Aus für Traditionsgeschäft Aus für Traditionsgeschäft: Wicht-Fashion schließt nach 20 Jahren

Sangerhausen - „Totalräumung, 70 Prozent reduziert“, steht auf knallroten Aufklebern im Schaufenster. In der Toreinfahrt hängen Damen- und Herren-Hosen, die für fünf Euro zu haben sind. Bei Wicht Fashion in der Kylischen Straße in Sangerhausen herrscht dieser Tage Ausverkauf.
„Bis Ende des Monats muss alles raus sein“, sagt Inhaber Axel Wicht. „Ich will beruflich kürzer treten.“ Deshalb habe er entschieden, das Geschäft, das seit 1991 in der Berg- und Rosenstadt existierte, dichtzumachen. Das Aus für Wichts Damen- und Herren-Bekleidungsladen ist das Ende eines weiteren Traditionsgeschäfts in der lnnenstadt. Dort stehen zum Leidwesen vieler Einwohner seit Jahren eine ganze Reihe Geschäftsräume leer.
Rahmenbedingungen haben sich verschlechtert
„Wirtschaftlich hatten wir keine Schwierigkeiten, wir könnten so gesehen weiter machen. Ich bin aber mittlerweile 72 Jahre alt“, sagt der Diplom-Ingenieur für Textiltechnik. Zu DDR-Zeiten hatte er nach seinem Studium als Technischer Leiter des Familienbetriebs Wicht und Rudloff KG gearbeitet. Nach dessen Verstaatlichung war er ab 1972 Technischer Leiter beim VEB Herrenmode Eisleben und beim VEB Herrenkonfektion Helbra.
1989/1990 wurde die Firma dann reprivatisiert. In dem Zusammenhang entstand dann auch der Laden in Sangerhausen. Erst im Gewerbegebiet Helmepark, später im Zentrum. Seit 20 Jahren ist Wicht-Fashion nun in der Kylischen Straße 40 ansässig. Der Unternehmer räumt ein, dass sich die Rahmenbedingungen für Betriebe wie seinen in den vergangenen Jahren verschlechtert haben.
Mit dem Internethandel sei insbesondere bei jüngeren Kunden eine Konkurrenz erwachsen, die vielen Handelsunternehmen zu schaffen mache. „Gerade Klein- und Mittelstädte wie Sangerhausen oder Eisleben leiden darunter“, sagt der Händler.
Sangerhäuser bleibt im Geschäftsleben
Dann müsse man auch sehen, dass sich die Anlassbekleidung, wie er es nennt, in den vergangenen Jahren stark gewandelt habe. „Wer trägt heute auf einer Geburtstagsfeier noch ein Sakko oder einen Schlips. Mit Jeans, T-Shirt oder Sweatshirt kann man heutzutage fast überall hingehen.“
Ganz zurückziehen will sich der 72-Jährige Sangerhäuser aus dem Geschäftsleben aber noch nicht. „Es wird eher ein Unruhestand werden“, betont der Unternehmer. Denn er will sich weiter um sein verbleibendes Bekleidungsgeschäft am Wolferöder Weg in Eisleben und beispielsweise seine Vermietungsaktivitäten kümmern.
So bietet Wicht unter anderem in Eisleben auch Self-Storage-Lösungen an. Kunden können beispielsweise ihre Möbel oder andere Dinge in einem Lagerhaus bei ihm unterstellen. (mz)