der größte gefundene Hohlraum der Numburghöhle erreicht eine Höhe von 36 Metern. Teile der Höhle und der Höhleneingang stehen durch den Stausee Kelbra unter Wasser.

Da eine Befahrung der Numburghöhle lebensgefährlich ist, wurde der Eingang aus Sicherheitsgründen verschlossen. Die zweitgrößte und zugleich einzige touristisch erschlossene Höhle am Kyffhäuser ist die Barbarossahöhle.

Die drittgrößte Höhle in der Gegend ist die Schusterhöhle bei Tilleda. Sie befindet sich neben dem Aufgang zur Königspfalz und kann ebenfalls aus Sicherheitsgründen nicht befahren werden.  

Die Förderung von Flussspat auf dem Gelände an der Rothenburg soll in den 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts von den damaligen Betreibern aufgegeben worden sein.

Ein Großaufgebot an Einsatzkräften aus Sachsen-Anhalt und Thüringen versucht zur Stunde, eine verletzte Höhlenforscherin aus einem alten Flussspatschacht am Kyffhäuser zu bergen.
Ein Großaufgebot an Einsatzkräften aus Sachsen-Anhalt und Thüringen versucht zur Stunde, eine verletzte Höhlenforscherin aus einem alten Flussspatschacht am Kyffhäuser zu bergen.
Ralf Kandel Lizenz
Durch dieses Loch stiegen die „Forscher“ in den Schacht ein.
Durch dieses Loch stiegen die „Forscher“ in den Schacht ein.
KANDEL Lizenz