Alter Stolberg Alter Stolberg: Flora und Fauna bei Regen erkunden

Uftrungen/MZ - Sechs unverdrossene Wanderer ließen sich am Samstag vom Regenwetter nicht abschrecken, um im Alten Stolberg auf Tour zu gehen. Elke Blanke aus Niedersachswerfen/Thüringen hatte zur Frühlingswanderung eingeladen. Vor fast genau zwei Jahren gehörte sie zu den 22 Natur- und Landschaftsführern, die für das Biosphärenreservat Karstlandschaft Südharz ausgebildet wurden. Mit ansteckender Begeisterung nimmt sie seitdem Wanderlustige mit auf Tour, die nicht nur Kilometer abwandern, sondern etwas mehr über Flora und Fauna aber auch die Geschichte der Region erfahren wollen. Damit ist der Weg der „Grenzgängerin“ gut gespickt.
Auch wenn das Frühjahr sich lange Zeit ließ, scheint nun plötzlich alles auf einem Mal ans Tageslicht zu drängen. Weiße und gelbe Windröschen hatten an diesem Nachmittag zwar ihre Blütenköpfe geschlossen. Aber sie stehen unübersehbar am Wegesrand. Genauso, wie der Bärlauch, der bereits seine Blütenknospe hervorschiebt. Mit wachsender Begeisterung rätselten die Wanderer, was da noch so am Wegesrand steht. Ist es das Bingelkraut und kommt da tatsächlich schon die Türkenbundlilie?
Einfacher war es da bei den steinernen Zeitzeugen, welche noch heute die Grenze zwischen Sachsen-Anhalt und Thüringen kennzeichnen. In den Grenzsteinen der historischen Grenze Chursachsen-Churhannover ist die Jahreszahl eingemeißelt, wann sie gesetzt worden sind. Dem Grenzverlauf folgte man kurz bis zur Reesberg-Doline, um einen Blick in die beeindruckende Karsterscheinung am Wegesrand zu werfen. Dann wendete man sich Richtung Süden.
Elke Blanke kennt ihre „Hausstrecke“. Wie abgesprochen, konnten die Wanderer selbst das Reh entdecken, dass immer zur selben Zeit zur Äsung kommt. Aber auch für die eher unscheinbaren und verborgenen Lebewesen konnte sie bei den Wanderern die Augen öffnen.
Wer blickt schon intensiv auf den Magerrasen und entdeckt die grazilen Trompetenflechten? Oder haben sie schon mal in einer Fahrspur im Wald nach Bergmolchen Ausschau gehalten? Ganz begeistert war Marlies Bartz aus Uftrungen als Elke Blanke die Blütenstände der Lärchen zeigte. „Das habe ich so auch noch nie gesehen“, sagte Ulrich Bartz. Wenig später standen alle erstaunt vor einer Fichte, deren Wurzeln mit Spänen übersät war. Der Blick in die Höhe zeigte das Werk eines Schwarzspechts, der noch vor kurzem im Baumstamm nach Nahrung gesucht hatte. Einige Wildobstbäume hatten schon ihre Blüten geöffnet. Aber bei den kühlen Temperaturen blieben die Insekten aus.
Leider hatten die Wanderer nicht nur positive Entdeckungen auf ihrer Tour gemacht: Mehrere Holzbrücken waren so desolat, dass man lieber einen Sprung übers Rinnsal wagte. Binnen weniger Tage hatten auch „Müllschweine“ ihr Werk getan und verschiedenen Müll in den Straßengraben gekippt. „Das war am Donnerstag noch nicht, als ich den Weg noch einmal abgelaufen bin“, sagte Elke Blanke.