Ärztemangel Ärztemangel: 81-Jähriger wartet monatelang auf Arzttermin
Sangerhausen - Karl-Heinz Starke versteht die Welt nicht mehr. „Ich war noch nie in meinem Leben bei einem Augenarzt, jetzt wo ich einen brauche, ist keiner für mich da“, beklagt der 81-jährige Sangerhäuser die Zustände in der Kreisstadt.
Schließlich wolle er nicht einfach mal so zum Augenarzt, sondern soll das auf Anraten seines Optikers tun. Denn der ehemalige Lokführer hatte sich eine Brille gekauft.
Termine erst wieder ab 2020
Bei der Bestimmung der Sehstärke war dem Fachmann offenbar an den Augen des Seniors etwas aufgefallen. „Der hat dann zu mir gesagt, ich solle mir einen Termin holen“, erzählt Starke.
Das habe er auch im Januar dieses Jahres in der Augenklinik in Sangerhausen versucht, doch da hatte er keine Chance und wurde auf die zweite Jahreshälfte vertröstet. „Doch da wurde mir am Tresen in der Augenklinik erklärt, dass erst wieder im kommenden Jahr Termine vergeben werden“, sagt Starke.
Dr. Kurt-Christian Heider, einer der vier Augenärzte der Sangerhäuser Augenklinik, kennt das Problem. Dennoch verweist er auf den prall gefüllten Kalender.
„Wir vergeben in diesem Jahr keine Termine mehr“, sagt Heider und rät dem Senior, sich an andere Kollegen zu wenden. „Um hier nicht missverstanden zu werden, Notfälle werden nicht weggeschickt“, sagt Heider und eröffnet dem pensionierten Lokführer weitere Möglichkeiten.
Überweisungsschein vom Hausarzt
So könne der sich an seinen Hausarzt wenden, um je nach Dringlichkeit mit einem Überweisungsschein wiederzukommen. Eine weitere Variante sei die Terminservicestelle (TSS) der Kassenärztlichen Vereinigung, weiß Heider.
Diese Terminservicestellen sollen gesetzlich krankenversicherten Patienten bei der Suche nach einem Termin bei einem Facharzt unterstützen, schreibt die Kassenärztliche Vereinigung auf ihrer Homepage. Allerdings vermittelt der Service keine Wunschärzte und auch keine Ärzte für Notfälle.
Dagegen naht von anderer Stelle Hilfe und Unterstützung. Denn die Chancen für schnellere Termine bei Ärzten oder Psychotherapeuten steigen. Seit Beginn des Monats sind weitere Regeln des bundesweiten Terminservice- und Versorgungsgesetzes in Kraft getreten.
Unter anderem erhalten Ärzte nun Zuschläge zur Vergütung, wenn sie Patienten, die über die Terminservicestellen (TSS) vermittelt werden, schneller drannehmen.
Fünf offene Sprechstunden pro Woche sind jetzt in einigen Facharztpraxen Pflicht geworden. Dabei handelt es sich um Behandlungszeiten, zu denen Patienten ohne vorherige Terminabsprache eine Praxis aufsuchen können.
Wie die Mediziner die fünf Pflichtstunden verteilen, ob sie also jeden Tag eine offene Sprechstunde oder alle fünf Stunden an einem Tag anbieten, bleibt ihnen überlassen.
Terminservicestelle kontaktieren
Dem Sangerhäuser Karl-Heinz Starke kann das zunächst einmal egal sein. Der Rentner ist im benachbarten Thüringen fündig geworden und hat mittlerweile einen Termin beim Augenarzt erhalten.
Die Terminservicestelle in Sachsen-Anhalt ist Montag bis Freitag von 9-12 Uhr und Dienstag von 13-16 Uhr ausschließlich für Patienten unter der Rufnummer 0391/6278888 erreichbar.
(mz)